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Wie Leichtathletik-Senioren Corona begegne(te)n – Teil 2

Kraft, Durchhaltevermögen und Zuversicht sind in Zeiten wie diesen gefragt. Vor einem Jahr verzeichnete auch Deutschland seinen ersten Corona-Fall. Aus einem Krankheitsbild erwuchs eine Pandemie. Auch in der Leichtathletik war die Absage zahlreicher Wettkämpfe und Meisterschaften alternativlos, der Sicherheit wegen. Und doch lassen Top-Leistungen und neue Weltrekorde aufhorchen. Wie passt das zusammen? leichtathletik.de fragt nach den Erfahrungen, Umständen und Hoffnungen der Betroffenen. Heute bei den fünf Senioren, die im vergangenen Jahr mit „Wertvollen Leistungen“ für Aufsehen sorgten.
David Deister

Ob Corona und die damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen mein Training verändert haben?

Hermann Albrecht

„Bei mir dreht sich ja alles um den Hammer. Nach wie vor trainiere ich montags und freitags im Kraftraum, im eigenen Keller. Und mittwochs und sonntags mit dem Hammer. Ich bin mein eigener Trainer, setze verstärkt auf Schnellkraft-Training. Ich habe da so meine drei, vier, fünf gründlichen Hauptübungen – Bankdrücken und Kniebeugen gehören dazu. Im Alter verliert man allerdings schnell an Qualität, und Ältere sind anfälliger für Verletzungen. Lange Pausen sollte man daher meiden, andererseits darf ich es auch nicht übertreiben.“

Wolfgang Ritte

„Wir vermissten aufgrund der Coronamaßnahmen über einige Wochen im Jahr 2020 und vermissen auch derzeit schon sehr das Techniktraining an der Stabhochsprunganlage, da diese im letzten Jahr teilweise gesperrt war und zurzeit wieder ist. Abgesehen von diesem fehlenden Techniktraining haben sich unsere Trainingshäufigkeit, unsere Trainingsumfänge und -intensitäten aber kaum verändert. Unser Verein hat alles getan, um die Leichtathleten trotz der Coronaeinschränkungen zu unterstützen. Wir nutzen aber auch unweit von unseren Wohnhäusern einen verwaisten Bolzplatz mit uralter Weitsprunganlage für Anlauf- und Absprungübungen. Zusätzlich haben wir in einem ebenfalls nahegelegenen Park Sprint- und Tempolaufstrecken vermessen und an den Randsteinen entsprechende Markierungen angebracht. Nicht zuletzt stehen uns in einem Kellerraum Kraftgeräte und im Garten unterschiedliche Recks für Drills und turnerische Übungen zur Verfügung.“

Lothar Huchthausen

„Corona hält mich zwar vom Fitnessstudio fern, so nutze ich ein paar Hanteln zuhause. Die Freude am Sport, jedenfalls, lasse ich mir auch von Corona nicht nehmen.“

Basilius Balschalarski

„Ich bin in einer Woche zum Teil drei bis vier Mal aktiv und versuche es vielfältig zu gestalten. Mit Eisentraining habe ich auch in Corona-Zeiten nicht viel am Hut, ich mache lieber verschiedenste Zug-, Druck- und Schwungübungen beispielsweise mit Gummibändern auf einer Schrägbank. Außerdem steht in meinem Keller ein Rudergerät, ein Stepper und eine Rüttelplatte. Und für das Faszientraining nutze ich die Black Roll. Ich trainiere vereinsunabhängig und ohne Anleitung, besitze einen Speer und einen Diskus. Bei uns in Melsungen nutze ich den Sportplatz und einen Ring noch aus Alwin Wagners Wettkampf-Zeiten.“

Lothar Huchthausen

„Kugelstoß trainiere ich zurzeit an der Elbe und an mehreren Stellen im Wald. Ich trainiere alleine und wenig speziell, mache gerade mehr allgemeines Training. Die wettkampffreie Zeit werde ich vermehrt nutzen um mein Kugelstoßen auf Drehstoßtechnik umstellen. Um mich dann dem Diskuswurf, mit seiner ganz artverwandten Drehung, anzunehmen. Ich will mich ja selber weiterentwickeln.“

Welche Leichtathletik-Devise mich leitet?

Hermann Albrecht

„Wenn der Hammer gut fliegt, dann stimmen bei mir auch die anderen Wurfleistungen. Es braucht Auge und Übung und viele Würfe mit vielen Gewichten.“

Siegbert Gnoth

„Die, die wirklich fit sind, stehen am Ende ganz oben. Für mich sind die vielen kleinen Dehn-, Kräftigungs- und Koordinationsübungen im Alter wichtig zu trainieren, bei denen es darum geht, vor allem Balance und Gleichgewicht zu halten. Eine große Rolle beim Fitbleiben spielt für mich auch das regelmäßige gezielte Krafttraining."

Basilius Balschalarski

„Wer will schon nicht gewinnen? Dennoch bin ich nicht auf der Jagd nach Rekorden. Sie sind das Ergebnis, wenn man gesund bleibt.“

Was ich denke, wenn ich auf den kommenden Sommer und die Zeit danach schaue?

Siegbert Gnoth

„Falls es 2021/2022 keine Meisterschaften geben sollte, werde ich wieder kleine Wettkämpfe organisieren. Neben dem Ziel, den Europarekord im Stabhochsprung zu knacken, möchte ich mich wieder an der „Worldwide Virtual Masters Challenge” beteiligen. Mein Wunsch für die ferne Zukunft: So fit und gesund zu bleiben, dass ich mich (auch wieder) bei internationalen Meisterschaften mit den Besten der Welt treffen und messen kann.“

Hermann Albrecht

„Deutsche Meisterschaften im Wurf-Mehrkampf wären echt gut. Meine Leistungen im Sommer kann ich kaum vorhersagen, weil – nach dem, was wir wissen – schon diese üblichen Zwischenetappen im April und Mai, Juni und Juli nicht planbar sind. Ich hoffe auf kleinere Sportfeste und den ein oder anderen Werfertag.“

Lothar Huchthausen

„Was wohl an Corona-Varianten da noch alles auf uns zukommt? Sollten Wettkampfmöglichkeiten Mangelware bleiben, würde ich diese schwierige Zeit gerne anders nutzen, beispielsweise um Fortbildungen zu besuchen. Dort würde ich gerne weitere Erfahrungen sammeln – und wäre auch bereit, eigene weiterzugeben.“

Basilius Balschalarski

„Alle fiebern mit, dass der Corona-Spuk hoffentlich bald vorbei ist. Ich hoffe, dass hoffentlich auch der Mehrkampf in Stendal stattfinden kann, freue mich da schon auf das Wiedersehen mit all den Sportlern. Von mir aus könnten die Veranstaltungen morgen wieder stattfinden, ich bin fit.“

Wolfgang Ritte

„Ich hoffe, dass ein großer Teil der Bevölkerung die von der Bundes- und Landesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weiterhin mitträgt, die derzeit noch relativ hohen Infektionszahlen kontinuierlich weiter sinken und das Impftempo in den kommenden Monaten stark gesteigert werden kann. Dann wird es vielleicht schon in der zweiten Jahreshälfte wieder möglich sein, Wettkämpfe auch für Senioren risikolos durchzuführen. Ich würde mich sehr freuen, wenn vielleicht im September die Deutschen Seniorenmeisterschaften ausgerichtet werden könnten.“

Wie Leichtathletik-Senioren Corona begegne(te)n – Teil 1

Wertvollste Leistungen im Corona-Jahr 2020 Senioren – Die Top 5

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