| #True Athletes Classics

Julian Weber dominiert in Leverkusen, Johannes Vetter mit 80-Meter-Comeback

Kurzfristig hatte sich Johannes Vetter für einen Start bei den #True Athletes Classics in Leverkusen entschieden. Der deutsche Speerwurf-Rekordler wollte die WM-Norm nach vielen Verletzungsproblemen attackieren. Dazu reichte es Samstagabend nicht ganz. Trotzdem war er mit seinem Comeback zufrieden. Sieger und Europameister Julian Weber sieht sich derweil auf einem guten Weg Richtung WM.
Martin Neumann

Um 18:53 Uhr schickte Johannes Vetter (LG Offenburg) seinen Speer Richtung Regenbogen, der über der Fritz-Jacobi-Anlage in Leverkusen in bunten Farben erstrahlte. Es war der erste Versuch des deutschen Rekordhalters im erst dritten Wettkampf des Jahres. Zu gern hätte er bei den „#True Athletes Classics“ nicht den Regenbogen erreicht, sondern die gelbe Linie, die am Ende der Rasenfläche die WM-Norm von exakt 85,20 Metern markierte. Doch der Speer landete drei, vier Meter davor – und außerdem konnte der Weltmeister von 2017 den Versuch nicht halten.

Besser lief es im dritten Versuch. Mit 80,82 Metern – sein erster 80-Meter-Wurf seit 14 Monaten aufgrund langwieriger Schulterprobleme – übernahm Johannes Vetter sogar die Führung. Doch das wollte Julian Weber nicht auf sich sitzen lassen. Der Europameister vom USC Mainz konterte als nächster Werfer mit 83,86 Metern. An dieser Reihenfolge und den Weiten sollte sich bis zum Ende nichts mehr ändern. Rio-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) belegte mit 76,62 Metern Rang fünf.

Julian Weber als Speerwurf-Solist zur WM

„Es hat heute schon viel gepasst, aber noch nicht alles zusammengepasst. Natürlich habe ich auch mit der WM-Norm geliebäugelt. Darum haben wir uns auch kurzfristig für den Start hier entschieden. Wichtig ist, dass ich mit wenigen Schmerzen aus dem Wettkampf rausgehe“, sagte Johannes Vetter anschließend am ARD-Mikrofon.

Sieger Julian Weber hätte sich gefreut, wenn ihn Johannes Vetter oder ein anderer deutscher Speerwerfer zur WM nach Budapest begleiten würde. „Ich hoffe, dass wir 2024 wieder zu dritt bei Olympia starten“, so der Mainzer. Den Wettkampf ordnete er als wichtiges Training Richtung WM ein: „Ich war nach Monaco ein paar Tage krank und lag richtig flach. Danach sind wir wieder ins Training eingestiegen und haben viel gemacht. Darum waren die Beine dementsprechend schlapp.“

Tobias Potye siegt auf der Durchgangsstation

Kopfschüttelnd verließ Tobias Potye nach drei gerissenen Sprüngen über 2,27 Meter die Hochsprunganlage. Der Münchner musste sich zwei Wochen nach seinem 2,34-Meter-Sprung in Chorzow mit 2,24 Metern begnügen. Das reichte in Leverkusen trotzdem zum Sieg vor den höhengleichen Tihomir Ivanov (Bulgarien) und Joel Baden (Australien). „Das war eine Durchgangsstation vor der WM, darum bin ich nicht unzufrieden. Es war wichtig, wieder einen Trainingsreiz zu setzen“, so der Vize-Europameister.

Oleg Zernikel verbeugte sich nach dem Stabhochsprung-Wettkampf vor dem Leverkusener Publikum. Trotz schwieriger Bedingungen im Regen steigerte der Landauer seine Saisonbestleistung gleich im ersten Versuch auf 5,65 Meter. Bei 5,77 Metern lief der WM-Fünfte dreimal durch. Obwohl er die direkte WM-Norm von 5,81 Metern nicht geschafft hat, kann Oleg Zernikel auf einen WM-Start über die Weltrangliste setzen. Denn durch seinen Sieg in Leverkusen – geteilt mit Ersu Samsa (Türkei) – gab’s noch einige Bonuspunkte für das Ranking. Außerdem erfüllte er in Leverkusener exakt die nötige Bestätigungsnorm für Budapest von 5,65 Metern.

Oleg Zernikel mit Last-Minute-Ticket

„Ich bin leider noch nicht in meiner alten Form. Der Sommer war hart, ich arbeite weiter und hoffe, dass ich bei der WM gut abschneide. Mein nächstes Ziel sind 5,82 Meter und die Olympia-Norm für 2024. Vielleicht klappt es ja bei der WM“, blickte Oleg Zernikel nach seiner Last-Minute-Qualifikation für Budapest bereits voraus.

Über 1.500 Meter sorgte Tempomacher Khalid Benmahdi (Algerien) für eine schnelle Pace. Allerdings klappte es nicht ganz mit der angepeilten WM-Norm von 3:34,20 Minuten. Den längsten Atem hatte Elzan Bibic. Der Serbe setzte sich mit 3:35,20 Minuten vor dem Deutschen Meister Marius Probst (TV Wattenscheid 01) mit 3:35,81 Minuten durch.

Marius Probst: Von Leverkusen nach Luxemburg

„Das war die zweitbeste Zeit meiner Karriere. Damit habe ich wichtige Punkte für die Olympischen Spiele 2024 gesammelt. Ich laufe morgen noch in Luxemburg, vielleicht klappt es mit einer guten Zeit und damit noch genügend Punkten für die WM in Budapest“, sagte Marius Probst. Schnellste 1.500-Meter-Läuferin in Leverkusen war Reeve Walcott-Nolan. Mit 4:07,23 Minuten führte sie einen Doppelsieg der Britinnen an. Hinter ihr folgten Erin Wallace (4:07,66 min) und Vera Coutellier (ASV Köln; 4:11,22 min).

Die Diskuswerferinnen mussten zu Beginn mit dem Dauerregen in Leverkusen kämpfen. So gab’s die besten Weiten erst in den späteren Durchgängen. Klar die stärkste Werferin bei schwierigen Bedingungen war Claudine Vita. Die Neubrandenburgerin ließ 63,00 Metern im dritten Versuch zwei Würfe später 64,05 Meter folgen. Damit war die EM-Dritte deutlich vorn. Dahinter folgten Lokalmatadorin Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 58,33 m) und die Dänin Lisa Pedersen (58,28 m).

Shanieka Ricketts springt Meetingrekord

Ein gelungener Versuch reichte Sara Gambetta (SV Halle), um den Kugelstoß-Wettbewerb für sich zu entscheiden. Die Hallen-Vize-Europameisterin beförderte ihr vier Kilogramm schweres Arbeitsgerät im vierten Versuch auf 18,38 Meter. Damit gewann sie vor den weitengleichen Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) und Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; beide 17,93 m). Den Dreisprung dominierte Shanieka Ricketts (Jamaika) mit 14,52 Metern und damit neuem Meetingrekord. Als beste DLV-Dreispringerin belegte die Deutsche Meisterin Marina Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz) mit 13,69 Metern Rang zwei, die Deutsche Hallenmeisterin Kira Wittmann (LG Göttingen; 13,52 m) wurde Vierte.

Die Hürdensprints entschieden Lokalmatador Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 13,90 Sekunden und Celste Meucci mit 13,16 Sekunden für sich. Hinter der Australierin liefen Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) als Zweite in 13,22 Sekunden und Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf Rang vier mit 13,25 Sekunden neue Saisonbestzeiten.

Sprint-Double für Jamaika

Die „flachen“ Sprintstrecken dominierte Jamaika. Bei den Männern setzte sich mit Routinier Yohan Blake der Weltmeister von 2011 mit 10,01 Sekunden durch. Das Rennen der Frauen entschied Staffel-Olympiasiegerin Briana Williams mit 11,38 Sekunden für sich. Als schnellste Deutsche lief Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) mit 11,53 Sekunden auf Platz drei. Nicht ins Finale kam Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar). Die Staffel-Europameisterin wurde nach einem Fehlstart im Vorlauf disqualifiziert.

Über 4x400 Meter wollten neben der deutschen Mixed-Staffel auch die Teams aus Kenia und Großbritannien die letzte Chance nutzen, um sich im World Ranking in eine bessere Position für die WM in Budapest zu bringen. Denn direkt – über einen Top-8-Platz bei der WM 2022 – ist noch keine der drei Staffeln qualifiziert. Doch auf der nassen Bahn konnten sich nur die siegreichen Britinnen um einen Platz von 15 auf 14 im Ranking verbessern. Mit 3:14,22 Minuten lief das Quartett exakt dieselbe Zeit wie das Schweizer Team im Verlauf der Saison. Die ursprünglich auf Platz zwei eingelaufenen Kenianer mit einer starken Schlussläuferin Mary Moraa wurden disqualifiziert.

Deutsche Mixed-Staffel bleibt auf Platz zwölf im World Ranking

Das deutsche Quartett mit Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01), der Deutschen Meisterin Skadi Schier (SCC Berlin), Jean Paul Bredau (SC Potsdam) und Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) zeigte eine gute Vorstellung und lief am Ende mit 3:15,79 Minuten auf Rang zwei. Speziell Jean Paul Bredau an Position drei machte einige Meter gut und wechselte nur knapp hinter den Briten.

Mit der Saisonbestzeit von 3:14,00 Minuten von der Team-EM belegt das deutsche Quartett auf der „Road to Budapest“ aktuell Platz zwölf im Ranking. Die besten 16 Staffeln qualifizieren sich für die WM. Aktuell den letzten Startplatz hat Kenia mit 3:14,64 Minuten inne. Eine mögliche Steigerung blieb in Leverkusen aufgrund eine Wechselfehlers aus.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…

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