| Porträt

Klein gegen Groß: Linda Meier im Duell gegen Franziska Drexler

Meine Güte, war das spannend! Linda Meier vom LAC Passau, Deutsche U18-Vizemeisterin über 3.000 Meter in Rostock 2021, und Franziska Drexler von der LG Telis Finanz Regensburg spielten die Hauptrolle im 5.000-Meter-Finale der U20 bei den Deutschen Meisterschaften in Pliezhausen. Mit ihrem Finish siegte Meier dank der größeren Energiereserven hauchzart vor ihrer Herausforderin. Nur eine Sekunde trennte beide im Ziel.
Uli Hörnemann

Klein gegen Groß – das unglaubliche Duell! Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg), Athletin aus dem Rennstall von Kurt Ring, knallte auf den letzten fünf Runden den höchsten Gang ins Getriebe – und weg war sie. Allein Linda Meier vom LAC Passau konnte ihrem Tempodiktat folgen. Wie eine Klette klebte sie im 5.000-Meter-Rennen an den Fersen der Frontrunnerin, die ihren Blick stur geradeaus richtete und wild entschlossen über die rote Kunststoffbahn trommelte wie der Duracell-Hase in der Fernsehwerbung.

Franziska Drexler vorneweg, Linda Meier dichtauf. Auf der Zielgeraden, als der Showdown nahte, schoss Linda Meier mit einem explosiven Antritt an der Regensburgerin vorbei. Sie siegte in 17:15,83 Minuten, setzte sich sogleich auf die Bahn und rang nach Luft. „Puh“, schnaufte sie, „das war anstrengend." Linda Meier, Jahrgang 2004, gewann Gold – Franziska Drexler, Jahrgang 2006, Zweite in 17:16,84 Minuten, wurde für ihr couragiertes Auftreten mit Silber belohnt.

Linda Meier, 1,75 Meter groß und 58 Kilo leicht, war sich unterwegs lange Zeit nicht sicher gewesen, ob sie ihre Dauerkonkurrentin schlagen würde. „Das war schon das vierte Mal in dieser Saison, dass ich gegen Franziska gelaufen bin“, erzählte sie, als sie wieder bei Puste war, „es sind stets harte Duelle." Im Sindelfinger Glaspalast, Schauplatz der Deutschen U20-Meisterschaften, wurde Franziska Drexler im 3.000-Meter-Finale Fünfte in 9:42,75 Minuten und Linda Meier Sechste, ganze drei Hundertstel dahinter. Dafür glückte ihr die Revanche bei den bayerischen Titelkämpfen im März in Regensburg über 5.000 Meter (16:40,51 min). Auch bei der 3.000-Meter-Challenge (9:34,07 min) hatte sie die Nase vorn. Bei diesen beiden Anlässen steigerte sich Franziska Drexler auf 16:41,30 und 9:35,09 Minuten.

Vorläufiger Karriere-Höhepunkt in Pliezhausen

Die Leichtathletik ist ihr Hobby. „Früher habe ich Ballett gemacht“, erzählte Linda Meier, „acht Jahre lang.“ Davon profitiert sie noch heute. „Als ich nach meinem Vereinswechsel 2019 mit einem systematischen Training beim LAC Passau eingestiegen bin, habe ich mit dem Ballett aufgehört.“ Klaus Hammer-Behringer ist ihr Coach und war früher selbst ein erfolgreicher Allrounder mit einer Bandbreite von 800 bis 5.000 Metern. Unter seiner Obhut glückten ihr deutliche Leistungssprünge mit dem ersten Gold ihrer jungen Karriere in Pliezhausen als vorläufigem Höhepunkt.

Nach ihrem Erfolg war sie glücklich. Überglücklich. „Auf den letzten hundert Metern wusste ich, dass ich gewinnen würde“, sagte sie und strahlte mit der tiefstehenden Sonne um die Wette, „die ersten 3.000 Meter waren ein Tempodauerlauf, dann wurde es ernst.“ Mit Karacho hatte Franziska Drexler das Feld auseinander gerissen. Doch Linda Meier ließ sich nicht abschütteln. „Und sprinten kann ich“, meinte die Passauerin im Nachhinein, „das ist meine Stärke.“

Die Athletin aus der Dreiflüsslestadt Passau, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, ist am 15. März 18 geworden. Franziska Drexler, ein Naturtalent, feiert am 14. Juni ihren 16. Geburtstag. Linda Meier will sich in diesem Sommer auf die 3.000 Meter und die 5.000 Meter konzentrieren. Ihre Bestleistungen liegen bei 9:34,07 Minuten und 16:40,51 Minuten, beide aufgestellt in Regensburg, dem Heimatverein ihrer Konkurrentin.

U20-Weltmeisterschaften im Visier

Wenn alles optimal läuft, möchte sie sich für die U20-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien) qualifizieren. Für eine Freifahrkarte nach Kolumbien sind Zeiten von mindestens 9:25 beziehungsweise 16:30 Minuten gefordert. Durchaus machbar! Linda Meier, die bescheiden auftritt, ist kein Lautsprecher und möchte keine zu großen Ziele aussprechen. Sie bleibt betont ruhig und lässt Taten sprechen. Ähnlich wie Franziska Drexler, die auch von Cali träumt.

Genauso zielstrebig wie im Sport ist Linda Meier auch in der Schule. 2023 strebt sie ihr Abitur an. Sie besucht das St.-Gotthardt-Gymnasium der Benediktiner Niederaltaich, das größte Ganztagesgymnasium in Niederbayern. „Vielleicht werde ich Lebensmittelchemie studieren“, verriet Meier ihren Berufswunsch, „das ginge beispielsweise in München.“ Dann würde sie weiterhin in Bayern bleiben. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

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