| Vorschau Werfer-Europacup

Deutsche Wurf-Teams stellen sich in Leiria Weltklasse-Konkurrenz

Weltmeister und frisch gekürte Hallen-Europameister geben sich am Wochenende beim Werfer-Europacup in Leiria (Portugal) die Ehre. Für Deutschland sind junge Teams am Start, ein besonderes Augenmerk liegt auf der dreimaligen EM-Medaillengewinnerin Shanice Craft.
Svenja Sapper

Hinweis: European Athletics überträgt die Wettbewerbe des Werfer-Europacups am Wochenende in einem Livestream auf YouTube.

Mit drei Bronzemedaillen bei drei aufeinanderfolgenden Europameisterschaften (2014, 2016, 2018) dekoriert, ist Diskuswerferin Shanice Craft (SV Halle) jene Athletin im deutschen Aufgebot, die am Wochenende (11./12. März) beim Werfer-Europacup in Leiria die meiste internationale Erfahrung vorweisen kann. Und auch in diesem Winter hat die 29-Jährige bereits zwei Ausrufezeichen gesetzt: Beim ISTAF Indoor in Berlin mit einem inoffiziellen Hallen-Weltrekord (65,23 m) und bei den Deutschen Winterwurf-Meisterschaften in Halle/Saale, wo sie mit 63,27 Metern den Titel holte.

Damit führt die EM-Siebte von München die Meldeliste im Diskuswurf der Frauen an. Auf den Fersen ist ihr jedoch Lokalmadatorin Liliana Cà (Portugal; 63,21 m), die vergangenes Jahr als WM-Sechste und EM-Fünfte ihre Klasse unter Beweis stellen konnte. Auch die mittlerweile 43 Jahre alte Französin Melina Robert-Michon (62,93 m) und die zweite Portugiesin Irina Rodrigues (60,02 m) haben diesen Winter bereits mehr als 60 Meter geworfen. Für die zweite deutsche Starterin Antonia Kinzel (MTG Mannheim) ist es der erste Nationalmannschaftseinsatz bei den Aktiven.

Craft im Fokus, Ogunleye mit Chancen

"Auf Shanice liegt beim Werfer-Europacup natürlich das Haupt-Augenmerk", sagt der Leitende Bundestrainer Sven Lang vor dem Beginn der Wettkämpfe. "Aber grundsätzlich ist vor allem das deutsche Frauen-Team stark besetzt." Vollständige Teams schickt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) auch in den U23-Wettkämpfen nach Portugal. Alle Mannschaften sieht Sven Lang konkurrenzfähig, wenngleich eine genaue Prognose schwerfalle, da die Mannschaften der Gegner schwer einzuschätzen seien.

Im Kugelstoßen dürfte die Niederländerin Jessica Schilder auf Wiedergutmachungskurs unterwegs sein: Die Europameisterin von München kam letztes Wochenende bei der Hallen-EM nicht über Rang fünf hinaus. Einen Platz vor ihr landete in Istanbul (Türkei) Jessica Inchude aus Portugal, die vor heimischer Kulisse sicher besonders motiviert ist. Chancen auf eine gute Platzierung hat die Mannheimer Stoßerin Yemisi Ogunleye, die ihr Arbeitsgerät unter dem Hallendach auf mehr als 18 Meter befördert hat. "Yemisi kann vielleicht eine gute Rolle spielen", meint auch Sven Lang. Jule Steuer (SC Magdeburg; PB: 17,02 m) wäre sicherlich mit einem zweiten 17-Meter-Ergebnis mehr als zufrieden.

Deutscher Diskus-Nachwuchs gegen Kristjan Ceh

Zwei deutsche EM-Teilnehmerinnen von München sind im Hammer- und Speerwurf mit von der Partie. Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) bekommt es im Hammerwurfring mit dem kompletten EM-Podium, Bianca Florentina Ghelber (Rumänien), Ewa Rozanska (Polen) und Sara Fantini (Italien), zu tun. Auch die erfahrene Französin Alexandra Tavernier sollte zu beachten sein. Speerwerferin Jana Marie Lowka trifft mit Elina Tzengko (Griechenland) und Adriana Vilagos (Serbien) auf die zwei Youngster, die in München Gold und Silber unter sich ausmachten. Für die beiden Frankfurterinnen geht es in diesen starken Feldern primär um eine Standortbestimmung vor der Sommersaison.

Im Diskuswurf der Männer können sich zwei von Deutschlands größten Wurftalenten erstmals auf großer Bühne bewähren. Denn an der Spitze der Meldeliste thront der Name von Deutschlands "Jugend-Leichtathlet des Jahres" 2022 Mika Sosna (TSG Bergedorf). Mit 65,57 Metern bei den Deutschen Winterwurf-Meisterschaften hat der U20-Weltrekordler zum Einstieg in die Aktivenklasse einen starken Eindruck hinterlassen. Auch Marius Karges (Eintracht Frankfurt), U20-Weltmeister mit der 1,75-Kilo-Scheibe, bringt mit 62,43 Metern eine starke Weite mit. Zu ihren Gegnern zählt kein Geringerer als Weltmeister Kristjan Ceh (Slowenien), der vergangenes Jahr bereits mehr als 71 Meter weit geworfen hat.

"Die beiden müssen sich auch in diesem starken Feld nicht verstecken", sagt Sven Lang. "Mika und Marius freuen sich auf die erste Bewährungsprobe gegen die starke internationale Konkurrenz." Generell sieht der Leitende Bundestrainer das Format vor allem als Chance für aufstrebende Athletinnen und Athleten, Wettkampferfahrung gegen starke Konkurrenz zu sammeln. 

Weltmeister Pawel Fajdek ragt heraus

Auch im Hammerwurf sind mit dem fünfmaligen Weltmeister Pawel Fajdek (Polen) und 80-Meter-Werfer Bence Halasz aus Ungarn einige der weltbesten Athleten dabei. Der Olympia-Vierte von 2021 Mykhaylo Kokhan (Ukraine) hat sich für einen Start in der U23-Konkurrenz entschieden, anders als Merlin Hummel (UAC Kulmbach), für den es nach Erfolgen im Nachwuchsbereich der erste Start im Nationaltrikot der Aktiven ist. Auch ihm traut Sven Lang eine Steigerung und eine vordere Platzierung zu. Im Speerwurf, der ohne große Stars über die Bühne geht, bauen die Portugiesen auf Leandro Ramos, mit Hausrekord von 84 Metern auf dem Papier der stärkste Werfer.

Die Kugelstoßer Zane Weir (Italien) und Roman Kokoshko (Ukraine) reisen nach Gold und Bronze bei den Hallen-Europameisterschaften mit Rückenwind an. Der Luxemburger Bob Bertemes, in Istanbul Fünfter, wird sicher auf die Medaillen schielen. Mit seiner in der Halle aufgestellten Bestleistung von 20,43 Metern kann auch der Deutsche Hallenmeister Simon Bayer (VfL Sindelfingen) auf eine gute Platzierung hoffen.

In den U23-Wettbewerben hat der Deutsche Leichtathletik-Verband zwei komplette Teams bei Männern und Frauen nominiert – hervor sticht dabei der Name einer Athletin, die noch der U20 angehört: Kugelstoßerin Nina Ndubuisi kann mit 16,89 Metern, die sie in der Hallensaison erzielt hat, das bislang beste Resultat im Feld vorweisen. 

Werfer-Europacup Leiria

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