| Sieg über Valerie Adams

Christina Schwanitz und der große Coup von Paris

Es war ein historischer Erfolg für Christina Schwanitz: Zum ersten Mal in ihrer Karriere besiegte die Kugelstoßerin aus dem Erzgebirge die amtierende Weltmeisterin und Olympiasiegerin Valerie Adams. Für die Neuseeländerin endete damit in Paris auch eine gewaltige Serie.
dpa/sim

Zehn Jahre lang hat Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) auf diesen Moment warten müssen. Und auch für den Rest der Kugelstoß-Welt endete am Samstagabend im Stade de France eine der längsten Serien der Leichtathletik-Geschichte. Beim Diamond-League-Meeting in Paris schlug die Europameisterin aus dem Erzgebirge zum ersten Mal in ihrer Karriere die amtierende Weltmeisterin und Olympiasiegerin Valerie Adams.

Christina Schwanitz gewann souverän mit 20,31 Metern, die Neuseeländerin wurde nur abgeschlagen Fünfte (18,79). Für Valerie Adams war das gleichzeitig die erste Niederlage nach zuvor 56 Siegen in Folge.

"Dieser Sieg ist sehr wichtig für mich", sagte Schwanitz hinterher. Man könnte auch sagen: Er war ein weiterer Meilenstein in ihrer verhältnismäßig spät in Fahrt gekommenen Karriere.

Aufholjagd startete 2013

Noch 2009 bei der WM in Berlin trennten beide Athletinnen sportliche Welten: Adams gewann im Olympiastadion einen von bislang vier Weltmeister-Titeln, Schwanitz wurde nur Zwölfte.

Doch seit ihrem Sieg bei der Hallen-EM 2013 in Göteborg (Schweden) kam die 29-Jährige der dominierenden Athletin der vergangenen Jahr immer näher. Noch im selben Jahr holte sie Silber bei den Weltmeisterschaften in Moskau (Russland), 2014 folgte der Triumph bei der Freiluft-EM in Zürich (Schweiz).

"Riesen-Respekt" vor der Seriensiegerin

In diesem Jahr führt Christina Schwanitz souverän die Gesamtwertung der Diamond League an - nur ein Sieg im direkten Duell mit Adams fehlte ihr nach 28 vergeblichen Anläufen bis zum Samstagabend noch. "Ich habe einen Riesen-Respekt vor ihr", sagte sie in Paris. "Deshalb war ich heute sehr nervös, meine Technik war lange nicht perfekt."

Trotzdem gelangen Schwanitz drei Versuche über 20 Meter, während Adams und auch die zweitplatzierte Chinesin Lijiao Gong (19,75 m) nicht einen einzigen davon schafften. Die Erklärung dafür: Adams bestritt im Stade de France ihren ersten Wettkampf nach einer hartnäckigen Ellbogen-Verletzung - und nahm ihre Niederlage deshalb auch sehr sportlich. "Ich bin erst einmal froh, dass ich wieder zurück bin. Ich bin heute ein Risiko eingegangen und wusste, dass meine Serie in Gefahr ist. Von daher bin ich nicht enttäuscht", meinte sie.

"Ganz besonderer Wettkampf" bei der WM

Schwanitz ist also in Top-Form, Adams kämpft um den Anschluss: Die große Frage ist, was das für die WM in Peking (China; 22. bis 30. August) bedeutet. Nichts, meint die Neuseeländerin aus ihrer ganzen Erfahrung heraus. "Bis Peking habe ich noch genug Zeit."

Auch bei Schwanitz, ansonsten kaum um eine kernige Aussage verlegen, hört man noch einmal ihren "Riesen-Respekt" heraus, wenn sie über dieses Thema spricht. "Ich erwarte Valerie im August zurück in Bestform", sagte sie. "Sie wird sich verbessern und Lijiao Gong hat bei der WM ein Heimspiel - das wird ein ganz besonderer Wettkampf!"

Meeting voller Überraschungen

Dass am Samstagabend Adams' gewaltige Sieges-Serie riss, passte ins Bild dieses Pariser Meetings. Denn dort passierte eine Menge - nur nicht das, was sich die Organisatoren vorher ausgemalt halten.

Mit Usain Bolt (Jamaika) sagte der eine Superstar verletzt ab, mit Stabhochsprung-Olympiasieger Renaud Lavillenie aus Frankreich wurde ein anderer nur Fünfter. Der Weltrekord-Versuch der äthiopischen 5.000-Meter-Läuferin Genzebe Dibaba endete auch "nur" mit der viertschnellsten Zeit der Geschichte (14:15,41 Minuten).

Am Ende feierten die Franzosen ihren Sprinter Jimmy Vicaut, der über 100 Meter Zweiter hinter Asafa Powell (Jamaika; 9,81 sec) wurde und dabei den Europarekord von Francis Obikwelu (Portugal) aus dem Jahr 2004 egalisierte. "Als ich über die Ziellinie lief und die Zahlen 9,86 aufleuchten sah, konnte ich das nicht glauben", meinte er. "Das ist total verrückt."

Mehr:

<link news:41939>Christina Schwanitz beendet Siegesserie von Valerie Adams

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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