| La Chaux-de-Fonds

Furiose Sprintzeiten für Ansah-Peprah, Wagner und Ansah

Es wurde schnell: In 9,98 Sekunden hat Lucas Ansah-Peprah am Samstag in La Chaux-de-Fonds (Schweiz) die schnellste 100-Meter-Zeit eines Deutschen unter irregulären Bedingungen auf die Bahn gezaubert. Nur knapp dahinter: Julian Wagner, der aus dem Vorlauf auch noch eine reguläre Bestleistung mitnahm. Owen Ansah pulverisierte über 200 Meter seinen Hausrekord. International sorgten zwei Schweizer Rekorde bei den Gastgebern für Begeisterung.
Svenja Sapper

Bereits der Vorlauf hatte schnelle Zeiten versprochen: In 10,21 Sekunden trotz starken Gegenwindes (-1,7 m/s) setzte sich Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) beim Resisprint International in La Chaux-de-Fonds (Schweiz) mit der schnellsten Zeit aller 100-Meter-Sprinter durch. Eine weitere Steigerung seiner Bestleistung und Rang drei in der deutschen Jahresbestenliste für den Thüringer, der aufgrund einer Oberschenkelverletzung erst Ende Juli in die Saison eingestiegen war und gleich bei seinem ersten Start mit 10,28 Sekunden ein Ausrufezeichen gesetzt hatte. Auch die beiden Hamburger Lucas Ansah-Peprah (10,31 sec) und Owen Ansah (10,41 sec) konnten sich für das Finale qualifizieren.

Und das hatte es in sich: 9,97 Sekunden standen am Ende auf der Uhr. Als Erster rannte Mouhamadou Fall aus Frankreich durchs Ziel – seine Zeit wird jedoch aufgrund zu starken Rückenwindes (+2,5 m/s) nicht in die Bestenlisten eingehen. Gleiches gilt natürlich auch für die DLV-Sprinter, die dennoch eine Glanzleistung ablieferten: Nur eine Hundertstel hinter dem Sieger belegte Ansah-Peprah Rang zwei, exakt zehn Sekunden waren es für Julian Wagner auf dem dritten Platz. In einem engen Feld erreichte Owen Ansah in 10,12 Sekunden Rang sieben. Auch schneller denn je, aber bei +3,0 m/s Wind ebenfalls nicht bestenlistentauglich: Aleksandar Askovic (LC Top Team Thüringen) und James Adebola (SCC Berlin; beide 10,22 sec) sowie Roy Schmidt (SC DHfK Leipzig) in 10,25 Sekunden im B-Finale.

Schnellste deutsche Zeit für Ansah-Peprah

Auch wenn die Ergebnisse der DLV-Sprinter nicht als Bestleistungen zählen, dürften sie den jungen Athleten – Julian Wagner ist 23, Ansah-Peprah 21 und Ansah 20 Jahre alt – viel Selbstvertrauen gegeben haben und ein Ansporn sein, in der Zukunft auch unter regulären Bedingungen in diese Regionen vorzustoßen. 9,98 Sekunden von Ansah-Peprah bedeuten die schnellste Zeit, die je ein Deutscher unter irregulären Bedingungen gelaufen ist. Bislang sind nur Martin Keller und Julian Reus (LC Top Team Thüringen), der in 10,01 Sekunden den deutschen Rekord hält, bei zu viel Wind 9,99 Sekunden schnell gesprintet.

Die regulären Bestleistungen ließen Ansah und Adebola dann über 200 Meter folgen. Von seiner starken Konkurrenz mit 400-Meter-Olympiafinalist Liemarvin Bonevacia (Niederlande) und dem früheren Dreifach-Europameister Christophe Lemaitre (Frankreich) ließ sich Owen Ansah nicht einschüchtern und rannte in 20,35 Sekunden zum Laufsieg, Platz vier in der Gesamtwertung und zur neuen deutschen Jahresbestleistung. Seine Bestzeit drückte er um gleich 31 Hundertstel nach unten.

"Es war ein schönes Rennen: Ich habe versucht, entspannt zu bleiben, und es ist mir auch gelungen", sagte der 20-Jährige anschließend am Stadion-Mikrofon. Sein Ergebnis ist gleichbedeutend mit der schnellsten deutschen 200-Meter-Zeit seit 2017. James Adebola setzte sich im dritten Lauf in 20,84 Sekunden durch und verbesserte seinen bei der Jugend-DM aufgestellten persönlichen Rekord um sechs Hundertstel.

Jubel über Schweizer Rekorde für del Ponte und Joseph

Mit Standing Ovations gefeiert wurde 100-Meter-Siegerin Ajla del Ponte: Die Olympia-Fünfte von Tokio (Japan) über 100 Meter und Hallen-Europameisterin über 60 Meter verbesserte ihren eigenen Schweizer Rekord um eine Hundertstelsekunde auf 10,90 Sekunden und siegte mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf die Portugiesin Lorène Dorcas Bazolo. Auf Rang sechs blieb U23-Europameisterin Lilly Kaden von der LG Olympia Dortmund in 11,29 Sekunden bei fast optimalem Rückenwind (+1,8 m/s) nur eine Hundertstel über ihrer persönlichen Bestleistung. Im B-Finale hatte Jessica-Bianca Wessolly mit etwas zu starker Windunterstützung (+2,2 m/s) 11,52 Sekunden auf die Bahn gebracht.

Kaum eine halbe Stunde später stand die Mannheimerin erneut an der Startlinie: Über ihre Spezialstrecke 200 Meter erreichte sie in 23,19 Sekunden den sechsten Platz in der Gesamtwertung. Auch diese Strecke machte del Ponte zur One-Woman-Show: 22,38 Sekunden, Meeting-Rekord und nur zwölf Hundertstel über dem Landesrekord ihrer Teamkollegin Mujinga Kambundji.

Groß war der Jubel auch bei Jason Joseph nach dem 110-Meter-Hürden-Sprint: In 13,12 Sekunden bei gültigem Rückenwind (+1,7 m/s) stellte er einen neuen Schweizer Rekord auf und katapultierte sich an die Spitze der europäischen Jahresbestenliste. In Tokio hätte diese Zeit im Finale zum vierten Platz gereicht. Im Sog des Schweizers rannten auch Just Kwaou-Mathey (Frankreich; 13,35 sec) und Vladimir Vukicevic (Norwegen; 13,42 sec) zu neuen Bestzeiten.

Maryse Luzolo unangefochten

Trotz nur zweier gültiger Versuche war Olympia-Teilnehmerin Maryse Luzolo (Königsteiner LV) im Weitsprung in einer eigenen Liga unterwegs. Sowohl die 6,30 Meter, die sie im zweiten Versuch erzielte, als auch der Siegsprung auf 6,47 Meter im letzten Versuch waren deutlich weiter als der beste Satz der früheren U23-Europameisterin im Siebenkampf Caroline Agnou aus der Schweiz, die mit 6,04 Metern Rang zwei belegte.Schwerer tat sich Olympia-Finalist Fabian Heinle im Weitsprung der Männer: Bereits in Tokio hatte er unter Schmerzen im Finale nicht die gewünschte Leistung abrufen können. Und auch in La Chaux-de-Fonds blieb dem Stuttgarter mit 7,68 Metern nur der vierte Platz. Es siegte Benjamin Gföhler aus der Schweiz (7,94 m).

Auch 400-Meter-Hürden-Spezialist Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) stand in La Chaux-de-Fonds zum ersten Mal seit seinem Start in Tokio wieder an der Startlinie und durfte sich in 49,88 Sekunden über ein weiteres Ergebnis unter 50 Sekunden freuen. Im elften Rennen blieb der Frankfurter zum fünften Mal unter dieser Schallmauer, zweimal davon bei den Olympischen Spielen.Schnellster über diese Strecke: Frankreichs Ludvy Vaillant (48,80 sec), der erst vor knapp zwei Wochen im olympischen Halbfinale gemeinsam mit Abuaku auf der Bahn gestanden hatte.

Léa Sprunger bei Abschiedstournee schnell unterwegs

Ihre letzten Wettkämpfe bestreitet zurzeit die Europameisterin über 400 Meter Hürden Léa Sprunger – in diesem Jahr wird die Schweizerin ihre erfolgreiche Karriere beenden, die einst mit einer Bronzemedaille bei der U20-EM 2009 im Siebenkampf begonnen hatte und sie nach EM-Teilnahmen im Kurzsprint und mit der Staffel schließlich zu den 400 Metern Hürden und in zwei WM-Finals führte. In La-Chaux-de-Fonds war die 31-Jährige über 400 Meter flach unterwegs und lieferte in einem pfeilschnellen Rennen als Zweitplatzierte die zweitbeste Zeit ihrer Karriere ab: 50,70 Sekunden.

Vollkommen verblüfft über ihre Zeit war die polnische Siegerin Anna Kielbasinska (50,38 sec), die ihre Bestleistung um mehr als eine Sekunde pulverisierte. Alica Schmidt (SCC Berlin) kam im zweiten Zeitlauf nach 53,19 Sekunden ins Ziel. Insgesamt bedeutete das Rang elf. Bei den Männern überragte über 400 Meter der Niederländer Jochem Dobber (45,15 sec), der dank seines Vorlaufstarts eine Bronzemedaille über 4x400 Meter von den Olympischen Spielen mit nach Hause nehmen durfte.

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