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EM-Historie (VII): Sabine Braun verabschiedet sich in München mit Silber

Die Leichtathletik-EM 2018 vom 7. bis zum 12. August im Berliner Olympiastadion wird das größte Sportereignis auf deutschem Boden im kommenden Jahr. Die Europameisterschaften haben eine große Tradition seit ihrer Premiere 1934 in Turin. In unserer historischen EM-Serie präsentieren wir Geschichten, Stars und Sternchen dieser bedeutenden Titelkämpfe. Heute: München 2002.
Ewald Walker

„München hat gezeigt, dass die deutsche Leichtathletik voll Leben ist und großartige Feste zu feiern versteht“, war der damalige DLV-Präsident Clemens Prokop am Ende der EM 2002 im Münchner Olympiastadion begeistert. Trotz zeitweiligem Dauerregen feierten über 300.000 Zuschauer ein Leichtathletik-Fest, das im Fernsehen höhere Einschaltquoten erreichte als die Fußball-Berichterstattung in dieser Woche.

Obwohl die EM für den DLV „nur“ zweimal Gold bescherte, war das Abschneiden mit 19 Medaillen nicht schlecht. So feierte Siebenkämpferin Sabine Braun (TV Wattenscheid 01) nach 16-jähriger Karriere einen Abschied in Silber. Der Himmel weinte, Sabine Braun ging mit acht internationalen Medaillen von der Bühne des Sports um bis heute als Trainerin ihre Erfahrungen weiterzugeben.  

Karriereende auch von Heike Drechsler, Grit Breuer und Astrid Kumbernuss

Grit Breuer (SC Magdeburg) schloss ihre Laufbahn nach zwei EM-Titeln 1990 und 1991 mit Einzel-Silber und dem Titel in der 4x400 Meter-Staffel mit Florence Ekpo-Umoh (USC Mainz), Birgit Rockmeier (LG Olympia Dortmund) und Claudia Marx (LG Nike Berlin) ab. Breuer hatte noch einmal ihre unnachahmliche Schlussrunde hingelegt und die Russinnen auf Platz zwei verwiesen.

In der Weitsprunggrube des Olympiastadions ging nach 16 Jahren eine große Karriere zu Ende: die von Heike Drechsler. Nach 26 internationalen Medaillen, darunter fünfmal EM-Gold, blieb ihr diesmal nur der undankbare vierte Platz. Die olympische Goldmedaille von Sydney (Australien) war ihr letztes Edelmetall.

Auch für Astrid Kumbernuss (SC Neubrandenburg), Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin im Kugelstoßen, blieb nur Platz vier. Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum (VfB Stuttgart) gewann wie schon vier Jahre zuvor in Budapest Bronze – und hieß acht Jahre später nach einer Geschlechtsumwandlung „Balian“.

Paula Radcliffe und Colin Jackson die Stars

Für das sportliche Highlight der Titelkämpfe hatte Paula Radcliffe aus Manchester mit ihrem 10.000-Meter-Europarekord (30:01,09 min) gesorgt. Der Held von München aber kam aus Hamburg. „Das Publikum hat mich getragen“, beschrieb Ingo Schultz sein Gefühl nach dem Gewinn des Titels über 400 Meter. Und die Zuschauer feierten diese Goldmedaille des Vize-Weltmeisters von Edmonton (Kanada) 2001. Schultz genoss den Triumph auf der langsamsten Ehrenrunde, die es je gab.

Colin Jackson, der „Prince of Wales“, holte in München seinen vierten EM-Titel über 110 Meter Hürden in Serie. Nach seiner langen Karriere wurde Jackson Biathlon-Präsident in Großbritannien und Moderator bei der BBC. Wilson Kipketer (Dänemark), Andre Bucher (Schweiz) und Nils Schumann (SC Creaton Großengottern) – drei ganz große Läufer standen nach dem 800 Meter-Finale auf dem Treppchen.

Silber für Dieter Baumann im strömenden Regen

Dauerregen begleitete das Finale über 10.000 Meter – und die Zuschauer trieben Dieter Baumann zehn Jahre nach seinem Olympiasieg in Barcelona (Spanien) zu einer Silbermedaille. „Die Stimmung war irre“, war Baumann damals wunschlos glücklich.

Die EM in München war damit die Fortsetzung der erfolgreichen EM von 1986 in Stuttgart und ist wohl ein Fingerzeig für die EM 2018 im Berliner Olympiastadion. Ein faires und objektives Publikum setzte eine Tradition fort, „und hatte eine Goldmedaille verdient“, wie Prokop anerkannte. Die Welle der Begeisterung schwappte bei den Marathonläufen über das Olympiastadion hinaus in die Münchner Innenstadt, wo tausende Zuschauer für Volksfeststimmung sorgten.

„Die Heiterkeit war wieder im Olympiastadion“, schlug DLV-Präsident Helmut Digel einen weiten Bogen zurück zu den Olympischen Spielen 1972. München und Stuttgart sahen zwei herausragende Europameisterschaften – und Berlin 2018 will die Fortsetzung!

Austragungsorte der Leichtathletik-Europameisterschaften von 1934 bis 2018

1934  Turin (ITA)1969  Athen (GRE)1998  Budapest (HUN)
1938  Paris (FRA)1971  Helsinki (FIN)2002  München (GER)
1946  Oslo (NOR)1974  Rom (ITA)2006  Göteborg (SWE)
1950  Brüssel (BEL)1978  Prag (CZE)2010  Barcelona (ESP)
1954  Bern (SUI)1982  Athen (GRE)2012  Helsinki (FIN)
1958  Stockholm (SWE)1986  Stuttgart (GER)<link>2014  Zürich (SUI)
1962  Belgrad (SRB)1990  Split (CRO)<link>2016  Amsterdam (NED)
1966  Budapest (HUN)1994  Helsinki (FIN)<link>2018 Berlin (GER)
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