| Jugend-Leichtathletin des Jahres

Sarah Vogel – Junge Höhenjägerin mit klaren Zielen

Erst der Triumph beim Europäischen Olympischen Jugendfestival und nun der Titel „Jugend-Leichtathletin des Jahres“: 2019 war ein gelungenes Jahr für Stabhochspringerin Sarah Vogel. Den ersten Anlauf für den Erfolg hat sie allerdings schon vor vielen Jahren im heimischen Garten genommen.
Kerstin Börß

Im Stadion von Baku wurde es schon langsam dunkel, als eine junge Stabhochspringerin nach der anderen an der Höhe von 3,90 Meter scheiterte. „Das war für mich total überraschend“, blickt Sarah Vogel auf das Stabhochsprung-Finale beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) im vergangenen Juli zurück. Die Seligenstädterin hatte die Höhe von 3,85 Meter ausgelassen und 3,90 Meter im ersten Versuch geschafft. Damit konnte sie als einzige von sechs Stabhochspringerinnen, die sich an dieser Höhe versucht hatten, die Marke überfliegen. Von einem auf den anderen Moment hatte sie also plötzlich die Goldmedaille sicher. Dabei lag sie zu dem Zeitpunkt noch 15 Zentimeter unter ihrer Bestleistung (4,05 m), die sie einen Monat zuvor aufgestellt hatte.

„Ich habe dann versucht, irgendwie ruhig zu bleiben. Denn ich wollte ja schon noch einmal eine gute Höhe als Ergebnis stehen haben“, erzählt die hessische U18-Meisterin. Also ließ sie 4,06 Meter auflegen und übersprang auch diese – wie jede von ihr an diesem Tag bis dahin anvisierte Höhe – im ersten Versuch.

„Danach war es aber schon wirklich schwer, sich noch weiter selbst zu pushen. Da hat die Freude über Gold schon überwogen“, sagt Vogel, die an 4,16 Meter anschließend drei Mal scheiterte. Auf eine Medaille, wenn vielleicht auch nicht unbedingt auf die goldene, hatte sie bereits vor dem Finale spekuliert. „Ich wusste, dass ich in einer guten Form bin und hatte mir natürlich auch die Meldelisten angeschaut“, erzählt Vogel, „aber dann muss das ja trotzdem auch erst einmal alles so klappen.“

Hohes nationales Niveau

Nach dem bislang erfolgreichsten Jahr in ihrer noch jungen Karriere hat die Athletin in diesem Frühjahr ein weiteres großes Ziel, das aber kein sportliches ist. „Ich schreibe Abitur und verzichte daher auch auf Wettkämpfe in der Halle“, berichtet die junge Hessin. Wenn das Abi geschafft ist, kann sie sich ganz auf die U20-WM in Nairobi (Kenia) konzentrieren. „Wenn ich dahin fahren könnte, wäre das natürlich absolut super. Aber ich weiß auch, dass die nationale Konkurrenz sehr stark ist“, sagt Vogel.

Die WM-Norm liegt bei 4,07 Meter. „Das wäre eine Verbesserung meiner Bestleistung um einen Zentimeter. Aber ich weiß schon, dass ich deutlich höher springen muss, um mitzufahren. Und ich glaube auch, dass ich das kann“, ergänzt die junge Athletin. Zwei ihrer starken nationalen Konkurrentinnen sind die beiden Potsdamerinnen Leni Freyja Wildgrube und Moana-Lou Kleiner. Vogel sieht in dieser Konkurrenzsituation aber auch Vorteile: „Schon bei nationalen Meetings herrscht dadurch ein unfassbar hohes Niveau. So ist auch der Sprung zu Wettbewerben auf internationaler Ebene nicht mehr so groß.“

Erste Versuche am Tau im Garten

Auch wenn Sarah Vogel erst 17 ist, ihre ersten Stabhochsprung-Versuche liegen schon viele Jahre zurück. „Ich hatte im Kindergartenalter ein Tau am Baum im Garten hängen und habe damit Übungen gemacht“, berichtet Vogel. In den folgenden Jahren hatte der Stabhochsprung bei ihr jedoch sportliche Konkurrenz durch Turnen und Hürdenlauf. „Über die Hürden starte ich theoretisch immer noch. Aber da muss man immer gucken, wie es von den Wettkämpfen zeitlich passt“, sagt die Schülerin. Und wenn sie sich entscheiden muss, erhält der Stabhochsprung klar den Vorzug.

So sind auch ihre Vorbilder allesamt Stabhochspringerinnen, wie zum Beispiel Sandi Morris. Die US-Amerikanerin hat Vogel schon persönlich getroffen. „Bei einem Wettkampf ist sie im Hauptfeld gesprungen und ich im Jugendspringen“, erzählt die Seligenstädterin. Ein direktes Duell steht also noch aus.

Wie sehr die Stabhochspringerin ihrem Sport verbunden ist, zeigt sie nicht nur bei Wettkämpfen. Auch ihre berufliche Zukunft ist eng damit verbunden. Ab Herbst möchte sie Biochemie studieren – und plant schon für die Zeit nach dem Studium. „Ich könnte mir vorstellen, mich mit dem Thema Anti-Doping zu beschäftigen und vielleicht später mal für die NADA zu arbeiten. So könnte ich dem Sport auch nach der aktiven Karriere verbunden bleiben“, sagt Vogel. Doch bis dahin stehen hoffentlich noch viele weitere Glanzmomente an – wie jener im vergangenen Sommer in Baku.

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