Gold und Bronze für das deutsche Team veredeln den Abschlusstag der Weltmeisterschaften in Tokio. Zehnkämpfer Leo Neugebauer krönt sich zum „König der Athleten“ und die 4x100-Meter-Staffel um Gina Lückenkemper trotzt dem Regen mit Platz drei. Für eine Überraschung sorgen Botswana über 4x400 Meter sowie eine Kenianerin über 800 Meter.
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Leo Neugebauer (VfB Stuttgart) hat sich am Sonntag bei der WM in Tokio zum Zehnkampf-König gekrönt. Während im Laufe der beiden Wettkampftage gleich mehrere Favoriten in Einzeldisziplinen scheiterten, wusste der Olympia-Zweite seine Chance zu nutzen und kämpfte sich nach starken Vorstellungen mit dem Diskus und Speer auf den abschließenden 1.500 Metern zu Gold. Mit 8.804 Punkten hielt er Ayden Owens-Delerme (8784 pt.) aus Puerto Rico in Schach, der mit Landesrekord Silber gewann. Bronze ging mit 8.703 Punkten an den US-Amerikaner Kyle Garland vor Niklas Kaul (USC Mainz; 8.538 pt.). Damit ist Leo Neugebauer der dritte deutsche Zehnkampf-Weltmeister nach Torsten Voss (1987) und Niklas Kaul (2019).
Regenwetter? Für die deutsche 4x100-Meter-Staffel der Frauen kein Problem! Das hatte das Quartett bereits bei der „Generalprobe“ in Lausanne Anfang August unter Beweis gestellt. Wie bereits im Vorlauf ging die DLV-Staffel auch im Finale in der Besetzung Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Schlussläuferin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) an den Start. Als perfekt eingespieltes Team brachten sie den Staffelstab souverän über das Stadionrund und sprinteten wie bereits bei den Olympischen Spiele von Paris im Vorjahr zu Bronze. In 41,87 Sekunden mussten sie lediglich der Sieger-Staffel aus den USA mit Melissa Jefferson-Wooden, Kayla White, Twanisha Terry und Sha'Carri Richardson (41,75 sec) sowie den vier Sprinterinnen aus Jamaika (41,79 sec) den Vortritt lassen.
Für einen doppelten US-Triumph sorgten anschließend die vier Männer um 200-Meter-Weltmeister Noah Lyles. In 37,29 Sekunden sprintete das Quartett aus den USA zum Sieg vor Kanada (37,55 sec) und der Staffel aus den Niederlanden, die in 37,81 Sekunden einen nationalen Rekord aufstellte. Das deutsche Quartett mit dem für Deniz Almas (LG Olympia Dortmund) eingesprungenen Startläufer Julian Wagner (TV Wattenscheid 01) sowie Marvin Schulte (ASV Köln) und dem starken Duo des Hamburger SV Lucas Ansah-Peprah und Owen Ansah wurde in 38,29 Sekunden Fünfter.
Olyslagers triumphiert, Honsel springt in die Top Acht
Die Titelverteidigerin ist geschlagen. Im Hochsprungfinale von Tokio musste sich Yaroslava Mahuchikh (Ukraine) mit 1,97 Meter und Bronze zufriedengeben und sich diesen Platz mit der jungen Serbin Angelina Topic teilen. Gold ging an Nicola Olyslagers aus Australien vor der Polin Maria Zodzik – beide Athletinnen übersprangen 2,00 Meter. In den Kampf um Edelmetall nicht mit eingreifen konnten Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) und Imke Onnen (Cologne Athletics). Für die beiden deutschen Springerinnen war das Finale auf Rang sieben und elf nach jeweils übersprungenen 1,93 Meter beendet.
Das Diskus-Finale der Männer verlangte den Hünen im Ring einiges ab. Erst eine lange Regenpause und lange Wartezeit, dann die reinste Rutschpartie. Ein Athlet nach dem anderen versuchte mit wechselndem Schuhwerk, den glitschigen Bedingungen Herr zu werden. Doch es folgten Stürze, Fehlversuche und Weiten, die längst nicht dem Niveau der Finalisten entsprachen. Besonders hart traf es Henrik Janssen (SC Magdeburg), für den der Wettkampf nach drei ungültigen Versuchen schnell vorbei war. Und auch Mika Sosna (TSG Bergedorf) gelang nur eine gültige Weite. Mit 58,60 Metern wurde der 22-Jährige Elfter. Gold ging im Nass von Tokio an den schwedischen Titelverteidiger Daniel Ståhl (70,47 m), Weltrekordhalter Mykolas Alekna aus Litauen gewann Silber (67,84 m) vor Alex Rose (Samoa; 66,96 m) auf Rang drei. Es ist die erste Medaille für Samoa in der WM-Geschichte.
Überraschungssieg über 800 Meter
Im Finale über 800 Meter der Frauen ging von Beginn an mit hohem Tempo die Post ab. Dicht beisammen liefen die Athletinnen die ersten 400 Meter, angeführt wurde das Feld von Titelverteidigerin Mary Moraa (Kenia). Eingangs der letzten Kurve war es dann Olympiasiegerin Keely Hodgkinson (Großbritannien), die in Front ging. Doch auf der Zielgeraden war es dann überraschend die Kenianerin Lilian Odira, die das beste Stehvermögen hatte und als Erste ins Ziel lief. Mit Meisterschaftsrekord von 1:54,62 Minuten krönte sie sich zur Weltmeisterin, Silber und Bronze gingen an das britische Duo Georgia Hunter Bell (1:54,62 min) und Keely Hodgkinson (1:54,90 min). Mary Moraa ging als Siebte ebenso leer aus wie die vorab mitfavorisierte Schweizerin Audrey Werro auf Rang sechs.
Die Fragezeichen vor der WM waren groß: In welcher Form ist Ausnahmeathlet Jakob Ingebrigsten? Nachdem der Norweger über die 1.500 Meter bereits im Vorlauf ausgeschieden war, stand er am Abschlusstag der Weltmeisterschaften von Tokio im Finale über 5.000 Meter. Wie gewohnt ging er das Rennen von hinten an, versuchte 1.000 Meter vor dem Ziel dann einen Angriff und setzte sich an die Spitze. Doch mit dem Klang der Schlussglocke musste er dann abreißen lassen und seiner Verletzungsmisere der Saison Tribut zollen. In 13:02,00 Minuten kam er als Zehnter ins Ziel. Die Medaillen waren da längst verteilt. Mit einem starken Endspurt über die letzten 200 Meter war es 1.500-Meter-Olympiasieger Cole Hocker (USA), der sich für die Disqualifikation über seine Paradedisziplin zu rächen schien und sich Gold über 5.000 Meter sicherte. Silber gewann der Belgier Isaac Kimeli (12:58,78 min) vor dem Weltmeister über 10.000 Meter Jimmy Gressier aus Frankreich (12:59,33 min).
Botswana siegt mit 4x400-Meter-Staffel vor USA-Quartett
Während die Finalwettbewerbe im Diskuswerfen der Männer sowie im Hochsprung der Frauen aufgrund von Starkregen unterbrochen wurden, ging es für die Langsprinter mit der 4x400-Meter-Staffel auf die nasse Bahn durch den strömenden Regen. Überraschend am besten mit den Bedingungen kam das Quartett aus Botswana zurecht. In der Besetzung Lee Bhekempilo Eppie, Letsile Tebogo, Bayapo Ndori und 400-Meter-Weltmeister Busang Collen Kebinatshipi ging Gold in 2:57,76 Minuten an den Binnenstaat in Südafrika. Für die vier US-Amerikaner, die sich erst wenige Stunden zuvor in einem Ausscheidungsrennen für das Finale nachträglich qualifiziert hatten, gab es in 2:57,83 Minuten Silber vor der zeitgleichen Staffel aus Südafrika.
Bei den Frauen waren es die favorisierten US-Frauen, die ihrer Rolle gerecht wurden und in der Besetzung Isabella Whittaker, Lynna Irby-Jackson, Aaliyah Butler und Sydney McLaughlin-Levrone in 3:16,61 Minuten zu Gold sprinteten. Silber ging an das Staffel-Quartett aus Jamaica (3:19,25 min), über Bronze durften sich die starken Niederländerinnen (3:20,18 min) um Schlussläuferin Femke Bol freuen.