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Christine Salterberg übt sich im Feintuning für Tallinn

Beim Sieg des deutschen Teams beim Hallen-Länderkampf am vergangenen Samstag im schottischen Glasgow war mit Christine Salterberg eine junge Läuferin dabei, die im Lager der Erwachsenen ihre Premiere im Nationaltrikot feierte. Als Schlussläuferin der 4x400-Meter-Staffel sicherte die Hürdenspezialistin mit Platz drei wichtige Punkte für den knappen Gesamtsieg des DLV-Teams.
Harald Koken

Noch etwas schüchtern lächelt Christine Salterberg, als sich das deutsche Team in Glasgow für das Siegerfoto versammelt. Gemeinsam mit etablierten Stars wie Sprinterin Verena Sailer (MTG Mannheim), 1.500-Meter-Mann Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), der in 3:40,20 Minuten Hallen-EM-Norm lief, sowie 800-Meter-Läufer Robin Schembera (TSV Bayer Leverkusen) und dem Karlsruher Weitspringer Julian Howard, die mit ihren Einzelsiegen wichtige Punkte für das DLV-Team einfuhren, gruppiert sich die 20-Jährige um den Siegerpokal.

Das Talent vom LT DSHS Köln wählt einen Platz ganz außen. Einen Grund, sich zu verstecken, hat sie nicht. Als Schlussläuferin der 4x400-Meter Staffel hat sie gemeinsam mit Christiane Klopsch, Julia Förster und Ann-Kathrin Kopf ihren Beitrag zum Team-Erfolg geleistet. Und das, obwohl das Lauftalent eigentlich auf der Hürdendistanz zu Hause ist.

Technische und athletische Fortschritte

Doch Christine Salterberg hat Fortschritte gemacht, technisch und athletisch. Das haben auch ihre drei Siege bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften in Leverkusen Mitte Januar gezeigt. Dort verbesserte sich die Lehramtsstudentin über 60 Meter Hürden auf 8,32 Sekunden, über die gleichlange Flachdistanz auf 7,64 Sekunden und über 200 Meter auf 24,11 Sekunden. Gute Zubringerwerte schaffen, so lautet ihre Devise. „In der Halle versuche ich mich im Sprint weiter zu verbessern. Das ist das Hauptziel in diesem Winter“, erklärt die Sechste der U20-EM von 2013.

Ein Erfolg, den es in diesem Sommer zu toppen gilt – bei der U23-EM in der estnischen Hauptstadt Tallinn. „Das Finale möchte ich auf jeden Fall erreichen und dann muss ich sehen was geht“, umschreibt die hochaufgeschossene Domstädterin die Zielsetzung, lässt sich beim Nachhaken aber entlocken, dass es am liebsten eine Platzierung unter den besten Fünf sein soll – im Idealfall mit neuer Bestleistung. Die steht derzeit bei 57,55 Sekunden.

Was geht da noch? „Das kann ich sehr schwer einschätzen“, lautet die Antwort. „Ich möchte in diesem Jahr gerne unter 57 Sekunden laufen. Alles was besser ist, freut mich.“ Die WM in Peking (China) ist kein Thema. „Da fehlen mir noch zwei Sekunden bis zur Norm. Das ist in einem Sommer nicht zu schaffen“, bleibt Christine Salterberg realistisch.

Neuer Trainer, neuer Verein

Lange Jahre war Georgi Kamenezki der Trainer an der Seite von Christine Salterberg. Doch seit Oktober 2014 ist Kamenezki beim niedersächsischen Leichtathletikverband hauptamtlicher Landestrainer für den Bereich Kurzsprint. Seine erfolgreiche Trainingsgruppe beim TuS Köln rechtsrheinisch  musste er aufgeben. Sie zerfiel. Christine Salterberg wechselte zum LT DSHS Köln auf die linke Rheinseite und arbeitet seither mit dem dortigen Cheftrainer Andreas Gentz zusammen.

„Ich muss nicht mehr so viel allein trainieren, sondern arbeite zusammen mit anderen starken Athletinnen. Das fordert alle und verbessert jeden einzelnen“, sagt das Talent. Allerdings ist ihr die Entscheidung für den Trikottausch schwergefallen. Inzwischen aber ist sie sich sicher, die beste Wahl getroffen zu haben. „Ich habe mich viel umgehört, aber die Atmosphäre bei meinem neuen Verein hat mir am meisten zugesagt“, so die angehende Lehrerin, die Teile ihres Studiums an der Kölner Sporthochschule absolviert. Ihr zweites Fach: Mathematik – kein Zuckerschlecken.

„Mathe ist sehr schwer, außerdem möchte ich lieber mit Kindern als mit Pubertierenden arbeiten“, so die Begründung, warum sie nach drei Semestern mit gymnasialem Schwerpunkt aktuell die Strategie revidiert hat. Fortan steht Primarstufen-Pädagogik im Mittelpunkt.

Trainingspensum erhöht

Trainingsmäßig hat Christine Salterberg auf nun sechs bis sieben Einheiten pro Woche aufgestockt. Inhaltlich haben Start- und Schnelligkeitsübungen deutlich mehr Gewicht bekommen. „Mein Start ist grauenhaft, aber daran feilen wir jetzt“, verrät das Hürden-Ass. „Die ersten Schritte müssen einfach schneller werden. Hinzu kommt, dass ich viel mehr Krafttraining mache. Darauf haben wir früher nicht so viel Wert gelegt. Jetzt ist das ein wichtiger Bestandteil.“

Denn im Kraftbereich sehen Athletin und Trainer noch viel brachliegendes Potenzial. Aber auch das Stehvermögen soll optimiert werden. „Ich laufe auf den ersten 200 Metern schnell an, aber nach 300 Metern lasse ich nach. Dann kommen die anderen meistens heran“, analysiert die mehrfache nationale Jugendmeisterin, die mit acht Jahren zur Leichtathletik kam.

Einfach mal ausprobiert

Der erste Start über die Langhürden erfolgte mit 15. „Die Entscheidung hat mein Trainer getroffen. Er meinte: Probiere das mal aus. Es lief gut. Im ersten Rennen habe ich direkt die Quali für die Jugend-DM geschafft. Da war klar, dass ich bei dieser Strecke bleibe.“ Die Hürden sind einfach ihr Ding.

„400 Meter flach laufe ich gar nicht gern. Ich freue mich, wenn etwas dazwischen steht, ich also nicht ans Ziel denken muss, sondern an die nächste Hürde und mich darauf konzentrieren kann, was ich als Nächstes tun muss. Dieser Ablauf gefällt mir sehr gut“, erklärt Christine Salterberg, die mit einem 15er-Rhythmus beginnt, dann zumeist zwei Hürden mit 16 Schritten angeht und schließlich versucht, das Rennen mit einem 17er-Rhythmus nach Hause zu laufen.

Die vielseitige Sportlerin hegt auch im Tennis Ambitionen. Bis zur Bezirksmeisterin hat sie es hier gebracht. Aus zeitlichen Gründen schwingt Christine Salterberg inzwischen allerdings nur noch außerhalb der Saison das Racket. Und mit der Anschaffung eines eigenen Autos will sie sich bald noch mehr Zeit verschaffen. Denn den 34 Kilometer langen Weg vom heimischen Rösrath, unmittelbar an der Kölner Stadtgrenze gelegen, bis zur Kommandozentrale ihres Vereins im Müngersdorfer Sportpark legt sie zurzeit mit dem Bus zurück.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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