Am ersten Tag der Hessischen Meisterschaften in Kassel blieben die großen Leistungen der Aktiven aus. Einige erfreuliche Akzente setzte der Nachwuchs. Die deutsche Hochsprung-Rekordlerin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) blieb bei ihrer Anfangshöhe hängen.
„Es hat einfach nicht gepasst.“ Dieser Kommentar von Günter Eisinger beschreibt den Wettkampf von Ariane Friedrich wohl am besten. Ihr Trainer hätte auch sagen können: Viel versucht und nichts gewonnen. Trotz verlängertem Anlauf blieb die Springerin der LG Eintracht Frankfurt im Auestadion ohne Höhe. Bei 1,79 Meter stieg sie in den Wettkampf ein – und dreimal fiel die Latte. Wortlos verließ sie das Stadion, in dem in zwei Wochen auch die Deutschen Meisterschaften stattfinden werden.
Nach zwei Wettkämpfen im Freien und einer Saisonbestleistung von 1,83 Meter scheint das Ziel, die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio – es wären die dritten Spiele für Ariane Friedrich – ein Stück entfernt. Günter Eisinger fällt es schwer, dem zu widersprechen. Die Leichtathletik lebt nun einmal von Ergebnissen. Im Training sieht er zwar positive Ansätze, er spricht von Kraftwerten, die ihn an die beste Zeit seiner Athletin erinnern. Doch sie kann die Ansätze noch nicht transportieren.
Schnelligkeit ist die Stellschraube
„Ariane braucht Sprünge und Selbstvertrauen.“ Ihr Coach sagt auch: „Ich messe Ariane nicht an den Höhen von früher, das wäre schlichtweg falsch. Nach dem Achillessehnenriss und der Schwangerschaft hat sich bei Ariane viel verändert.“ Die Stellschraube, an der aktuell gedreht werden muss, ist die Schnelligkeit. „Ohne die geht im Hochsprung nichts.“ Eisingers Parole lautet: „Ruhe bewahren, klarer Kopf, angreifen.“ Im Training und möglichst noch in einem Wettkampf vor der DM. Eine Randnotiz: Der hessische Meistertitel ging mit bescheidenen 1,67 Meter weg.
Die ewig junge Frage nach den schnellsten Hessen beantworteten Florian Daum (Wiesbadener LV; 10,69 sec) und Lara Matheis (TSG Gießen-Wieseck; 12,05 sec). Der BWL-Student aus Frankfurt hätte gern eine schnellere Zeit angeboten („um 10,50“), nach seiner Bestzeit von 10,28 Sekunden habe ihm lange die Frische und Spritzigkeit gefehlt. Sind die 10,28 Sekunden der neue Maßstab für ihn? Beantworten will Florian Daum diese Frage noch nicht, „es bedarf noch einer Bestätigung“. Wie auch immer, bei der DM will er ins 100-Meter-Halbfinale und über 200 Meter „muss ich schauen, wie es läuft. Ich kann mich noch nicht richtig einschätzen.“
Jens Nerkamp fit für Amsterdam
Auf seinem Weg zu den Europameisterschaften im Halbmarathon holte sich Jens Nerkamp in einem flotten Trainingslauf den erwarteten Titel über 5.000 Meter ab. 14:51,86 Minuten waren sogar etwas schneller als geplant. „Eine Zeit um 15:20 Minuten hätte wohl heute nicht gereicht. Deshalb habe ich angegriffen.“
Im Angriffsmodus befindet sich der Athlet von Trainer Winfried Aufenanger schon etwas länger, vor allem auf den langen Strecken. Die Gründe? „Im Trainingslager hat alles gepasst.“ Flotte Wettkämpfe folgten: 64:06 Stunden im Halbmarathon, 14:18,20 Minuten über 5.000 Meter in Belgien trotz Sturz, unter der Woche eine neue Bestzeit über 1.500 Meter (3:50,90 min). „Es läuft.“ Wenn er an Amsterdam denkt, will er „um jede Sekunde und für die Mannschaft kämpfen.“
Weitspringer Gianluca Puglisi von der LG Eintracht Frankfurt, der Hallen-DM-Fünfte, hatte sich mehr als 6,92 Meter und Platz vier erhofft („Um 7,50 wollte ich springen“). Markus Czech, sein Techniktrainer, verriet: „Gianluca ist schneller und kräftiger geworden, dementsprechend hat sich auch der Anlauf verändert.“ Eine erfolgreiche Umstellung bedarf oft Jahre. „Das ist Giannis erste Aktivensaison. Man sollte ihm Zeit geben. Ich glaube, wir befinden uns auf einem guten Weg.“ Und Gianluca Puglisi sagt selbst: „Die U23-DM in Wattenscheid, das sind ‚meine‘ Deutschen Meisterschaften.“
Sprint-Krone für Lennard Wagner und Jennifer Zuban
Die U18-Sprint-Kronen über 100 Meter setzten sich bei Gegenwind Lennard Wagner (11,28 sec) und Jennifer Zuban (TSV Remsfeld;12,05 sec) auf. Der Frankfurter nutzte die Abwesenheit von Lukas Sandmann (Wiesbadener LV; 10,64 sec), Jennifer Zuban glaubt, dass ihre aktuelle Bestzeit (11,94 sec) noch ausbaufähig ist.
Schnellster Langsprinter über 400 Meter wurde wie erwartet Michael Schäfer (TSG „Slitisa“ Schlitz; 49,58 sec), der auch national die Rangliste anführt (48,82 sec). „In den letzten zwei Wochen musste ich das Training zurückschrauben, im rechten Fuß habe ich eine Entzündung“, so der Athlet von Cornelia Gambetta.
Die Veranstaltung wurde begleitet von technischen Schwierigkeiten. „Einige Automatismen haben nicht gegriffen“, bekannte der HLV-Vizepräsident Klaus Schuder und sprach von „händischen Korrekturen im Wettkampfbüro“.
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