| Diamond League

Olivia Gürth und ein Jahr voller Höhepunkte

Hindernisläuferin Olivia Gürth rannte in dieser Saison über alle Hindernisse in die Weltspitze. Bei der WM in Budapest schaffte sie es ins Finale und knackte dort in 9:20,08 Minuten die deutsche U23-Bestleistung. In Zürich machte die 21-Jährige am Donnerstag mit dem achten Platz einen weiteren Schritt nach vorn.
Ewald Walker

Diamond League-Premiere gelungen. Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) überzeugte nach der WM in Budapest (Ungarn) auch bei "Weltklasse Zürich". Die 21-Jährige rannte am Donnerstag im Letzigrund über 3.000 Meter Hindernis mit einem erneut furiosen Endspurt in 9:21,83 Minuten auf einen starken achten Platz. „Zürich ist ein guter Ort für meine Diamond-League-Premiere geworden“ strahlte die U23-Europameisterin nach ihrem erneuten Ausrufezeichen. 

In Budapest war sie in persönlicher Bestzeit ins Finale gerannt und dort in 9:20,08 Minuten auf Platz 14 gelandet. Die deutsche U23-Bestleistung, die Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) 2012 erzielt hatte, schraubte sie um dreieinhalb Sekunden nach unten und katapultierte sich zugleich auf Rang vier in der ewigen deutschen Bestenliste. Einzig Gesa Krause, die EM-Zweite Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) und die Europameisterin von 2014 Antje Möldner-Schmidt liegen nun noch vor ihr.  

Die Schlagzeile „Gürth rennt durch Budapest“ in der Heimatpresse lässt sich auch auf Zürich übertragen. Während vorne Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech (Kenia) Tempo machte, hielt sich Olivia Gürth taktisch geschickt in der zweiten Gruppe am Ende des Feldes auf. 300 Meter vor dem Ziel setzte sie ihren Schlussspurt an, sammelte noch fünf Gegnerinnen ein und durfte sich am Ende über den achten Platz freuen.

Saison mit vielen Höhepunkten

„Heute war ich ein richtiger Teil des Feldes und bin ein Rennen gegen die Gegnerinnen gelaufen und nicht nur auf die Zeit wie in Budapest“, war sie ein wenig stolz auf sich. Ihre herausragende Spurtfähigkeit könnte auf ihrem weiteren Weg durch die Weltklasse ein Trumpf werden. 

„Das WM-Finale von Budapest wird mein Highlight in dieser Saison bleiben“, verbreitet sie noch immer ihr WM-Feeling. Sie hatte sich über das neu eingeführte Ranking für den Saisonhöhepunkt qualifiziert. Davor lag eine Saison mit vielen Höhepunkten: Pliezhausen, Karlsruhe, Rehlingen, Wien (Österreich), die U23-DM in Göttingen, die Deutschen Meisterschaften in Kassel, sowie die internationalen Meisterschaften in Espoo (Finnland) und Budapest, nun Zürich. Als U23-Europameisterin, Deutsche U23-Meisterin über 1.500 Meter und die Hindernisse, DM-Zweite und WM-Finalistin weist sie eine glänzende Saisonbilanz auf.

„Am vorletzten Wassergraben beginnt bei mir die innere Vorbereitung auf den Schlussspurt“, verrät Olivia Gürth ihre taktische Einstellung. Dass sie immer auf den Punkt fit war, sei auch ein Verdienst ihres Trainers Wolfgang Heinig. „Olivia hat eine klare Bereitschaft, Ziele zu erreichen“, lobt der 72-Jährige seinen Schützling. Dessen größte Leistung in Budapest habe aber darin gelegen, dass sie in dem Hexenkessel ganz am Ende des Feldes gelaufen und damit Bestzeit gerannt sei.

In Erfolgsgruppe Richtung Rom und Paris

Ende 2022 kam Gürth zu Heinig, „für eine halbjährige Testphase“, wie der Trainer sagt. Die Gruppe um Gesa Krause, die ihr Comeback nach Babypause anstrebt, und die WM-Sechste Marusa Mismas-Zrirmsek (Slowenien) hatte einen wesentlichen Anteil an der hervorragenden Leistungsentwicklung. „Herr Heinig hat früher schon bewiesen, dass er Athleten auf den Punkt hin in Topform bringt“, betont Gürth. WM-Bronzemedaillengewinnerin Gesa Krause, Halbmarathon-Europarekordler Karsten Eich und Olympia-Bronzemedaillengewinnerin sowie Ehefrau Katrin Dörre-Heinig sind die besten Belege dafür. „Ich habe großes Vertrauen, dass er das auch bei mir schafft."

Hat sie Vorbilder? „Natürlich schaut man zu Läufern wie Ingebrigstsen oder Muir auf“, gesteht sie, „als Jugendliche war ich natürlich auch von Gesa beeindruckt, als ich sie bei der EM 2014 in Zürich am Wassergraben sitzend gesehen habe“. Jetzt hat Olivia Gürth selbst solche Ziele und Träume. „Bei der EM in Rom möchte ich unter den besten Europäerinnen vorne mitlaufen und dann natürlich in Paris ins olympische Finale kommen." Trainer Heinig traut seinem Schützling zu, in Italien um eine Medaille mitzurennen. Immerhin war sie in Budapest viertbeste Europäerin.   

Im Oktober beginnt die Vorbereitung auf 2024 mit einigen Trainingslagern: in Slowenien, Kenia, Südafrika und Livigno. Das ist die alte Schule von Wolfgang Heinig. Gürth hat ihr Biologiestudium zuletzt zurückgestellt. Auf dem Weg zu Olympia in Paris (Frankreich) und Los Angeles (USA) will die zielstrebige Athletin weiterhin alle Hindernisse überwinden.  

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