| DM Ulm

Die große Vorschau - Männer

Das DM-Wochenende steht bevor. In Ulm (25. bis 27. Juli) werden nicht nur die nationalen Titel vergeben. Auch der Kampf um die EM-Tickets wird entschieden. In einigen Disziplinen steht ein Showdown bevor.
Jan-Henner Reitze
100 Meter

Das wird ein Showdown mit Spannungsgarantie. Sechs Athleten haben schon die EM-Norm in der Tasche. Aber wer bekommt die drei Tickets für einen Einzelstart? Der Berliner Lucas Jakubczyk reist als Jahresschnellster an (10,07 sec), musste aber zwischenzeitlich wegen muskulärer Probleme kürzer treten. Titelverteidiger Julian Reus (TV Wattenscheid 01) hat schon 10,12 Sekunden angeboten. Dass sie für Zeiten um 10,20 Sekunden und damit nicht nur für einen Einzelstart, sondern auch einen Staffelplatz für Zürich gut sind, haben auch der Leverkusener Aleixo-Platini Menga, der Wattenscheider Christian Blum und der Wolfsburger Sven Knipphals schon gezeigt.

EM-Norm: 10,24 Sekunden; Titelverteidiger: Julian Reus

200 Meter

Über die kurze Sprintdistanz hat es nicht gereicht für ein EM-Ticket? Oder einer der schnellen Männer hat sogar auf einen Start über 100 Meter verzichtet? Kein Problem, es gibt ja noch die 200 Meter. Auch hier kann der DLV aus den vollen schöpfen. Vier Norm-Erfüller schielen Richtung Zürich - und Richtung Titel. Ihre Saisonbestzeiten liegen nur fünf Hundertstel auseinander. Neben Aleixo-Platini Menga, Julian Reus, Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) und Sven Knipphals könnte auch noch der junge Mannheimer Patrick Domogala in den Kampf ums Treppchen eingreifen sowie Sebastian Ernst (TV Wattenscheid 01), der bei den vergangenen drei Europameisterschaften jeweils im Halbfinale stand. Alles andere als abschreiben darf man auch Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01).

EM-Norm: 20,60 Sekunden; Titelverteidiger: Julian Reus

400 Meter

Kamghe Gaba greift nach 2006 und 2010 zu Titel Nummer drei. Der Münchener ist so schnell wie seit Jahren nicht mehr und darf schon für die EM planen. Kann sich noch ein DLV-Viertelmeiler für einen Einzelstart empfehlen? Wenn die Truppe gegeneinander angetreten ist, hat sie sich schon manchen spannenden Fight geliefert und zu starken Zeiten gezogen. Der Kölner Miguel Rigau und Titelverteidiger David Gollnow (LG Stadtwerke München) sind schon Richtung 46-Sekunden-Marke gelaufen. Thomas Schneider (SC Magdeburg) und der nächste Münchener Jonas Plass haben das auch drauf. Teamkollege Johannes Trefz hat sich in diesem Jahr schon verbessert.

EM-Norm: 45,85 Sekunden; Titelverteidiger: David Gollnow

800 Meter

Nachdem er die Hallensaison wegen Rückenproblemen auslassen musste, hat sich Dennis Krüger (1. VfL Fortuna Marzahn) zuerst in den Sommer, zu Bestzeiten und als vorläufiger Höhepunkt auch noch zur EM-Norm gekämpft. Holt er sich auch noch den DM-Titel? Mit seinen 1:45,79 Minuten ist der 21-Jährige der Jahresschnellste. Dass er für einen möglichen entscheidenden Spurt um den Titel, vielleicht sogar um die drei EM-Tickets, prädestiniert ist, hat Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald) bei der Team-EM eindrucksvoll bewiesen. Oder läuft er die 1.500 Meter? In Lauerstellung und nicht minder siegeshungrig sind Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen), Patrick Zwicker (LC Rehlingen) und Andreas Lange (LG Reinbek/Ohe).

EM-Norm: 1:46,25 Minuten; Titelverteidiger: Robin Schembera

1.500 Meter

Bei seinen Auftritten in der Diamond League hat Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) am deutschen Rekord (3:31,58 min) gekratzt und vorne mitgemischt, bei der Hallen-DM die Konkurrenz über 1.500 und 3.000 Meter stehen gelassen. Sicher sein, dass dies in Ulm wieder gelingt, kann sich der WM-Fünfte aber nicht. In Pliezhausen ist ihm Timo Benitz über 1.000 Meter davon gespurtet und auch Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) ist in diesem Sommer schon hohes Tempo gegangen. Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) hat bisher alles andere als eine optimale Saison hinter sich. Trotzdem wird er bis zum Schluss kämpfen, auch um die kleine verbleinende Chance auf ein EM-Ticket.

EM-Norm: 3:37,70 Minuten; Titelverteidiger: Carsten Schlangen

5.000 Meter

Um die Titel-Serie von Arne Gabius aufzuzählen, braucht man schon zwei Hände: Siebenmal in Folge hat der Tübinger die 5.000 Meter für sich entschieden. In diesem Jahr hat er bei der EM einen Vizetitel zu verteidigen. Mit dem Sieg bei der Team-EM ist ein Zeichen an die kontinentale Konkurrenz gesetzt. Im Vorbeigehen wird DM-Titel Nummer acht aber nicht zu holen sein. Es ist noch einer im Feld, der bei der Team-EM gewonnen hat, die 3.000 Meter. Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und die EM-Norm auch schon erfüllt. Was machen Marcel Fehr (LG Limes-Rems), Simon Stützel (ART Düsseldorf) und Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg)?

EM-Norm: 13:35,00 Minuten; Titelverteidiger: Arne Gabius

110 Meter Hürden

Ein Trio steuert auf Zürich zu. Der Kampf um den Deutschen Meistertitel ist da ein willkommener Härtetest auf dem Weg zur EM, wo es im Halbfinale entscheidend sein wird, die Nerven zu behalten und unter die besten Acht Europas zu stürmen. Wenn es um den nationalen Titel geht, wird Matthias Bühler (LG Offenburg) regelmäßig zum Tier. Zu was für einem? Sorry, aber Kampfsau ist da wohl die treffendste Beschreibung. Ein Freiluft-Titel fehlt Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) noch. Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) steigert sich gerne einmal auf den Punkt.

EM-Norm: 13,54 Sekunden; Titelverteidiger: Matthias Bühler

400 Meter Hürden

Es deutet sich ein Zweikampf an. 4:2 und 3:1. Das sind die Verhältnisse von Titelverteidiger Silvio Schirrmeister (LAC Erdgas Chemnitz) und Varg Königsmark (SC Magdeburg) zwischen Rennen unter und über 50 Sekunden in diesem Jahr. Auf der langen Hürdenstrecke sind Zehntel, wenn nicht ganze Sekunden, schnell gewonnen - aber auch verloren. Das macht die Spannung dieser Disziplin aus. Wer teilt sich seine Kräfte am besten ein und hält sich an seinen Rhythmus? Nach einem EM-Ticket greift auch Felix Franz (LG Neckar-Enz). Der Sechste von Helsinki (Finnland) Georg Fleischhauer (Dresdner SC 1898) und der Halbfinalist der vergangenen EM Tobias Giehl (LG Stadtwerke München) wollen noch in letzter Sekunden nach Zürich laufen.

EM-Norm: 50,00 Sekunden; Titelverteidiger: Silvio Schirrmeister

3.000 Meter Hindernis

Da hat einer die Verhältnisse über die Hindernisse ganz schön durcheinander gewirbelt. Raketenstart, Leistungsexplosion. Solche Begriffe dürfen im Zusammenhang mit Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) durchaus in den Mund genommen werden. Nimmt man die Sekunden nach der acht bei seiner Bestzeit hat der 22-Jährige einen geschmeidigen Zahlendreher hingelegt: Von 8:42 auf 8:24 Minuten. Dazu kam Rang zwei bei der Team-EM. Auch wenn der verpasste Startplatz in Braunschweig Steffen Uliczka geschmerzt haben dürfte, auf der anderen Seite wird er auch dankbar für jede nationale Konkurrenz sein. Den Titel wird der Kieler nicht freiwillig aus der Hand geben.

EM-Norm: 8:27,50 Minuten; Titelverteidiger: Steffen Uliczka

4x100 Meter

Die Staffelentscheidungen sorgen regelmäßig für einen emotionalen Höhepunkt. Leider werden gerne auch mal negative Emotionen ausgelöst - etwa durch den Verlust des Staffelstabes. Geschwindigkeit, Übung, ein Schuss Risiko und eine Prise Glück. Das könnte die Formel zum DM-Titel in der Sprintstaffel sein. Dem LAZ Leipzig ist das Rezept im vergangenen Jahr am besten aufgegangen. Auch diesmal ist das läuferische Vermögen wieder prächtig. Einen Staffeltitel über 4x100 Meter wird allerdings nie vergeben, ohne dass man den TV Wattenscheid 01 auf der Rechnung haben muss - die sogar einen deutschen Rekord im Visier haben.

Titelverteidiger: LAZ Leipzig

4x400 Meter

Geht man nur nach den Namen, ist die Sache eindeutig. Mit Kamghe Gaba, David Gollnow, Johannes Trefz und Jonas Plass hat die LG Stadtwerke München vier Athleten in ihrem Aufgebot, die durchaus im Einzelrennen auf den ersten vier Plätzen, mindestens aber alle im Endlauf landen könnten. Aber sind Namen alles? Wird das Quartett überhaupt in dieser Besetzung antreten? Und in der Staffel sind ja schon manche ungeahnten Kräfte freigeworden oder Favoriten ins Straucheln geraten.

Titelverteidiger: StG Magdeburg/Halle

Hochsprung

Ist Mateusz Przybylko fit für den Titel? Der Leverkusener hatte zum Saisonauftakt in Eppingen 2,22 Meter überquert. Danach knickte er Anfang Juni in Regensburg im Anlauf um - die Folge: Ein angeschwollener Fuß, groß wie ein Tennisball. Ein Muskelfaserriss hat den Saisoneinstieg von Raúl Spank verzögert. Der WM-Dritte von 2009 von der LG Nord Berlin arbeitet am Comeback, hadert aber noch mit seinen Vorstellungen. Er will mehr. Nachdem in der Halle bei der vorsichtigen Rückkehr nach vielen Verletzungen DM-Bronze heraussprang, könnte es diesmal wieder weiter nach vorne gehen.

EM-Norm: 2,28 Meter; Titelverteidiger: Matthias Haverney

Stabhochsprung

Das dominierende Trio der vergangenen Jahre tut sich schwer. Der Olympia-Zweite Björn Otto (ASV Köln) konnte nach seinem Längsriss der Achillessehne aus dem Winter noch gar nicht in Erscheinung treten. Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) hat die Saison beendet, der Vizeweltmeister aus der Halle Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) konnte die EM-Norm immerhin schon einmal überqueren. Mit fünf Wettkämpfen mit Höhen von 5,65 Metern oder mehr hat Karsten Dilla bisher den konstantesten Sommer hingelegt. Auch sein Leverkusener Vereinskollege Tobias Scherbarth ist mehr in den Fokus gerückt.

EM-Norm: 5,70 Meter; Titelverteidiger: Björn Otto

Weitsprung

Siebenmal ist Christian Reif in diesem Sommer schon auf acht Meter oder mehr geflogen, inklusive Bestleistung (8,49 m) und Sieg bei der Team-EM. Der Rehlinger geht als Favorit in den Wettkampf. Rar gemacht hat sich bisher Sebastian Bayer, der Hamburger hat die EM-Norm aber auch schon geschafft, zwischendurch machte er mal einen Ausflug zum Speerwurf. Als EM-Kandidaten werden auch noch Julian Howard (LG Region Karlsruhe)  und Alyn Camara (TSV Bayer 04 Leverkusen) gehandelt. Besondere Aufmerksamkeit wird Paralympics-Sieger Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf sich ziehen.

EM-Norm: 8,05 Meter; Titelverteidiger: Alyn Camara

Dreisprung

Er ist der Titelhamster bei Deutschen Meisterschaften unter freiem Himmel: Achtmal stand Andreas Pohle hier schon ganz oben auf dem Treppchen und auch in diesem Jahr geht der Erfurter mit der besten Vorleistung in den Wettbewerb. Martin Seiler könnte der erste Kandidat sein, der dem Dauerbrenner den Titel streitig machen könnte. Der Ludwigshafener schaffte in diesem Sommer konstant Weiten jenseits der 16 Meter. Über diese Marke sind auch schon Martin Jasper (LC Rehlingen), Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) und Matthias Uhrig (VfL Sindelfingen) geflogen.

EM-Norm: 16,85 Meter; Titelverteidiger: Andreas Pohle

Kugelstoßen

Eine One-Man-Show mit 22-Meter-Potential ist zu erwarten. David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) könnte auf dem Münsterplatz als dritter deutscher Athlet die magische Marke übertreffen. Wenn der Weltmeister in den Ring geht, wird er das Publikum zum Kochen bringen. Spannend wird aber auch die Frage, wer hinter dem Olympia-Zweiten Silber gewinnt - und vielleicht die 20-Meter-Marke angreift. Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) war mit 19,96 Metern zuletzt in Biberach ganz nah dran und auch dort wurde vor einer ähnlich historischen Kulisse gestoßen.

EM-Norm: 20,30 Meter; Titelverteidiger: David Storl

Disukuswurf

Robert Harting will bei der EM die Hoheit über den Kontinent verteidigen - auf dem Weg dorthin die nationale Konkurrenz hinter sich zu lassen, wäre ein erster Schritt. In den vergangenen sieben Jahren ist das dem Berliner immer gelungen. Rechnen muss der 29-Jährige besonders mit Martin Wierig. Der Magdeburger steuert fest auf Zürich zu und würde dem Weltmeister und Olympiasieger zu gerne den DM-Titel abluchsen. Dahinter hat Daniel Jasinski dank erfüllter EM-Norm bisher die besten Chancen auf EM-Startplatz Nummer drei. Ausruhen kann sich der Wattenscheider aber ganz und gar nicht. Markus Münch (SC Potsdam) und Christoph Harting (SCC Berlin) werden bis zum letzten Wurf kämpfen, um doch noch ins EM-Aufgebot vorzudringen.

EM-Norm: 65,00 Meter; Titelverteidiger: Robert Harting

Hammerwurf

Ein Saisonhöhepunkt ohne Markus Esser? Das gab es seit elf Jahren nicht mehr. Für die EM in Zürich fehlt dem Leverkusener aber noch die Norm. Der Knoten wollte einfach noch nicht platzen. Die Deutschen Meisterschaften wären ein würdiger Rahmen, das zu ändern. Unterstützung könnte dabei auch ein starker Gegner sein, der in den vergangenen Jahren national fehlte. Alexander Ziegler (LG Staufen) hat sich in diesem Sommer auf 76,29 Meter verbessert und ist damit schon fast genauso weit gekommen, wie der DM-Sieger der vergangenen vier Jahre.

EM-Norm: 77,50
Meter; Titelverteidiger: Markus Esser

Speerwurf

Die beiden Jungs machen in diesem Sommer richtig Spaß. Thomas Röhler (LC Jena) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim) haben sich auf Weiten jenseits der 86 Meter gesteigert und mischen in Europa vorne mit. Das Duell der beiden 22-Jährigen steht im Mittelpunkt des Wettbewerbes. Schade, dass einige Namen verletzungsbedingt in der Meldeliste fehlen: Ex-Weltmeister Matthias de Zordo (SC Magdeburg), der ehemalige U23-Europameister Till Wöschler (LAZ Zweibrücken) und WM-Starter Lars Hamann (Dresdner SC 1898) sind dort nicht zu finden. Immerhin ist Bernhard Seifert (LC Jena) noch rechtzeitig fit geworden.

EM-Norm: 82,50
Meter; Titelverteidiger: Thomas Röhler

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