| Anhalt-Meeting

DLV-Speerwerfer schlagen zurück – Martin Grau präsentiert sich in Topform

Die deutschen Speerwerfer sind in dieser Saison einfach bärenstark. Beim 20. Anhalt-Meeting in Dessau gab es am Freitagabend die nächste Machtdemonstration: Dieses Mal war Olympiasieger Thomas Röhler mit 90,75 Metern der Stärkste, er verpasste den Meetingrekord des Russen Sergey Makarov aus dem Jahr 2003 nur um elf Zentimeter.
Philip Häfner

Der sechste Versuch von Thomas Röhler (LC Jena) war am Freitagabend in Dessau der beste. Und bereits der achte 90-Meter-Wurf eines DLV-Werfers in dieser Saison. Nachdem Deutschlands Asse am Dienstag in Turku (Finnland) die erste Niederlage des Jahres kassiert hatten, schlugen sie nun in Dessau eindrucksvoll zurück. Zweiter wurde Andreas Hofmann (MTG Mannheim) mit 87,22 Metern.

Bis zum letzten Durchgang lag der Mannheimer sogar in Führung, ehe Röhler mit seinem finalen Versuch noch einmal kontern konnte. Die internationale Konkurrenz um Ex-Weltmeister Julius Yego (Kenia) und den WM-Dritten Petr Frydrych (Tschechien) hatte so viel deutscher Speerwurf-Power nichts entgegenzusetzen. Dass Weltmeister Johannes Vetter nach einer kleinen Verletzung am rechten Bein eine kleine Pause eingelegt und auf einen Start in Dessau verzichtet hatte, fiel da überhaupt nicht auf.

Dessau statt Diamond League, aber nur Platz drei für Greg Rutherford

Zum 20-jährigen Jubiläum von Deutschlands zweitgrößtem Meeting nach dem ISTAF in Berlin war dafür Jürgen Kessing ins Paul-Greifzu-Stadion gekommen, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, der einst in Dessau das Amt des Oberbürgermeisters innehatte. Kessing dankte Meeting-Direktor Ralph Hirsch für sein unermüdliches Engagement: Das Dessauer Meeting sei eine wichtige Veranstaltung für die deutschen Athleten, so der DLV-Präsident. Als Dank gab es für Hirsch die Verdienstmedaille des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Auch in diesem Jahr war es Ralph Hirsch wieder gelungen, zahlreiche Welt- und Europameister und Olympiasieger nach Dessau zu lotsen. Im Weitsprung etwa hätte London-Olympiasieger Greg Rutherford am Sonntag auch in Stockholm (Schweden) springen können, doch der Brite zog Dessau einem Start in der Diamond League vor. Belohnt wurde er am Ende nicht, 7,86 Meter bedeuteten Rang drei. Im Kampf um den Tagessieg entschied ein Zentimeter zugunsten von Serhey Nykyforov (Ukraine), der mit 7,94 Metern knapp vor Zarck Visser aus Südafrika (7,93 m) die Oberhand behielt.

Sieg für Sosthene Moguenara, Alexandra Wester steigert sich

Für Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) waren 6,67 Meter (+0.1) „nicht ganz das, was ich mir vorgenommen hatte“, wie die Dritte der diesjährigen Hallen-WM offen zugab. Allerdings gilt die Anlage in Dessau auch als eher schwierig. Die Weite reichte Moguenara, die in Weinheim in dieser Saison schon 6,84 Meter gesprungen war, trotzdem zum Tagessieg. Dahinter komplettierten Maryna Bekh (Ukraine) und Alexandra Wester (ASV Köln) mit 6,50 Meter beziehungsweise 6,49 Meter das Podium, was für Wester eine neue Saisonbestleistung bedeutete.

Im Duell der Weltmeister von 2015 und 2017 teilten sich Shawn Barber (Kanada) und Sam Kendricks (USA) den Sieg im Stabhochsprung. Beide sprangen 5,70 Meter. Während Barber sich danach noch drei Mal vergeblich an 5,80 Meter versuchte, hatte Kendricks – der bis dahin ohne Fehlversuch geblieben war – seine Stäbe bereits zusammengepackt. Fußprobleme zwangen den Amerikaner zu dieser Vorsichtsmaßnahme. „Ich bin jetzt seit drei Wochen ununterbrochen unterwegs und hatte auch heute wieder eine super Serie, da muss man es nicht übertreiben“, sagte er. Platz drei mit 5,50 Metern sicherte sich Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen).

Türke Jak Ali Harvey sprintet zum Meetingrekord

Sprinter Julian Reus (TV Wattenscheid 01) hatte seinen Start in Dessau mit Oberschenkel-Beschwerden abgesagt. Nun ist der Deutsche Rekordhalter über 60 und 100 Meter auch noch seinen Meetingrekord im Paul-Greifzu-Stadion los. Dieser stand bislang bei 10,18 Sekunden, er wurde von Jak Ali Harvey regelrecht pulverisiert. Der Türke, Vize-Europameister von 2016, stürmte in 10,05 Sekunden zum Sieg vor Henricho Bruintjies aus Südafrika (10,22 se). „Das war ziemlich aufregend“, so Harvey nach dem Lauf. Als einziger deutscher Sprinter hatte Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) das A-Finale erreicht und lief dort 10,44 Sekunden, nachdem er im Vorlauf noch eine Hundertstel schneller gewesen war.

Siegerin im 100-Meter-Sprint bei den Frauen wurde Kerron Stewart aus Jamaika in 11,30 Sekunden. Für die Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 2008 in Peking (China) und viermalige Weltmeisterin mit der Staffel war es eines ihrer letzten Rennen in Deutschland – am Saisonende hängt die 34-Jährige die Spikes an den Nagel.

Laura Müller steigt mit Sprint-Doppelstart ein

Dagegen steht die Karriere von Laura Müller (LC Rehlingen) erst am Anfang. Auch für sie war das Rennen in Dessau das erste des Jahres, sie belegte mit 11,65 Sekunden Rang zwei. Die 400-Meter-Spezialistin bestritt später auch noch die 200 Meter und wurde dort ebenfalls Zweite. In 23,21 Sekunden fehlten ihr lediglich sechs Hundertstel zur Norm für die Europameisterschaften in Berlin (6. bis 12. August). Es siegte Joanna Atkins (USA) in 23,03 Sekunden.

Beste Läuferin über 400 Meter war Amantle Victor-Knape (Botswana) mit Meetingrekord von 51,92 Sekunden. Unter ihrem Mädchennamen Amantle Montsho war sie 2011 Weltmeisterin geworden. Bei den Männern war Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) in 46,46 Sekunden der Schnellste, vor Torben Junker (LG Olympia Dortmund) in 46,60 Sekunden.

800-Meter-Läuferinnen kommen in Fahrt

Die EM-Norm (2:01,50 min) war im Rennen über 800 Meter der Frauen früh außer Reichweite, dafür war das Tempo auf der ersten Runde zu langsam. Für Christina Hering (LG Stadtwerke München) sprang am Ende aber immerhin eine neue Saisonbestleistung heraus: Mit 2:01,97 Minuten setzte sich die Deutsche Meisterin an die Spitze der DLV-Jahresbestenliste.

Gleich hinter ihr folgt dort nun Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), die sich beim Anhalt-Meeting auf 2:02,26 Minuten verbesserte. Den Tagessieg sicherte sich Noelie Yarigo (Benin) in 2:01,56 Minuten. Auf Platz zehn gelang Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) mit 2:04,45 Minuten eine neue Bestzeit in einem reinen Frauenrennen.

Den 800-Meter-Lauf der Männer gewann der Amerikaner Erik Sowinski in 1:45,80 Minuten. Von den DLV-Läufern konnte sich Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) als Dritter in 1:46,74 Minuten am besten platzieren.

Martin Grau jetzt drittbester Europäer

Einen neuen Meetingrekord bekamen die Zuschauer auch über 3.000 Meter Hindernis geboten. Dabei wurde der Kenianer Nicholas Bett seiner Favoritenrolle gerecht und siegte in 8:13,18 Minuten, auch der Zweitplatzierte Chala Beyo (Äthiopien) blieb in 8:17,45 Minuten noch unter der bisherigen Bestmarke (8:21,87 min).

Einen starken Auftritt lieferte auch Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) ab. Nachdem er die EM-Norm bereits beim Pfingstsportfest in Rehlingen abgehakt hatte, konnte er sich in Dessau jetzt noch einmal steigern und kam als Fünfter nach 8:26,18 Minuten ins Ziel. In Europa waren in diesem Jahr erst zwei Hindernisläufer schneller als er, das schürt Hoffnungen auf eine Medaille bei der EM im August in Berlin. Seinen Hausrekord von 8:24,29 Minuten, den er 2014 ebenfalls beim Anhalt-Meeting aufgestellt hatte, verpasste der 26-Jährige nur knapp. Auch Fabian Clarkson (SCC Berlin; 8:35,63 min) und der Deutsche Meister Tim Stegemann (LAC Erfurt; 8:35,98 min) konnten sich steigern.

Im letzten Rennen des Tages über 1.500 Meter war dann Hilliary Ngetich (Kenia) nicht zu schlagen. Er bezwang in 3:39,15 Minuten den Ukrainer Volodymyr Kyts (3:39,55 min). Bester deutscher Läufer als Vierter war überraschend Marvin Heinrich (Wiesbadener LV), der seine Bestleistung um dreieinhalb Sekunden auf 3:40,00 Minuten verbessern konnte.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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