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#TrueAthletes – TrueTalk: Jackie Baumann und wie ein Rücktritt ein Schritt nach vorn sein kann

Jackie Baumann war in diesem Jahr in Bestform. Egal auf welcher Strecke die 25-jährige Tübingerin antrat – sie lief schnell wie nie. Doch dann kam die große Überraschung: Am 7. August, einen Tag vor den Deutschen Meisterschaften, beendete Jackie Baumann ihre Karriere. In der neuesten Folge des DLV-Podcasts #TrueAthletes – TrueTalk spricht die Hürdenläuferin schonungslos offen über ihre Gefühle in den letzten Jahren, erklärt, warum der Rücktritt keine Kurzschlussreaktion war und warum sie dennoch nichts in ihrer Karriere bereut.
Alexandra Dersch

Vier Monate ist es inzwischen her, dass Jackie Baumann im Wohnzimmer ihrer Eltern beschloss: Das war es mit dem Leistungssport. Was für die Außenstehenden gefühlt aus dem Nichts kam, war für die 25-Jährige die einzig logische Konsequenz.

„Ich hatte die letzten vier, fünf Jahre immer damit zu kämpfen, dass meine Welt immer enger, immer kleiner wurde, je weiter die Saison voranschritt. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass das gar nicht ich bin, weil ich eigentlich ein kompetitiver Mensch bin, der eine Challenge annimmt und hart für seine Ziele arbeitet“, sagt Jackie Baumann im Gespräch mit Moderatorin Alexandra Dersch.

„Es war, als würde ich neben mir stehen und mich fragen: Wer bist du? Und warum bist du ich?“ Eine Situation, die sie so von sich abseits des Sports nicht kennt. „Ich bin so nicht vor Prüfungen. Ich bin kompetitiv. Da mach mich nicht klein. Da bin ich laut. Da will ich gewinnen. Aber bei Wettkämpfen…“

Wettkämpfe wurden zur Qual

Da war es anders. „Aber es war in den letzten Jahren vor den großen Meisterschaften immer so, dass ich in diese Negativspirale reingekommen bin, dass ich keine Lust hatte, die Wettkämpfe zu bestreiten, dass alles eher zur Qual wurde. Und so war es in diesem Jahr auch.“ Mit dem Unterschied, dass sie in diesem Jahr die Konsequenzen zog. „Ich habe mit meinen Eltern gesprochen und dann war plötzlich relativ schnell klar, dass ich mich da nicht mehr sehe, dass ich es nicht mehr will.“ Es: den Leistungssport.

Ihr Rücktritt löste neben Verständnis aber auch Bedauern aus, galt Jackie Baumann doch als eines der größten Talente, den die deutsche Leichtathletik in dieser Disziplin seit langer Zeit hatte: „Ja, ich sehe selber und das auch bis heute, dass ich große Perspektiven gehabt hätte. Aber ich sehe meinen Weg dahin nicht. Ich glaube schon, dass ich es ins Olympische Finale hätte schaffen können, aber der Weg dahin – ich weiß nicht, wie ich das hätte bestreiten können.“

Glück gefunden

Dabei versuchte sie vieles, um einen Weg aus dieser Negativspirale herauszukommen, suchte das Gespräch mit ihrem Freund, ihrer Familie, mit Psychologen. „Vielleicht habe ich aber auch nicht über den Kern des Problems gesprochen, nämlich, ob ich das wirklich will.“

Ihr Abschied vom Leistungssport sei in etwa mit dem Ende einer Langzeitbeziehung zu vergleichen, sagt die Olympiateilnehmerin. „Ich kann immer noch nachvollziehen, warum ich das gemacht habe, warum ich es geliebt habe. Es war eine schöne Zeit, aber jetzt ist es vorbei. Ich bereue nichts, was ich gemacht habe, es ist alles gut, denn jetzt entdecke ich ganz neue Seiten an mir. Ich glaube, ich bin glücklicher.“

Welche Wege es für sie im Leistungssport auch jetzt noch geben kann, warum sie ganz anders auf den Horizont blicken kann und warum sie nie aufhören wird, die Leichtathletik zu lieben – all das verrät Jackie Baumann in der neuesten Folge des DLV-Podcasts #TrueAthletes – TrueTalk.

Eine neue Folge des Podcasts erscheint zweimal im Monat und ist über die Streaming-Dienste iTunes und Spotify abrufbar. Reinklicken, anhören und abonnieren.

#TrueAthletes – TrueTalk

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