| Werfergala Halle/Saale

Steven Richter lässt Diskus auf neue deutsche U18-Bestmarke segeln

Steven Richter hat am Samstag beim HLF-Wurfmeeting zum großen Wurf ausgeholt und mit einer neuen deutschen U18-Bestleistung begeistert. Er steigerte die sieben Jahre alte Bestmarke des Potsdamers Henning Prüfer um acht Zentimeter auf 65,95 Meter. Im Rahmen der integrierten U23-Werfergala glänzten einige der jungen Aktiven mit neuen Bestweiten.
Sandra Arm

Einmal im Jahr trifft sich die Werfer-Weltklasse normalerweise zu den Halleschen Werfertagen in Halle/Saale. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die hochklassige Veranstaltung im Jahr 2020 ebenso ausfallen wie die Deutschen U23-Meisterschaften, die an diesem Wochenende in Mönchengladbach hätten stattfinden sollen. Am Samstag bot sich vielen Athleten dennoch die Gelegenheit, die Top-Anlagen in der Saale-Stadt für weite Würfe zu nutzen.

„Wir sind sehr dankbar darüber, dass dieses Team die Verantwortung übernommen und die Idee entwickelt hat, speziell für die Aktiven mit der U23-Werfergala einen hochwertigen adäquaten Wettkampf zu organisieren", sagte DLV-Cheftrainerin Annett Stein in ihrer Begrüßungsrede. Die Athleten von den Aktiven bis zum Nachwuchs dankten dem Organisationsteam mit Spitzen-Leistungen.

Steven Richter kratzt an 66-Meter-Marke

Einer stahl Deutschlands U23-Werfern dabei ein wenig die Schau: U18-Athlet Steven Richter (LV 90 Erzgebirge). Als der Diskus die Hand des 17-Jährigen im dritten Durchgang verließ, hatte er zwar kein gutes Gefühl. „Ich habe mir den Versuch nach dem Wettkampf im Video angeschaut, selbst dort sah man, dass ich nach dem Abwurf etwas zerknirscht geschaut habe.“ Als er dann aber die Weite von 65,95 Metern hörte, war er umso glücklicher: Um acht Zentimeter hatte er soeben die deutsche U18-Bestleistung von Henning Prüfer (SC Potsdam) aus dem Jahr 2013 überboten.

Nicht weit von dieser Marke entfernt war als Zweitplatzierter Tizian Noah Lauria (LG Filder): Er steigerte sich auf 63,44 Meter. Mit Ausnahme des neuen Inhabers der deutschen U18-Bestleistung sowie den Prüfer Brüdern Henning und Clemens kam in dieser Altersklasse in den vergangenen zehn Jahren kein deutscher Diskuswerfer weiter.

Eine weitere Top-Platzierung gab's für Steven Richter mit der Kugel: Hinter dem dominierenden Dominik Idzan (LG Stadtwerke München; 20,51 m) wurde Steven Richter mit 19,37 Metern Zweiter.

Julia Ritter mit Doppelsieg

Die neue deutsche U18-Bestleistung mit dem Diskus war das i-Tüpfelchen auf einem Wettkampftag voller Applaus, Freudentränen und Jubelsprüngen. Einen dieser Freudensprünge zeigte Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim), die in der U23-Konkurrenz ihre Bestmarke auf 17,36 Meter steigerte und sich obendrein ein spannendes Duell mit Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) lieferte. „Das hat richtig Spaß gemacht. Der Sieg wäre schon schön gewesen, aber mit einer neuen Bestleistung kann ich nicht unzufrieden sein.“

Es gewann Julia Ritter, die sich im sechsten und letzten Versuch auf 17,45 Meter verbesserte. „Von der Weite war es definitiv nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Zufrieden macht mich nur, dass ich gewonnen habe“, sagte die ehemalige U20-Europameisterin. Umso besser lief es dann für sie bei ihrem zweiten Start mit dem Diskus. Mit 57,54 Meter holte sie sich souverän den Sieg. „Das war wesentlich besser als zuvor das Kugelstoßen. Mit Weiten um die 56, 57 Meter bin ich immer ganz zufrieden.“ Die Plätze zwei und drei belegten Leia Braunagel (SCL Heel Baden-Baden; 53,21 m) und Sandy Uhlig (SV Halle; 52,48 m).

Freudentränen bei Jana Marie Lowka

Im Hammerwurf setzte sich Samantha Borutta (TSG Mutterstadt) mit 66,44 Meter durch. Die 20-Jährige war nach dem Wettkampf nicht hundertprozentig zufrieden: „Man erhofft sich immer mehr. Mit den 66 Metern kann aber ich leben“, sagte die Deutsche Vizemeisterin, die nach „Startschwierigkeiten“ immer besser in die Konkurrenz fand. Für die 20-Jährigen war die Werfergala der Schlusspunkt unter einer kurzen, knackigen Saison, in der sie in jedem Wettkampf über ihrer 2019er Bestmarke blieb. U20-Athletin Esther Imariagbee (SCC Berlin; 57,42 m) und Nancy Randig (SWC Regensburg; 56,39 m) kamen auf die Plätze zwei und drei.

Freudentränen kullerten Jana Marie Lowka (LG Eintracht Frankfurt) über die Wangen. Die junge Speerwerferin steigerte ihre Bestweite auf beachtliche 55,63 Meter. Das bedeutete Platz zwei hinter Lokalmatadorin Leonie Tröger (55,82 m). Dritte wurde Julia Ulbricht (1. LAV Rostock; 51,39 m).

Wiedergutmachung für Jakob Nauck

Nach DM-Platz neun war Speerwerfer Jakob Nauck (SC DHfK Leipzig) auf Wiedergutmachung aus. Diese gelang ihm mit einer neuen Bestmarke von 74,98 Metern eindrucksvoll. „In Braunschweig konnte ich nicht das abrufen, was ich drauf habe. Für mich war es dort nach einer mehrwöchigen Verletzungspause der erste Wettkampf, den ich aus dem Anlauf bestritten habe. In Halle habe ich mit viel Wut im Bauch und Wille geworfen, wenn auch nicht mit der besten Technik“, sagte der 21-Jährige.

Das Hammerwerfen gewann Franz Lorenz (LV 90 Erzgebirge; 55,30 m). Beim Kugelstoßen setzte sich Eric Maihöfer (LG Staufen; 18,39 m) durch. Mit dem Diskus lieferten sich der DM-Dritte Henrik Janssen (SC Magdeburg; 57,71 m) und Korbinian Häßler (LV 90 Erzgebirge; 57,22 m) einen spannenden Zweikampf um den Sieg, wenngleich 60-Meter-Weiten ausblieben. „Man hat sich sicherlich eine bessere Leistung erhofft. In Braunschweig habe ich zuletzt zwei Meter weiter geworfen. Die 60 vor dem Komma wäre auch schön gewesen, aber ich freue mich, dass ich hier Erster geworden bin“, bilanzierte Henrik Janssen.

Nächster Sieg für Deutsche Diskusmeister

Eingebettet in die U23-Werfergala durften die Aktiven und der Nachwuchs zeigen, was sie drauf haben. Eine Woche nach ihrem DM-Meisterstück präsentierten sich die Potsdamer Diskuswerfer Kristin Pudenz (62,52 m) und Clemens Prüfer (62,86 m) weiterhin in guter Verfassung. Letzterer haderte etwas mit dem fehlendem Wind und dem regnerischen Wetter. „Meine Leistung ging schon in die richtige Richtung. Für die Saison hatte ich mir eine Weite in Richtung 65 Meter vorgestellt. Doch dafür passt die Wettkampftechnik noch nicht.“ Als nächstes sind Starts in Thum (22. August) und beim ISTAF in Berlin (13. September) geplant.

Das Hammerwerfen gewann Carolin Paesler (TSV Bayer 04 Leverkusen; 68,38 m), im Speerwurf siegte Dana Bergrath (TSV Bayer 04 Leverkusen; 53,09 m).

Für die Nachwuchsathleten bot das HLF-Wurfmeeting einen kleinen Vorgeschmack auf ihre nationalen Titelkämpfe in Heilbronn (4. bis 6. September). Im Kugelstoßen der U18 gelangen Jaqueline Gippner (SC Potsdam) die einzigen 16-Meter-Stöße, sie gewann mit 16,09 Meter. Kugelstoßer Eric Maihöfer konnte sich nach seinem Erfolg in der U23 auch in seiner eigentlichen Altersklasse U20 mit 19,56 Metern durchsetzen. Joane Schoppa (SC Potsdam) dominierte mit 45,98 Metern den Diskuswurf der U18.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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