| Interview

Christina Hering: "Zeigen, dass die Zeit keine Eintagsfliege war"

800-Meter-Läuferin Christina Hering (LG Stadtwerke München) hat sich bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg mit einem beherzten Lauf und ihrer ersten Zeit unter zwei Minuten das Ticket für die Weltmeisterschaften in Peking (China; 22. bis 30. August) gesichert. Im Interview verrät die Sport-Studentin, warum die WM-Qualifikation Teamwork war und welche Ziele sie sich für ihre WM-Premiere gesetzt hat.
pm/sim

Christina Hering, am Freitag geht es los nach Peking. Schon nervös?

Christina Hering:

Nein, eigentlich nicht. Eher voller Vorfreude. Nervös werde ich aber sicher auch noch. Spätestens, wenn ich dann das erste Mal im Nationalstadion von Peking bin, kribbelt es mit Sicherheit.

Am Samstag haben Sie in Dachau einen letzten Test absolviert. Wie lief's?

Christina Hering:

Sehr gut. In 52,92 Sekunden bin ich nur eine Hundertstel über meiner Bestleistung geblieben. Das werte ich als gutes Zeichen. Nach der Staffel-DM in Jena haben wir nochmal richtig gut trainiert und jetzt ging es hauptsächlich darum, wieder in den Wettkampfmodus zu kommen. Ein 400er passt da ganz gut.

Sie haben sich im Saisonverlauf kontinuierlich gesteigert und die WM-Norm sozusagen auf den letzten Drücker bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg geschafft. Warum hat es so lang gedauert, bis der Knoten geplatzt ist?

Christina Hering:

Ich war schon früh gut drauf. In Pliezhausen war ich über 600 Meter nur ganz knapp hinter der Hallen-Europameisterin Selina Büchel. Danach haben mir viele gesagt, dass es jetzt doch bestimmt möglich ist, unter zwei Minuten zu laufen. Einerseits freut man sich natürlich, dass so viele Menschen einem das zutrauen, andererseits spürt man schon auch die Erwartungshaltung. Wenn es so einfach wäre, hätte es nicht mehr als zehn Jahre gedauert gedauert, bis eine Deutsche mal wieder unter zwei Minuten läuft. Das Wichtigste war, dass ich selber daran glaube.

In Dessau bin ich mit dem Ziel ins Rennen gegangen, beste Deutsche zu werden, um dann bei der Team-EM im Einzel dabei zu sein. Aber meine Trainingspartnerin Fabienne [Kohlmann] war einfach ziemlich stark und hat das bei der Team-EM ja auch sehr gut gemacht. Und ich war dann ja mit der 4x400 Meter-Staffel dabei, das war auch gut.

Hauptziel für mich war diese Saison eigentlich die U23-Europameisterschaft. Nachdem ich dort Bronze gewonnen hatte, war ich wirklich erleichtert. Fabienne ist am Tag vorher bei der Universade das erste Mal unter zwei Minuten geblieben..

… und dann dachten Sie: "Das kann ich auch"?

Christina Hering:

Ja, es hat mir Selbstvertrauen gegeben, es bei den Deutschen Meisterschaften nochmal zu probieren.

Unsere Trainer Andreas Knauer und Daniel Stoll haben sich im Vorfeld bewusst rausgehalten. Nach dem Vorlauf haben wir uns zu zweit zusammengesetzt und beschlossen, dass wir im Finale eine echte Show zeigen wollen. Und das hat dann echt gut geklappt.

Sie sprechen die Situation in der starken Trainingsgruppe mit Fabienne Kohlmann an: Hat diese Ihnen in der langen Saison geholfen?

Christina Hering:

Ja, auf jeden Fall. Zwischendurch hatten wir zwar verschiedene Wettkämpfe, aber die letzten drei Wochen haben wir fast alles gemeinsam trainiert. Das hilft schon. Vor allem jetzt, wo sich das Trainingsstadion immer weiter leert und schon fast alle anderen in der Saisonpause sind.

Aktuell sind Sie in der Weltjahresbestenliste auf Platz 18. Wie lauten Ihre Ziele für die Weltmeisterschaft?

Christina Hering:

Ich möchte es auf jeden Fall genießen, Erfahrungen sammeln und Spaß haben. Am Anfang war ich ziemlich überwältigt, dass ich wirklich dabei bin. Mittlerweile habe ich mich ein bisschen gesammelt und hatte Zeit, mir über meine Ziele Gedanken zu machen. Das Feld ist dicht zusammen, aber ins Halbfinale würde ich es gerne schaffen. Und ich möchte unbedingt zeigen, dass die gute Zeit in Nürnberg keine Eintagsfliege war.

Die letzten Wochen stand die Leichtathletik wegen der mit der ARD-Dokumentation zu Doping in Russland und Kenia und den Verstrickungen der IAAF nicht gerade in einem guten Licht. Beschäftigt Sie das?

Christina Hering:

Meine Einstellung ist: Es macht mich stolz, dass ich mit sauberen Mitteln mithalten kann. Natürlich hoffe ich, dass das aufgeklärt wird, Dopingsünder gesperrt werden und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Aber aktuell bringt es mir wenig, mich darüber aufzuregen.

Was ist nach der WM geplant?

Christina Hering:

Ich laufe auf jeden Fall noch beim ISTAF in Berlin die 800 Meter. Und danach geht es in den Türkei-Urlaub und anschließend natürlich auch mal auf die Wiesn!

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