| Interview

Arne Gabius: „Die letzten Zentimeter, das war der Heimvorteil“

Er wurde am Wochenende zum Synonym für den personifizierten Kampfgeist des deutschen Teams. Arne Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen) wehrte am Samstag bei der Team-Europameisterschaft in Braunschweig auf den letzten Meter den Angriff des ehemaligen 5.000-Meter-Europameisters Jesus Espana (Spanien) ab und warf sich mit letzter Kraft als Sieger über die Ziellinie, bevor er dann völlig euphorisiert auf die Ehrenrunde ging. In der Mixed-Zone sprach der Langstreckler noch mit Deutschlandfahne in der Hand über einen spontanen Schlussspurt, den Faktor Heimvorteil und was Sport für ihn bedeutet.
Alexandra Neuhaus

Arne Gabius, herzlichen Glückwunsch zu diesem starken Lauf. Wo haben Sie den auf den letzten Metern des 5.000 Meter Rennens noch die Kraft hergenommen, den Angriff des Spaniers noch zu kontern? Jesus Espana sah da ja schon wie der Sieger aus.

Arne Gabius:

Die letzten Zentimeter, das war heute der Heimvorteil. Die Zuschauer haben so laut ‚Arne, Arne‘ gebrüllt, da musste ich einfach nochmal alles aus mir herausholen. Da kann ich nur ‚Danke, Braunschweig‘ sagen. Ich habe vorher immer gesagt, Braunschweig ist unser Wohnzimmer, zusammen mit Ulm. Wir haben in Deutschland nur wenige Leichtathletik-Stadien, das hier ist eins davon. Jeder, der hier an den Start geht, muss die maximale Punktzahl wollen, muss um jeden Zentimeter kämpfen.

Eine Einstellung, die Sie auch schon vor dieser Meisterschaft öffentlich proklamiert haben. Wie sehr haben Sie diesen Geist auch in der Mannschaft selber wiedergefunden?

Arne Gabius:

Für alle ist die Motivation hier in Braunschweig zu starten eine ganz andere als bei allen anderen Wettkämpfen. Die Mannschaft musste den Anspruch haben, hier zu gewinnen. Darauf haben wir uns auch in der Mannschaftsbesprechung eingeschworen, in der uns am Freitagabend noch ein sehr motivierender Film gezeigt wurde. Wir waren gepusht, wir wollten hier alles geben und dieser Wille ist es auch, den Sport für mich ausmacht. Und ich glaube, das hat das Publikum auch gemerkt, das uns toll unterstützt hat. Ich für mich selber bin natürlich auch froh, dass ich meinen Worten Taten folgen lassen konnte. 

Ihr Finish war gar so herausragend, dass es neben den 12.000 Zuschauern auch die sonst analytisch beobachtenden Bundestrainer von den Sitzen riss. Wie haben Sie es auf der Bahn selber erlebt?

Arne Gabius:

Ich wusste, dass Jesus Espana auf den letzten 200 Metern nur schwer zu schlagen sein wird. Er ist ein super Sportler, ich habe großen Respekt vor ihm. Nach der Ehrenrunde hat er auch im Ziel auf mich gewartet, um mir noch zu gratulieren. Allein Geste zeigt doch schon, was für ein großer Sportsmann er ist. Aber dass ich ausgerechnet gegen ihn auf den letzten 30 Metern so gegen halten konnte und sogar noch vorbei kam, das gibt mit Selbstvertrauen für die EM in Zürich.

Bislang waren Sie nicht für einen fulminanten Schlussspurt bekannt. Müssen wir uns jetzt an einen neuen Arne Gabius gewöhnen?

Arne Gabius:

Eigentlich war der Plan, dass ich früher hart antrete, aber dann habe ich mich doch spontan für einen Schlussspurt entschieden. Ich dachte mir, komm, versuch mal, wie das geht. Und das ging ja ganz gut.

So ein Schlussspurt kann ja auch bei Europameisterschaften nicht schaden. Die Norm über 10.000 Meter haben Sie bereits, über 5.000 Meter fehlt sie Ihnen indes noch. Wann ändert sich das?

Arne Gabius:

Ich hoffe, dass ich in Paris am 5. Juli einen Startplatz bekomme. Ich würde meinen Flug auch selber bezahlen, nur um da laufen zu dürfen. Denn ich würde den 5.000-Meter-Start in Zürich schon den 10.000 Metern vorziehen. Dass ich auf der Strecke ganz gut aufgehoben bin, habe ich in Braunschweig gezeigt und damit gehöre ich zu den Favoriten.

Wie groß ist die Vorfreude auf Zürich?

Arne Gabius:

Nach Braunschweig noch größer. Ich glaube, das werden auch in gewisser Weise Heim-Europameisterschaften für uns. Deutschland ist nicht weit weg und ich bin mir sicher, dass viele deutsche Leichtathletik-Fans mit uns nach Zürich reisen werden. Und was die Unterstützung des Publikums ausmachen kann, das haben wir ja dieses Wochenende in Braunschweig erlebt.

<link https: www.leichtathletik.de termine top-events team-em-braunschweig _blank>Die Team-EM Kompakt

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