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Dana Bergrath: Überraschungs-Coup mit weltmeisterlicher Unterstützung

Dana Bergrath war in der zurückliegenden Saison die drittbeste deutsche Speerwerferin. Die 24-Jährige schaffte 60,60 Meter, eine Steigerung um fast vier Meter. Das brachte ihr den ersten großen internationalen Einsatz: die Teilnahme an der Heim-EM an der Seite ihrer Mentorin Katharina Molitor.
Harald Koken

Gleich zu Beginn der Saison landete Dana Bergrath einen Überraschungs-Coup und trat aus dem Schatten der Etablierten heraus. Am 2. Juni gelang ihr in Offenburg der Vorstoß in neue Dimensionen. Insgesamt flog ihr Arbeitsgerät an jenem Samstag dreimal weiter als die 56,96 Meter, die noch vor Jahresfrist als Bestleistung galten.

Für Außenstehende sensationell, von Insidern aber lange erwartet: Die Speerwerferin vom TSV Bayer 04 Leverkusen katapultierte ihr Arbeitsgerät erstmals über die Traummarke von 60 Metern. Beim besten Versuch schlug die Speerspitze bei 60,06 Metern auf – die Norm für die Heim-EM in Berlin.

Doch damit nicht genug: Sechs Wochen später segelte ihr 600-Gramm-Speer in Luzern (Schweiz) gar auf 60,60 Meter. „Mir war klar, dass das irgendwann passieren musste. In den letzten Jahren bin ich durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen worden, hatte häufig kleine Wehwehchen, die mich aufgehalten haben. Dadurch waren die angestrebten Leistungen nicht abrufbar“, blickt Dana Bergrath zurück.

Vom Vater inspiriert

Schon im Grundschulalter war Dana Bergrath zur Leichtathletik gekommen, inspiriert durch ihren Vater, der einst als Sprinter aktiv war. „Zunächst habe ich alles Mögliche gemacht, hauptsächlich spielerisch“, erzählt sie. Ihre stärkste Disziplin: der Ballwurf. Bei der DJK Rasensport Aachen-Brand nahm sie zum ersten Mal einen Speer in die Hand. Beflügelt durch die großen Erfolge der Leverkusenerin Steffi Nerius warf sie immer weiter. 2009 – just als ihr Vorbild Weltmeisterin wurde – verbesserte Dana Bergrath den Nordrhein-Rekord der W15 auf 44,80 Meter. Der erste Eckpfeiler einer Karriere, die erst neun Jahre später so richtig ins Rollen kommen sollte.

2010 erfolgte der Wechsel zum TSV Bayer 04 Leverkusen. Sieben Jahre war der aktuelle Nachwuchs-Bbundestrainer Matthias Rau ihr Coach. Im Frühjahr 2017 nahm Helge Zöllkau die Linguistik-Studentin unter seine Fittiche – und die Weltmeisterin von 2015 Katharina Molitor wurde ihre Trainingspartnerin. Eine Kooperation, von der Dana Bergrath immens profitiert hat. „Wenn man so eine Trainingspartnerin hat, pusht das unheimlich“, offenbart die 24-Jährige. „Ich habe einen vollkommen anderen Blickwinkel auf meine Technik bekommen, wir haben Änderungen am Bewegungsablauf vorgenommen.“

Auch nach dem Karriereende von Katharina Molitor, die den Speer bei ihrem WM-Triumph in Peking (China) auf herausragende 67,69 Meter befördert hatte, ist die Trainingsgruppe in Leverkusen stark. Zu ihr gehören unter anderem die Vize-Europameisterin von 2014 und serbische Rekordlerin Tatjana Mirkovic, deren Bestleistung bei 64,21 Metern steht. Hinzu kommen Katrin Missing (noch ART Düsseldorf) und Gwendolyn Fuchs, die bei der U23-DM die Plätze zwei und drei belegten.

Bewegungsabläufe noch nicht automatisiert

Dass es beim Saison-Höhepunkt in Berlin alles andere als gut lief, sie im Finale zum Zuschauen verdammt war, wurmt die EM-Debütantin Dana Bergrath. In der Qualifikation wollte der Speer nicht weiter fliegen als 53,61 Meter. „Bei den Deutschen Meisterschaften war ich ja schon nicht ganz so gut. Da hatte ich Probleme mit meinem Anlauf“, erklärt die DM-Vierte. „Daran habe ich dann gearbeitet, sodass dieser Teil bei der EM ganz gut geklappt hat. Aber ich habe ein paar andere Sachen nicht abrufen können, da sie noch nicht automatisiert sind. Da hat der Kopf nicht ganz mitgespielt“, sagt sie.

Nach einem Kreta-Urlaub hat Dana Bergrath nun das Training wieder aufgenommen. „Im nächsten Jahr geht es zunächst einmal darum, das Niveau zu festigen und dafür zu sorgen, dass im Training keine Ausfälle entstehen“, blickt die in der 2.000-Seelen-Ortschaft Lammersdorf bei Aachen beheimatete Athletin nach vorn. Potenzial sieht sie unter anderem in der Beinarbeit und beim Abwurf. „Ich bin da noch zu ungeduldig. Anstatt oben zu warten und die Position zu genießen, möchte ich immer möglichst schnell werfen. Dadurch nehme ich mir die Vorteile des Stemmens“, erklärt die Speerwerferin.

Anvisiert ist ein Start beim europäischen Winterwurf-Cup im März. Angst vor dem neuen Qualifikationsmodus für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar) hat Dana Bergrath nicht. „Wir müssen weiterhin Wettkämpfe bestreiten und gute Leistungen liefern, nur dass jetzt das System mit Punkten und Leistungen rechnet. Wer gute Leistungen anbietet, wird wohl genauso gute Chancen auf Nominierungen haben wie bisher. Von daher heißt es ab jetzt, an Schwächen zu arbeiten und nach vorne zu sehen.“ Dana Bergrath bleibt optimistisch, 2019 den nächsten Coup landen zu können.

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