| Vorschau Silvesterläufe

Rabea Schöneborn trifft auf Norah Jeruto, Obiri führt Starterfeld in Madrid an

Traditionell geht das Sportjahr am Silvestertag national wie international mit den Silvesterläufen zu Ende. Einige traditionsreiche Rennen, wie etwa der Silvesterlauf in Trier, fallen aufgrund der Corona-Pandemie auch in diesem Jahr aus. Stattfinden werden hingegen die Veranstaltungen in Hannover und Herne sowie die internationalen Klassiker in Bozen, Madrid, Barcelona und Sao Paulo. 5.000-Meter-Weltmeisterin Hellen Obiri startet in Madrid, in Bozen wird unter anderem die deutsche Läuferin Rabea Schöneborn an den Start gehen.
Jörg Wenig / svs

In Bozen (Italien), Madrid und Barcelona (Spanien) sowie Sao Paulo (Brasilien) werden am Freitag vier traditionelle und international hochkarätig besetzte Silvesterläufe gestartet. Während in Deutschland fast alle größeren und leistungssportlich relevanten Rennen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurden, gilt dies auch für den traditionell gut besetzten Silvesterlauf im österreichischen Peuerbach.

Immerhin zwei deutsche Silvesterrennen können am Freitag stattfinden: Die Veranstalter in Hannover, die ihren Frühjahrs-Marathon bereits zweimal in Folge absagen mussten, stemmen sich zum Jahresende gegen die Corona-Welle. Das Team von „Eichels Event“ hat seinen Silvesterlauf mit einem entsprechenden Hygiene-Konzept so umstrukturiert, dass der 6-Kilometer-Lauf rund um den Maschsee stattfinden kann. In Kleingruppen wird hier über einen Zeitraum von rund sechs Stunden gestartet.

Und auch Marius Probst (TV Wattenscheid 01) muss auf sein „Heimspiel“ nicht verzichten: Der diesjährige Zweitplatzierte der Deutschen Meisterschaften über 1.500 Meter geht beim Silvesterlauf des LC Westfalia Herne über zehn Kilometer an den Start. 2018 und 2019 hat der gebürtige Herner auf dieser Strecke bereits triumphiert. Wie der TV Wattenscheid bekannt gab, werden auch zahlreiche Vereinskollegen des 26-Jährigen beim Silvesterrennen in der „Nachbarschaft“ mit von der Partie sein. Die Veranstaltung findet unter strengen Hygienevorgaben statt, für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gilt die 2G-Regel.

Tamirat Tola in Bozen favorisiert

Der Bozener Silvesterlauf „BOclassic“ ist eines der ganz wenigen international hochkarätigen Straßenrennen, das während der Corona-Pandemie gar nicht ausgefallen ist. Vor einem Jahr verlegten die Südtiroler den Lauf auf die Kart-Rennbahn. Am Freitag kehrt die Veranstaltung in die stimmungsvolle Bozener Altstadt zurück. Auf Zuschauertribünen, Großbildschirme und Hospitality-Zelte verzichten die Veranstalter, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Die Zuschauer sollen sich auf dem Rundkurs verteilen. Dort erleben sie ein breiten- und spitzensportliches Programm, das früheren Ausgaben des Rennens nicht nachstehen wird.

Kurzfristig mussten die Organisatoren eine Reihe von Ausfällen bei Topathleten hinnehmen, die positiv auf Corona getestet wurden. Dies betrifft unter anderen den dreimaligen Sieger und 5.000-Meter-Weltmeister Muktar Edris (Äthiopien) und die Kenianerin Margaret Kipkemboi, die in Bozen die vergangenen beiden Auflagen des Silvesterlaufes gewonnen hatte. Das 10-Kilometer-Rennen der Männer wird nun angeführt von Tamirat Tola. Der 30-jährige Äthiopier gewann bereits 2018 in Bozen und triumphierte in diesem Jahr bei Amsterdam-Marathon mit 2:03:39 Stunden. Sein schärfster Konkurrent dürfte sein Landsmann Tadese Worku sein.

Rabea Schöneborn misst sich mit Jeruto und Seyaum

Bei den Frauen ist über fünf Kilometer eine Kenianerin die Favoritin: Norah Jeruto gehört zu den besten Läuferinnen weltweit über die 3.000 Meter Hindernis. Sie stellte in diesem Jahr mit 8:53,65 Minuten auch die Jahresweltbestzeit über diese Distanz auf. Mit guter Form reiste Dawit Seyaum nach Bozen. Die Äthiopierin steigerte sich im November in Lille über fünf Kilometer auf hochklassige 14:39 Minuten. Der Streckenrekord steht in Bozen bei 15:30.

Im 5-Kilometer-Rennen starten wird auch Rabea Schöneborn. Die Berlinerin, die noch für die LG Nord startet, in der kommenden Saison jedoch das Trikot des SCC Berlin tragen wird, ist die einzige deutsche Topläuferin, die zu Silvester bei einem international bedeutenden Lauf an den Start geht. Rabea Schöneborn, die ihre Marathon-PB in diesem Jahr auf 2:27,03 Stunden verbesserte, wird zum ersten Mal in Bozen laufen und auch erstmals bei einem reinen 5-Kilometer-Rennen starten. Über 5.000 Meter auf der Bahn lief sie in diesem Jahr ihre Bestzeit von 15:53,88 Minuten.

Hellen Obiri der Star in Madrid

Sehr schnelle 10-Kilometer-Zeiten gab es immer wieder beim Silvesterlauf in Madrid. Allerdings ist die Strecke aufgrund eines etwas zu starken Gefälles nicht rekordkonform (maximal ein Meter pro Kilometer ist zugelassen). Der Star des Rennens am Freitag ist Hellen Obiri. Die zweimalige 5.000-Meter-Weltmeisterin und Crosslauf-WM-Siegerin aus Kenia wird unter anderen auf die Äthiopierinnen Degitu Azimeraw und Haven Hailu sowie auf 10.000-Meter-Europameisterin Lonah Salpeter (Israel) treffen.

Bei den Männern gehört der Spanier Mohamed Katir zu den Topfavoriten. In der Bahnsaison hatte er mit Landesrekorden über 1.500, 3.000 und 5.000 Meter auf sich aufmerksam gemacht. Der Olympia-Achte über 5.000 Meter muss sich unter anderen mit Rodrigue Kwizera (Burundi), der in diesem Jahr bereits mehrere Crosslauf-Siege auf spanischem Boden einfuhr, sowie den Kenianern Shadrack Koech und Emmanuel Kiplagat auseinandersetzen.

Gute Felder bei Elitelauf in Barcelona

Auch eine zweite spanische Großstadt verabschiedet das alte Jahr mit dem traditionellen Silvesterlauf: In Barcelona werden im Rahmen des „Cursa dels Nassos“ (katalanisch für „Lauf der Nasen“) ein internationales 5-Kilometer-Rennen sowie der traditionelle 10-Kilometer-Lauf ausgetragen. Über fünf Kilometer sind aufgrund der pandemischen Lage maximal 50 Elite-Athleten zugelassen. Den Veranstaltern zufolge ist geplant, über diese Distanz den Weltrekord bei Männern (12:51 min) und Frauen (14:29 min) zu attackieren.

Zu den bekanntesten Teilnehmern zählen der Olympia-Vierte über 10.000 Meter Berihu Aregawi aus Äthiopien, der Joshua Cheptegeis (Uganda) Rekord über fünf Kilometer im November im französischen Lille nur um eine Sekunde verfehlte, der frühere Marathon-Europarekordler Sondre Norstad Moen aus Norwegen sowie der Spanier Carlos Mayo. Bei den Frauen ist Ejgayehu Taye Haylu (Äthiopien), Fünfte der Olympischen Spiele über 5.000 Meter, erste Anwärterin auf den Sieg. Die Schwedin Meraf Bahta, die bei der Cross-EM in Dublin (Irland) Silber holte, sollte ebenfalls zu beachten sein.

Der älteste Silvesterlauf wird in Sao Paulo gestartet. Nachdem das Rennen vor einem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte und auch der Nachhol-Termin im Juli ausfallen musste, findet der 15-Kilometer-Lauf nun am Freitag zum 96. Mal statt. Das Teilnehmerfeld wurde dabei von zuletzt 35.000 Athleten auf 20.000 Starter reduziert. Zu den Favoriten zählen der Kenianer Elisha Rotich und der Äthiopier Belay Tilahun. Rotich gewann im Oktober den Paris-Marathon und unterbot mit 2:04:21 Stunden dabei den Streckenrekord von Kenenisa Bekele (Äthiopien). Tilahun hatte den Silvesterlauf in Sao Paulo 2018 überraschend gewonnen.

Hinweis: Aufgrund der kurzfristigen Absage von Muktar Edris und Margaret Kipkemboi wurde dieser Text nachträglich editiert.

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