| Interview

Die Meistermacher: Speerwurf-Bundestrainer Mark Frank im Blitz-Interview

Sie sind die Helden im Hintergrund und maßgeblich an den Erfolgen der deutschen Leichtathleten beteiligt: die Heim- und Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). In einer neuen Interview-Reihe stellen wir sie genauer vor und nutzen auch die Gelegenheit, ihnen ein paar Tipps und Weisheiten aus dem Trainer-Alltag zu entlocken. Heute: Speerwurf-Bundestrainer Mark Frank.
Svenja Sapper

Name:

Mark Frank

Position:

Bundestrainer Speerwurf Frauen

Aufgaben:

Das Führen und Entwickeln des Speerwurf-Bundeskaders der Frauen. Und untergeordnet die Betreuung einer eigenen Trainingsgruppe am Standort Rostock

Trainings-Standort:

Rostock

Aktuelle Trainingsgruppe mit:

Drei Bundeskader-Athleten: Julian Weber, Julia Ulbricht und Eric Frank, dazu kommen drei Athleten aus dem Landeskader

Eigene sportliche Wurzeln:

Mit neun Jahren habe ich mit der Leichtathletik begonnen. Parallel dazu habe ich Fußball gespielt. Mein erster Verein war Neustrelitz, mein Trainer Bruno Beutler. Zur siebten Klasse habe auf das Sportgymnasium Neubrandenburg gewechselt. Dort waren meine Trainer Bernd Hamann, Heinz Schütze und Gerald Bergmann. Nach der Jugendklasse habe ich ein Jahr pausiert und bin dann nach Rostock (1. LAV Rostock) zu Ralf Skopnik gegangen. Meine weitere Entwicklung ist bekannt.

Größter eigener sportlicher Erfolg:

Dreimal WM-Achter 2005, 2009 und 2011, Deutscher Meister 2009

Trainer/in seit:

2013

Das liebe ich am Trainer-Beruf:

Die Arbeit mit Menschen. Die Weitergabe meines Wissens an junge Athleten und die Begleitung in ihrer Entwicklung. Auch wenn der Beruf häufig viel Zeit verlangt, so ist doch eine gewisse Flexibilität im Tagesablauf gegeben. Das unterscheidet ihn wesentlich von vielen anderen Berufsbildern.

Das nervt mich am Trainer-Beruf:

Es gibt zwangsläufig oft Überschneidungen mit dem Privatleben. Häufige Abstinenz und unregelmäßige Arbeitszeiten lassen private Planungen selten zu und das Familienleben rückt immer wieder in den Hintergrund. Das ist nicht immer einfach, gehört aber dazu.

Wenn ich kein Trainer wäre, wäre ich…

...bestimmt kein Typ für tägliche acht Stunden im Büro.

Wenn ich nicht auf dem Platz stehe, dann…

...bin ich gern bei meiner Familie. Diese Zeit ist, berufsbedingt, eher selten, dafür aber umso wertvoller. Natürlich ist diese Situation nicht neu in unserer Familie, dafür wertschätze ich diese Momente umso mehr. An dieser Stelle muss ich meiner Frau und unseren beiden Söhnen mal ein großes Dankeschön aussprechen. Sie sind diejenigen, die häufig verzichten müssen.

Mein schönster Moment als Trainer:

Da gibt es schon einige und es sind nicht immer die großen Erfolge. Vielmehr freut es mich immer wieder zu sehen, wenn im täglichen Training Dinge beginnen zu funktionieren und Athleten sich entwickeln. Das ist für mich Ausdruck des richtigen Weges in der Vermittlung meiner Philosophie. Wenn die Athleten das in der Saison dann in Leistung umsetzen könne, kommen die Erfolge von ganz allein. Als Bundestrainer war sicher der Gewinn der Goldmedaille von Christin Hussong bei der EM in Berlin ein toller Moment. Als Heimtrainer habe ich mich sehr über die Silbermedaille meiner Athletin Julia Ulbricht bei den U20-Europameisterschaften im schwedischen Boras gefreut.

Diese Eigenschaften zeichnen einen Weltklasse-Athleten aus:

Zusätzlich zu einem gewissen Talent gehören sicher Fleiß, Ehrgeiz, Wille und Durchhaltevermögen dazu. Mit zunehmendem Trainingsalter sollte auch ein gutes Maß an Selbstständigkeit dazu gehören.

Darauf lege ich im täglichen Training besonders wert:

Wichtig ist mir persönlich, dass ich meine Athleten täglich begleiten kann. Sicher gibt es immer wieder Phasen, in denen sie selbstständig trainieren müssen und das auch sehr gut machen, wenn ich unterwegs bin. Am produktivsten ist die Arbeit aber doch, wenn sie gemeinsam stattfindet. Das ist mir so wichtig, weil ich meinen Job zu 100 Prozent gern mache und gewissermaßen perfektionistisch veranlagt bin, was die Qualität der Trainingsarbeit angeht.

Fehler, aus denen ich gelernt habe:

Zum Glück bin ich noch nicht ganz so lange dabei, um schon viele Sachen in Frage zu stellen. Natürlich gibt es Dinge, die im Nachhinein hätten besser oder anders laufen können. Das gehört aber sicher auch zu unserem Geschäft. Du probierst Dinge, eben auch neue Sachen, und stellst dann vielleicht fest, dass sie nicht den gewünschten Erfolg hatten. Diese Situation habe ich bis jetzt, zum Glück, noch nicht erlebt. Tägliches Reflektieren meiner Arbeit gehört aber für mich dazu. Ich hinterfrage sehr oft, was da gerade im Training passiert, und versuche darauf zu reagieren. Dazu gehört auch der intensive Austausch mit meinen Athleten, denn letztendlich sind sie diejenigen, die das vorgegebene Training absolvieren und die Auswirkungen am besten spüren. So, denke ich, kann man Fehler bestenfalls vermeiden, bevor sie entstehen.

Mentoren, die mich geprägt haben:

Ich habe in meiner aktiven Zeit mit vielen Trainern zusammengearbeitet und konnte von jedem etwas lernen. Alle haben mich so auf irgendeine Weise beeinflusst. Die längste und damit sicher prägendste Zusammenarbeit war die mit meinem langjährigen Trainer Ralf Skopnik in Rostock. Obwohl er heute nicht mehr aktiv im Trainerberuf unterwegs ist, tauschen wir uns doch immer mal wieder zum Speerwurf und Trainingsmethoden aus. Über die Jahre ist da aus einer Trainer-Athleten Beziehung ein freundschaftliches Verhältnis gewachsen.

Beeindruckende Athleten, die ich gerne selbst trainiert hätte:

Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Vielmehr habe ich den Anspruch, dass sich die Athleten, die ich betreue, zu solchen beeindruckenden Sportlern entwickeln. Wichtig ist mir dabei nicht nur die sportliche, sondern auch die persönliche Entwicklung meiner Athleten. Dabei stehe ich ihnen mit Rat und Tat zur Seite und unterstütze gern, wo ich kann.

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