Bei den vergangen Hallen-Europameisterschaften in Göteborg (Schweden) schrammte die Auswahl des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in der Nationenwertung knapp am Podium vorbei. Das könnte diesmal anders ausgehen.
Die Chancen, internationale Medaillen und vordere Platzierungen zu erhaschen, stehen bei einer Hallen-EM gut: die starke Konkurrenz aus Übersee fehlt und daneben lassen einige Athleten die Hallensaison aus. Berücksichtigt werden für die Nationenwertung die Ränge eins bis acht – und die Chancen stehen gut, dass das deutsche Team in Prag so einige Athleten auf diesen Rängen platzieren kann.
2009 in Paris (Frankreich) und 2011 in Turin (Italien) kam Deutschland im Nationenvergleich auf Platz zwei und drei, 2015 kann nach Platz vier wieder der Sprung in die Top Drei gelingen. Stärkste Konkurrenten sind die Briten, die fünf Spitzenpositionen der europäischen Bestenliste innehaben. Im Sprint der Männer stellt das Aufgebot der Insel gar die besten Zwei des Jahres, angeführt von Chijindu Ujah (6,53 sec).
Storl und Tesfaye an Europas Spitze
Aber auch im deutschen Team gibt es zwei Goldfavoriten. Kugelstoß-Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) ist nach seiner Knieverletzung rechtzeitig zurückgekehrt und führt mit 21,26 Metern mit Luft nach oben die kontinentale Bestenliste an. Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) hat sich mit seinem deutschen 1.500-Meter-Rekord (3:34,13 min) ebenfalls in eine vielversprechende Ausgangsposition gebracht.
Daneben stehen weitere Athleten in den Top Drei, wie etwa Weitspringerin Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) und 3.000-Meter-Starter Richard Ringer (VfL LC Friedrichshafen). „Ich habe die Ambitionen, eine Medaille zu machen“, sagt Mehrkämpfer Arthur Abele (SSV Ulm 1846) ganz offensiv.
Ein weiterer aussichtsreicher Kandidat im Siebenkampf, Kai Kazmirek (LG Rheinwied), musste wegen Hüftbeuger-Problemen absagen. Auch Ausfälle wie die vom Vize-Hallenweltmeister im Stabhochsprung Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) oder Kugelstoß-Europameisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) sind nicht ohne Weiteres zu kompensieren. Für die Nationenwertung zählen neben Medaillen aber auch Finalplatzierungen.
Debütanten und Erfahrene
Bestleistungen und Finalplätze haben sich viele Athleten auf die Fahnen geschrieben. „Ich bin mir sicher, dass sich unsere Mannschaft sehr individuell gesehen gut verkaufen wird“, zeigte sich DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska mit Blick auf Prag zuversichtlich. Ziel ist die Bestätigung der Saisonbestleistung im internationalen Kontext durch möglichst viele Athleten.
Für einige ist es der erste Auftritt im Nationaltrikot der Aktiven. Der Jüngste im Team, U20-Athlet Max Hess (LAC Erdgas Chemnitz), weiht die Weitsprunggrube auf internationaler Bühne ein. Die Verbesserung des deutschen Jugendrekords auf 8,03 Meter bescherte dem 19-Jährigen das Ticket. Mehr Erfahrung hat dagegen Sprinterin Verena Sailer (MTG Mannheim), die 2010 schon Europameisterin im Freien wurde und auch diesmal ganz vorne mitmischen kann. Die Älteste der Mannschaft ist Stabhochspringerin Martina Strutz (Schweriner SC) mit 33 Jahren.
Eine Gold- , und je zwei Silber- und Bronzemedaillen, so die Ausbeute des deutschen Teams bei der vorangegangenen Hallen-EM. In den Jahren zuvor, 2009 und 2011, gab es mit jeweils zehn Medaillen doppelt so viele Edelplaketten. Die Mannschaft für Prag besteht aus jungen und erfahrenen Athleten – vielleicht der richtige Mix, um im Medaillenspiegel zurück in die Top Drei zu rutschen.
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