| Saisonvorbereitung

Deutsche Geher im Höhentrainingslager

Während hierzulande Schnee und Eis so einigen ausdauersportlichen Aktivitäten im Wege stand, haben sich wie im Vorjahr wieder einige Deutsche Geher auf ins sommerliche Südafrika gemacht, um sich in Dullstroom von Mitte Januar bis Februar drei Wochen gemeinsam unter Leitung von Bundestrainer Ronald Weigel auf die Saison vorzubereiten.
Andreas Janker

Darunter die beiden EM Teilnehmer von Zürich (Schweiz) Christopher Linke und Nils Gloger sowie der amtierende Deutsche Meister über die 50 Kilometer Nils Brembach (alle SC Potsdam). Dazu stieß Andreas Janker von der LG Röthenbach/Pegnitz, der auf eigene Kosten mit nach Südafrika reiste um in seinem ersten Höhentrainingslager überhaupt neue Erfahrungen zu sammeln.

Die Gruppe komplettierte der 18-jährige Nachwuchsathlet Adrian Poppe aus Rostock, der gegenwärtig für die Aufnahme an einem amerikanischen College Team trainiert. Die beiden weiteren EM Teilnehmer Hagen Pohle (SC Potsdam) und Carl Dohmann (SCL-Heel Baden-Baden) konnten leider aufgrund ihres Studiums bzw. Prüfungen nicht am jährlichen Saisonvorbereitungs-Trainingslager in der Höhe teilnehmen konnten und bereiteten sich in stattdessen in heimischen Gefilden auf die neue Saison vor.

Grundlage für den Sommer legen

Über Johannesburg ging es von dort aus in das etwa drei Autostunden entfernte und auf rund 2.000 Meter hoch gelegene Örtchen Dullstroom in der Provinz Mpumalanga, rund 200 Kilometer westlich des Krüger Nationalparks. Außerhalb der Ortschaft, die unter anderem den höchst gelegenen Bahnhof Südafrikas beherbergt, trainierten die Athleten auf einer großen Farm mit dem passenden Namen „Walkersons Private Estate“, in der sie gemeinsam in einen von mehreren darauf befindlichen Häusern untergebracht waren.

Schwerpunkt des Trainingslagers war die Verbesserung der Grundlagenausdauer um somit eine gute Basis für die anstehende Saison zu legen, deren Höhepunkt im Sommer gerade für Christoper Linke und Nils Gloger die Leichtathletik WM in Peking (China) bedeuten soll, während der 21-jährige Nils Brembach eine Topplatzierung bei der U23-EM im estnischen Tallinn anstrebt.

Einheiten von bis zu 40 Kilometern

So absolvierten die Athleten auf der 2,5 Kilometer langen und vermessenen Teerstraße innerhalb der Farm viele Trainingseinheiten in denen sie oftmals ein Pensum von bis zu 40 Kilometer abspulten. Auf halber Strecke postierte sich Bundestrainer Ronald Weigel, um die jungen Sportler bei Temperaturen um zwischen 25 bis 30 Grad mit Getränken zu versorgen, Zwischenzeiten durchzugeben und Korrekturen der Gehtechnik durchzuführen.

Die wellige Pendelstrecke, die umgeben von Graslandschaften und kleinen Seen von der Unterkunft der Trainingsgruppe bis zum Pförtnergebäude der Farm führte, hatte es mit seinen kleinen giftigen Anstiegen und wenigen schattigen Abschnitten durchaus in sich. Außer den Farmarbeitern, welche die jungen deutschen Sportler stets freundlich grüßten und dabei selbst ihre Unterhaltungen und gar Streitgespräche unterbrachen um ihnen mit einem Lächeln ein motivierendes „Hey Boys“ entgegenzurufen, traf die Trainingsgruppe hier kaum auf andere Menschen und konnte sich ganz in Ruhe auf ihre Trainingseinheiten konzentrieren.

Neben Cheftrainer Weigel ergänzte Physiotherapeut Thorsten Hess das Team, unterstütze bei der Durchführung des Trainingsbetriebes und brachte zudem täglich zwischen den Trainingseinheiten die geschundenen Beine der Sportler wieder auf Vordermann. Darüber hinaus leitete Hess das während des Trainingslagers mehrfach durchgeführte Athletiktraining zur Stärkung des Muskel- und Bewegungsapparates.

Trainingswettkampf um die Getränkerechnung

Eine besondere Herausforderung sollte für die Trainingsgruppe die Tempoeinheiten am Berg darstellen, für die man die Farm verließ und ins Umland aufbrach. Auf einer insgesamt 36 Kilometer langen Strecke, die auf den letzten 15 Kilometer fast durchgängig bergauf führte, wurden Abschnitte von bis zu 18 Kilometer im höchsten Tempo zurückgelegt, während Trainer Weigel aus dem Auto heraus Getränke reichte und Zwischenzeiten durchgab.

Um einen besonderen Anreiz zu schaffen, starte Andreas Janker oft mit einem Kilometer Vorsprung auf die Profis, welchen diese bis zum Gipfel egalisieren mussten. Zwar ging es hier nicht um Auszeichnungen, Medaillen oder Bestzeiten sondern lediglich um die Übernahme der Getränkerechnung beim gemeinsamen Abendessen, dennoch hatten diese Trainingsformen teilweise bereits absoluten Wettkampfcharakter.

Da Trainingskontrollen der NADA mittlerweile zum Alltag der Kaderathleten gehört, war man auch nicht weiter überrascht, als eines morgens Kontrolleure der Nationalen Anti Doping Agentur vor der Tür standen, um bei den Sportlern umfangreiche Kontrollen wie Blut- und Urintests durchzuführen. Zwar wirbelte der Besuch der eigens aus Kapstadt angereisten Kontrolleure diesen Trainingstag ein wenig durcheinander, aber da sich alle Beteiligten der Notwendigkeit solcher Maßnahmen bewusst waren, verliefen die Kontrollen in einem unaufgeregten und freundlichen Rahmen.

Ausflug in den Krüger Nationalpark

Neben dem sportlichen Aspekt konnten aber auch viele Eindrücke von Land und Leute gewonnen werden. An Ruhetagen wanderte die Trainingsgruppe gemeinsam durch das Gelände. Neben atemberaubenden Ausblicken traf man hier auch auf Steinbock- und gar Zebraherden, konnte Büffel aus der Ferne beobachten oder sich an malerischen Wasserfällen erfrischen. An einem weiteren Ruhetag überraschte Trainer Weigel die Gruppe mit einem Ausflug in den 2,5 Autostunden entfernten Krüger Nationalpark, wo man auf Safari ging und Zebra, Löwe und Co in freier Wildbahn beobachtete.

Während eines langen und manchmal eintönigen Trainingsaufenthaltes  war dies eine willkommene Abwechslung für die Trainingsgruppe, die darüber hinaus hervorragend harmonierte, sich gegenseitig motivierte sowie auch bei häuslichen Tätigkeiten wie dem gemeinsamen Zubereiten von Mittag- und Abendessen ihren funktionierenden Teamgeist unter Beweis stellte.

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