Beim EAA-Meeting in Luzern hat Johannes Vetter am Dienstag gleich viermal die 90-Meter übertroffen. Mit 94,44 Metern verbesserte er dabei den erst acht Wochen alten deutschen Rekord von Olympiasieger Thomas Röhler (93,90 m). Bei den Frauen steigerte Christin Hussong ihre Saisonbestleistung auf 64,18 Meter.
Es erschien nur eine Frage der Zeit bis auch Johannes Vetter (LG Offenburg) die 90 Meter übertrifft. In diesem Sommer hatte er schon zweimal Wettkämpfe mit 89-Meter-Würfen und zwei weitere mit 88-Meter-Würfen abgeliefert. Aber welches Feuerwerk der 24-Jährige am Dienstag in Luzern (Schweiz) abbrannte, machte doch wieder sprachlos. Nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal, sondern gleich viermal flog sein Speer an diesem Abend über die Schallmauer. Im vierten Durchgang landete er erst bei 94,44 Metern. Unglaublich.
„Ich war schon nach den ersten beiden Versuchen voller Adrenalin“, erklärte der Olympia-Vierte in einer ersten Reaktion von den TV-Kameras. Dieses Adrenalin hat er dann ganz offensichtlich gleich rausgelassen. Auf 90,75 Meter und 91,06 Meter folgten 93,06 und dann die 94,44 Meter.
Deutscher Rekord von Thomas Röhler übertroffen
Damit hat der schon einigermaßen „irre" deutsche Rekord von Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena; 93,90 m) aus Doha (Katar) von Anfang Mai nur acht Wochen gehalten. Schon diese Weite war die größte seit 20 Jahren. Weiter hat nur einer geworfen: Weltrekordler Jan Zelezny (Tschechische Republik; 98,48 m), der auch in einem Wettkampf im Jahr 1997 in Stellenbosch (Südafrika) fünf 90-Meter-Würfe in Serie abfeuerte, also noch einen mehr als Johannes Vetter an diesem dennoch denkwürdigen Abend in Luzern.
Nach dem Diamond League-Meeting in Paris (Frankreich) und den Deutschen Meisterschaften am Wochenende in Erfurt ließ er außerdem wieder Thomas Röhler hinter sich, der in Luzern als Zweiter auf ebenfalls stattliche 89,45 Meter kam. Der Olympiasieger hatte vorher bei fünf Wettkämpfen des Sommers jeweils vor Johannes Vetter gewonnen und dabei in Doha (93,90 m), Rom (Italien; 90,06 m) und Ostrava (Tschechische Republik; 91,53 m) die 90 Meter geknackt. Es kündigt sich ein Giganten-Duell bei der WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. Augsut) an.
Ganz nebenbei überbot Johannes Vetter auch die Bestleistung seines Trainers Boris Obergföll, der 1995 in Linz 90,44 Meter erzielt hatte. Der Bundestrainer war bei dem Rekordwurf seines Schützlings hautnah dabei, klatschte an der Bande Beifall als der Offenburger zu seinem Rekordwurf Anlauf nahm. Die Bahn war durch den vorangegangen Regen nass, während des Wettkampfes regnete es aber nicht mehr.
Christin Hussong steigert Saisonbestleistung
Endlich einen Wurf nach ihrem Geschmack erwischte auch bei den Frauen Christin Hussong (LAZ Zweibrücken). Die 23-Jährige steigerte ihre Saisonbestleistung aus Halle (61,91 m) im sechsten Durchgang um mehr als zwei Meter auf 64,18 Meter. Diese Leistung ist die viertbeste Weite ihrer Karriere und der Beweis, dass die U23-Europameisterin auf dem richtigen Weg zur WM ist. Kathryn Mitchell (Australien; 61,44 m) wurde Zweite.
Über einen Sieg und eine Saisonbestleistung freuen durfte sich auch Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:01,31 min), die nach ihrem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften ihr drittes 800-Meter-Rennen innerhalb von vier Tagen lief. Im Hürdensprint ließ Sharika Nelvis (USA; 12,67 sec) die Olympiasiegerin von 2012 Sally Pearson (Australien; 12,83 sec) hinter sich.
Im Hochsprung floppte die Deutsche Vize-Meisterin Jossie Graumann (LG Nord Berlin) über 1,86 Meter und wurde wie schon in Erfurt am Wochenende Zweite, diesmal hinter der höhengleichen Nigerianerin Doreen Amata (1,86 m). Im Stabhochsprung gewann die unter neutraler Flagge startende Russin Olga Mullina (4,62 m) vor Lokalmatadorin Nicole Büchler (Schweiz; 4,40 m). Annika Roloff (MTV 49 Holzminden) wurde mit 4,30 Meter Vierte.
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