| Gdynia

DLV-Team gut vorbereitet am Start der Halbmarathon-WM

Es sind die einzigen globalen Titelkämpfe in diesem Jahr. Bei der Halbmarathon-WM im polnischen Gdynia am Samstag steht dabei international vor allem ein Debütant im Fokus. Aber auch die deutschen Starter wollen sich bestens präsentieren.
alex/jw/nw

Die Hallen-WM – auf 2021 verschoben. Olympia – auf 2021 verschoben. Die Halbmarathon-WM aber, die findet am Samstag in Gdynia (Polen) statt. Keine Selbstverständlichkeit, das weiß auch DLV-Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig. „Ich bin sehr froh, dass die Halbmarathon-WM in diesem Jahr stattfinden kann und dadurch für unser Team die Möglichkeit besteht, an einem internationalen Höhepunkt teilzunehmen“, sagt sie. „Durch Corona waren die Planungen insgesamt sehr holprig, dennoch haben sich unsere Athleten und Athletinnen sehr akribisch und gut vorbereitet.“

Gut vorbereitet, so präsentierte sich zuletzt auch der Wattenscheider Amanal Petros. Beim Halbmarathon in Frankfurt setzte sich der 25-Jährige überzeugend in 63:31 Minuten durch. Im Februar hatte er sich in Barcelona (Spanien) auf 62:18 Minuten gesteigert. Eine Entwicklung, die auch Katrin Dörre-Heinig positiv sieht. „Bei den Männern schätze ich Amanal Petros am stärksten ein und halte in der Mannschaftswertung eine Platzierung zwischen Position sechs und acht für machbar“, sagt die Bundestrainerin.

Denn neben Amanal Petros überzeugte in diesem Jahr auch bereits Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) in Barcelona mit 62:31 Minuten. Mit in Polen dabei sind auch Konstantin Wedel (LG Telis Finanz Regensburg/63:28 min) und Tobias Blum (LC Rehlingen/63:19 min). Kurzfristig absagen musste hingegen Simon Stützel (LG Region Karlsruhe). Die schnellsten drei Läufer pro Nation kommen in die Mannschaftswertung, wobei die Zeiten addiert werden.

Was kann Joshua Cheptegei?

Internation gesehen ruht der Fokus auf Joshua Cheptegei. Bei den Halbmarathon-WM startet der Ausnahmeläufer aus Uganda erstmals über die Distanz von genau 21,0975 Kilometern und zählt dabei auf Anhieb zu den ganz großen Favoriten. Denn eines dürfte feststehen: Ist Joshua Cheptegei in der Schlussphase des Halbmarathons noch ganz vorne dabei, dürfte der amtierende Weltmeister über 10.000 Meter, der in diesem Jahr den Weltrekord über 5.000 und 10.000 Meter brechen konnte, angesichts seiner enormen Grundschnelligkeit nur sehr schwer zu schlagen sein. Einer seiner größten Herausforderer ist ein Landsmann: Der erst 19-jährige Jacob Kiplimo, der bei der Cross-WM vor eineinhalb Jahren hinter Cheptegei die Silbermedaille gewann. Er ist bisher erst einen Halbmarathon gelaufen. Spannend wird auch der Auftritt von Europarekordler Julien Wanders (Schweiz).

Bei den Frauen dürfte es aus internationaler Sicht zu einer neuen Auflage des schon klassischen „Langstrecken-Länderkampfes“ zwischen Kenia und Äthiopien kommen, mit Sifan Hassan (Niederlande) eine der Topfavoritinnen überraschend auf den Start verzichtet hat.

Zwei Weltrekordlerinnen bei den Frauen

Mit Ababel Yeshaneh (Äthiopien) und Peres Jepchirchir (Kenia) treffen zwei Läuferinnen aufeinander, die beide in diesem Jahr schon einen Weltrekord über die Halbmarathon-Distanz aufstellten – und beide diese Marke auch nach wie vor halten. Diese ungewöhnliche Konstellation erklärt sich damit, dass der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics seit einigen Jahren bei den Straßenrennen sowohl Frauen-Weltrekorde aus gemischten Rennen als auch Rekorde aus reinen Frauenrennen führt.

Ababel Yeshaneh stellte im Februar in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) den Weltrekord in einem gemischten Rennen auf mit einer Zeit von 64:31 Minuten. Im reinen Frauenrennen von Prag (Tschechische Republik) lief Peres Jepchirchir den „Women Only World Record“ von 65:34 Minuten, verfehlte jedoch ihre persönliche Bestzeit um rund eine halbe Minute (65:06 min).

DLV-Premiere für Melat Kejeta

Aus deutscher Sicht kann Melat Kejeta (Laufteam Kassel) eine starke Premiere im Trikot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) feiern. Denn die 28-Jährige, die eine Bestzeit von 68:41 Minuten aufweist und in dieser Saison 68:58 erreichte, geht als siebtschnellste Läuferin ins Rennen, wenn man unter den Starterinnen nur die Ergebnisse dieses Jahres zugrunde legt.

Aber: Es sind eine Reihe von weiteren Athletinnen dabei, die deutlich schnellere Bestzeiten aufweisen, jedoch in diesem Pandemie-Jahr bisher nicht im Halbmarathon gestartet sind. Das weiß auch Katrin Dörre-Heinig. „Melat Kejeta traue ich eine Einzelplatzierung unter den besten 20 zu. In der Mannschaftswertung ist auch hier Platz sechs bis acht realistisch.“

Schwierige Strecke

Ein starker Lauf von Melat Kejeta wäre eine Grundlage für ein gutes Team-Resultat der DLV-Athletinnen. Die besten drei einer Nation kommen hier in die Wertung. Deborah Schöneborn (71:37 min), Rabea Schöneborn (beide LG Nord Berlin/ 71:40 min) und Laura Hottenrott (TV Wattenscheid/ 71:56 min) haben in diesem Jahr jeweils persönliche Bestzeiten aufgestellt. Außerdem wird Fabienne Königstein (MTG Mannheim) in Gdynia starten. Sie lief in diesem Jahr 74:03 Minuten, hat aber eine persönliche Bestzeit von 71:39 Minuten.

Erwartungen in Bezug auf eine bestimmte Zielzeit hat die Bundestrainerin jedoch an ihre Athleten nicht. „Solche Meisterschafts-Läufe sind generell geprägt von viel Taktik, aber auch die Strecke ist diesmal relativ schwierig. Daher ist es müßig, über bestimmte Zeiten vorab zu spekulieren“, sagt Katrin Dörre-Heinig. 

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