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Laura Dahlmeier spielt bei Berglauf-WM der Schnee in die Karten

Viele Sportfans sind am Wochenende gespannt auf die Berglauf-WM in Argentinien. Denn das fünfköpfige DLV-Team hat die ehemalige Weltklasse-Biathletin Laura Dahlmeier in seinen Reihen. Die 26-Jährige trägt nach sieben WM-Titeln im Wintersport zum ersten Mal das Nationaltrikot einer Sommersportart.
Pamela Lechner

Rund 450 Athleten aus 42 Ländern nehmen an den Berglauf-Weltmeisterschaften in Villa la Angostura (Argentinien; 15./16. November) teil. Ein Novum ist die Austragung der Wettbewerbe über die Kurz- und Langdistanz an einem Termin. Am Freitag finden ohne deutsche Beteiligung die Titelkämpfe über die 14 Kilometer statt, am Samstag startet um 12:40 Uhr (deutscher Zeit) die WM über die Langstrecke (41,5 km).

Dann wird in Patagonien auch Biathlon-Star Laura Dahlmeier ins Rennen gehen. Die 26-Jährige hatte im Frühjahr diesen Jahres ihre Wintersport-Karriere beendet und aus Spaß lange Bergläufe bestritten. Dabei war die Doppel-Olympiasiegerin so stark, dass sie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) für die WM nominierte.

Zur Vorbereitung trainierte sie auch einmal im Leichtathletik-Stadion ihrer Heimat Garmisch. "Ich war dort früher öfter und dachte mir, ich muss noch an der Pace arbeiten", sagte Laura Dahlmeier am Samstag beim Deutschen Sportpresseball in Frankfurt, wo sie wenige Tage vor ihrer Abreise nach Argentinien als "Legende des Sports" geehrt wurde. Dort schraubte sie die Erwartungshaltung zurück: "Ich mache die Bergläufe wirklich rein für mich, das Ergebnis ist nicht das Wichtigste."

DLV-Läuferinnen mit Chancen auf die Top Ten

Im Vergleich zu vergangenen internationalen Berglauf-Meisterschaften ist die 41,5 Kilometer lange profilierte Strecke in Villa la Angostura technisch weniger anspruchsvoll. Eine Besonderheit gibt es aber: Bei Kilometer 31 wartet auf die Teilnehmer ein großes Schneefeld, das über drei Kilometer geht. Die siebenmalige Biathlon-Weltmeisterin freut sich darauf: "Mit Schnee habe ich ja bekanntermaßen keine Probleme."

Diese schwierige Passage wird rennentscheidend sein. "Der Abschnitt im Schnee ist sehr anstrengend. Wenn man eine entsprechende Technik beherrscht, kann man viel kompensieren", meint DLV-Berglauf-Berater Kurt König, der auf Dahlmeiers Berglauf-Qualitäten aufmerksam geworden war. Er traut der "Sportlerin des Jahres" 2017 aufgrund ihrer guten Grundlagen aus ihrer Zeit als Profi-Sportlerin eine Platzierung in den Top Ten zu.

Stefanie Doll nach Top-Marathon in Berlin ab in die Berge

Noch etwas stärker ist Team-Kollegin Stefanie Doll (SV Kirchzarten) einzuschätzen. Die 31-Jährige zeigte beim diesjährigen Berlin Marathon als zweitbeste deutsche Läuferin mit 2:35:33 Stunden, dass sie die rund 42 Kilometer auf flachem Kurs schnell absolvieren kann. "Aufgrund ihrer Leistungen beim Berlin Marathon und in Kombination mit ihren bergläuferischen Fähigkeiten sehe ich Stefanie mindestens in den Top Ten", sagt Kurt König über die Sechste der Berglauf-EM von Zermatt (Schweiz).

Favoritinnen auf die Medaillen sind internationale Starterinnen wie die Trail-Weltmeisterin von 2019 Blandin L’Hirondel aus Frankreich oder nach einer erfolgreichen Skyrunning-Saison die Schweizerin Judith Wyder und deren Team-Kollegin Maude Mathys. Vorne mitmischen können auch die Spanierinnen Sheila Aviles und Azara Garcia de los Salmones, die bei der Trail-WM die Plätze drei und vier belegten.

Männer-Team mit Podiumsambitionen

In der Breite stärker besetzt sind bei Berglauf-Wettbewerben in der Regel die Männer-Felder. Das dreiköpfige deutsche Team mit dem international erfahrenen Moritz auf der Heide (LAZ Puma Rhein-Sieg), dem aktuellen Deutschen Vizemeister über 50 Kilometer Benedikt Hoffmann (TSG 1845 Heilbronn) und Florian Reichert (ASFM Göttingen), der im vergangenen Jahr bei der WM auf Platz 14 kam, will in der Mannschaftswertung trotz harter Konkurrenz eine vordere Platzierung angreifen.

"Ich hoffe, dass wir zwei Athleten in die Top Ten und einen dritten in die Top 20 bringen. Dann hätten wir eventuell eine Chance auf die Bronzemedaille mit dem Team", blickt der DLV-Berglauf-Berater voraus. Dies gelang zuletzt bei der Ultra-Trail-WM 2016. Bei einer Streckenlänge von 41,5 Kilometern mit 2.184 Höhemetern könne allerdings "brutal viel passieren", die Männer sind mehr als drei, die Frauen mehr als vier Stunden unterwegs. Die möglichen Geschehnisse über diesen Zeitraum sind eine Art Wundertüte. "Bei der langen Distanz ist es ganz schwierig, eine Prognose abzugeben wer gewinnen wird."

Unter den Favoriten bei den Männern sind nach den Absagen des früheren Biathleten Luís Hernándo Alzaga (Spanien) und dem britischen Ultraläufer Tom Evans (Großbritannien) der britische Trail-Weltmeister Jonathan Albon oder der Italiener Francesco Puppi (Vierter Trail-WM). Auch das US-Team mit Jim Walmsley, Hayden Hawks und Mario Mendoza ist vorne zu erwarten. Einige Athleten müssen sich zwischen der Kurz- und Langstrecke entscheiden, ein Doppelstart ist hinsichtlich der hohen Belastung kaum machbar.

TV-Tipp:

Die ZDF Sportreportage zeigt Beiträge zur Berglauf-WM

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