| Diamond League Gateshead

Last-Minute-Doppelsieg für Vetter und Weber

Für einen deutschen Diamond-League-Sieg hat am Dienstagabend im britischen Gateshead einmal mehr Speerwerfer Johannes Vetter gesorgt. Der Weltmeister von 2017 haderte jedoch mit dem Belag der Anlage. Zweite Plätze gab es für Disziplinkollege Julian Weber und Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo. Internationale Stars wie Femke Bol und Pedro Pichardo stellten ihre herausragende Form erneut unter Beweis.
Svenja Sapper

Das Beste kommt zum Schluss! Dieses Sprichwort galt beim Diamond-League-Meeting in Gateshead (Großbritannien) für die DLV-Stars Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Johannes Vetter (LG Offenburg). Denn sowohl die Weitsprung-Weltmeisterin als auch der Speerwurf-Dominator der aktuellen Saison hoben sich ihre besten Versuche bis zum Ende des Wettbewerbes auf. Nach fünf von sechs Durchgängen im Speerwurf der Männer war die Ausgangslage nämlich eine ungewohnte: Johannes Vetter rangierte nicht an der Spitze des Feldes, sondern auf Rang zwei (82,13 m) hinter dem Olympiasieger von 2012 Keshorn Walcott (Trinidad und Tobago; 82,81 m).

Bei seinen ersten Würfen war der Weltmeister von 2017 sichtlich kein volles Risiko beim Abwurf eingegangen – erst im alles entscheidenden Durchgang der "Final Three" machte er alles klar: 85,25 Meter. Das bedeutete den deutlichen Sieg, die 90 Meter und somit auch den Meeting-Rekord von Steve Backley (Großbritannien; 90,81 m) aus dem Jahr 2001 verfehlte er jedoch nach zuletzt sieben 90-Meter-Wettkämpfen in Folge. Vetter brachte später seinen Ärger über den "beschissenen" Belag zum Ausdruck, der für die Speerwerfer das Verletzungsrisiko erhöhe. Er erklärte im Interview mit Sky Sport: "Da kann man sich die Beine brechen. Die ersten fünf Versuche habe ich sieben Meter vor der Linie abgeworfen. Das hat gereicht, um in die Top Drei zu kommen – und zum Schluss dann alles oder nichts im Letzten."

Der Mainzer Julian Weber erzielte mit 81,07 Metern die drittbeste Weite des Tages – und dank eines besseren Versuchs im finalen Durchgang (77,16 m zu 76,74 m) schob er sich noch vor Walcott und machte somit den deutschen Doppelsieg perfekt. Bereits früher am Abend hatte der Deutsche Meister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) bei seinem Diamond-League-Debüt mit 2,22 Metern den vierten Platz im Hochsprung belegt; es siegte der Weltmeister von 2007 Donald Thomas (Bahamas; 2,25 m).

Malaika Mihambo mit Luft am Brett auf Platz zwei

Welt- und Europameisterin Malaika Mihambo fand eher schwer in den Weitsprung-Wettkampf. Mit 6,62 Metern qualifizierte sie sich nur aufgrund des besseren zweiten Versuches gegenüber der Britin Jazmin Sawyers für die Finalrunde. Und packte dort ihren besten Versuch aus: 6,65 Meter wurden gemessen – mit 18 Zentimetern, die sie beim Absprung verschenkte. Für sie wäre sogar noch der Sieg drin gewesen, denn Hallen-Europameisterin Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine), die zuvor mit 6,77 Metern die Tagesbestweite vorgelegt hatte, brachte es in der "Final Three"-Runde nur auf 6,67 Meter.

Die gleiche Weite hatte zuvor auch die Spanierin Fatima Diame gezeigt, die sich im letzten Durchgang jedoch hinter den erfahreneren Konkurrentinnen auf Platz drei einreihte. Malaika Mihambo hatte bereits die früheren Versuche alles andere als optimal getroffen und bei ihren ersten Sprüngen bis zu 48 Zentimeter am Brett liegengelassen. Gemeinsam mit Trainer Uli Knapp wird die 27-Jährige bis zu den Olympischen Spielen noch einmal am Anlauf feilen müssen.

Pichardo siegt mit minimalem Aufwand

Wenig Mühe hatten einige andere Topstars der Leichtathletik. Der Weltjahresbeste im Dreisprung Pedro Pichardo (Portugal) ließ nach seinem Sprung auf 17,29 Meter in Runde eins die nächsten vier Versuche aus und legte im Finale der Top Drei dann 17,50 Meter hin. Klarer Sieg für den 18-Meter-Springer, der den Italiener Tobia Bocchi (17,04 m) und seinen Landsmann Tiago Pereira (17,11 m) auf Distanz hielt.

Und auch der Shootingstar über 400 Meter Hürden Femke Bol (Niederlande) feierte einen überzeugenden Sieg. In Stockholm (Schweden) hatte sich die 21-Jährige mit der US-Amerikanerin Shamier Little ein enges Duell auf absolutem Weltklasseniveau geliefert und war auf Platz vier der ewigen Weltbestenliste (52,37 sec) gerannt. Ganz so schnell wurde es in Gateshead nicht (53,24 sec), aber ihre US-Rivalin (54,53 sec) hielt Bol klar in Schach.

Elaine Thompson gibt sich keine Blöße

Einziger 100-Meter-Sprinter unter 10 Sekunden war in Gateshead der Weltjahresbeste Trayvon Bromell aus den USA (9,98 sec). Die Plätze zwei und drei gingen an Lokalmatadoren: Chijindu Ujah (10,10 sec) und Zharnel Hughes (10,13 sec), der sich an seinem 26. Geburtstag im Fotofinish um Platz drei behaupten konnte. Die Sprint-Doppelolympiasiegerin von 2016 Elaine Thompson-Herah (Jamaika) stellte mit einem souveränen Sieg über 200 Meter (22,43 sec) ebenfalls ihre gute Form unter Beweis. Zweite wurde mit Saisonbestleistung die britische Meisterin Jodie Williams (22,60 sec), die ebenso wie die Nigerianerin Blessing Okagbare (22,61 sec) die US-Amerikanerin Tamara Clark (22,62 sec) noch abfing.

Jodie Williams musste nur eine Stunde später gleich noch mal ran: über die 400 Meter. Und das äußerst erfolgreich – ebenfalls beim Sieg einer Jamaikanerin, Stephenie Ann McPherson, die 50,44 Sekunden schnell sprintete, stellte die 27-jährige Britin in 50,94 Sekunden eine neue Bestzeit auf und schaffte es auch über diese Strecke auf Rang zwei. Den dritten jamaikanischen Sieg fuhr über 110 Meter Hürden nicht Olympiasieger Omar McLeod, sondern dessen Landsmann Ronald Levy in 13,22 Sekunden ein.

Bei den Frauen hatten die Gastgeber Grund zur Freude: Cindy Sember aus Großbritannien holte sich in 12,69 Sekunden den 100-Meter-Hürden-Sieg vor Payton Chadwick (USA; 12,75 sec) und Hallen-Europameisterin Nadine Visser (Niederlande; 12,78 sec). Stabhochspringerin Holly Bradshaw verpasste hingegen den britischen Heimsieg. Sie scheiterte nach überquerten 4,71 Metern knapp an 4,81 Metern, es siegte Vize-Weltmeisterin Sandi Morris (USA; 4,76 m).

Spannende Staffelrennen und Mittelstrecken

Dafür durften die britischen 4x100-Meter-Sprinter über einen Sieg in starken 38,27 Sekunden jubeln. Nur die türkische Mannschaft war in diesem Jahr mit 38,20 Sekunden schneller als das Team aus Großbritannien. Schlussläufer Nethaneel Mitchell-Blake hielt Kanadas Vize-Weltmeister über 200 Meter Andre De Grasse in Schach; im Ziel betrug der Vorsprung gerade mal zwei Hundertstelsekunden. Ihre britischen Team-Kolleginnen mussten sich über dieselbe Strecke trotz Saison-Bestleistung (42,92 sec) knapp dem niederländischen Quartett geschlagen geben, das in absoluter Bestbesetzung angetreten war: Die EM-Dritte über 200 Meter Jamile Samuel, Ex-Weltmeisterin Dafne Schippers, Marije van Hunenstijn und Schlussläuferin Naomi Sedney brachten den Stab in 42,84 Sekunden als Erste ins Ziel.

Spannung garantiert war auch in den Mittelstrecken – wenn auch die Ergebnisse über 800 Meter nicht mit den Fabelzeiten vom vergangenen Freitag in Monaco mithalten konnten. Mit Isaiah Harris (USA; 1;44,76 min) und Wyclife Kinyamal (Kenia; 1:44,78 min) unterboten zwei Athleten die 1:45-Minuten-Marke. Eine Verbesserung der Weltjahresbestleistung auf 4:27,20 Minuten brachte Kate Grace aus den USA den Sieg über die Meile vor Großbritanniens Katie Snowden (4:28,04 min) ein. Über diese selten gelaufene Strecke liefen sechs Athletinnen schneller als die bisherige Weltjahresbestleistung (4;30,06 min).

Getreu dem Motto "Das Beste kommt zum Schluss" folgte im letzten Wettbewerb schließlich der einzige Meetingrekord: In 7:27,64 Minuten verbesserte über 3.000 Meter der Spanier Mohamed Katir die 22 Jahre alte Bestmarke, gehalten von keinem Geringeren als Langstreckenlegende Haile Gebrselassie, um gut zwei Sekunden. Seine neue Bestzeit bedeutet zugleich spanischen Landesrekord, Rang drei in der ewigen europäischen Bestenliste und die zweitschnellste Zeit über die 3.000 Meter in dieser Freiluftsaison. 

Die Ergebnisse finden Sie in unserer Ergebnisrubrik ...

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