| EM 2018

Geher-Doppelsieg für Spanien an der Gedächtniskirche

Es war ein spanischer Vormittag an der Gedächtniskirche. Vor imposanter Kulisse und lautstarkem Publikum, das beste Werbung für den Gehsport machte, konnte sich bei den Europameisterschaften in Berlin über 20 Kilometer erneut ein Athlet aus dem Geherland Spanien durchsetzen. Álvaro Martin holte in 1:20:42 Stunden Gold vor seinem Landsmann Diego García Carrera (1:20:48 h). Auch bei den Frauen hüllte sich im Ziel die Siegerin in eine Spanienflagge: Mária Pérez war die Schnellste in Meisterschaftsrekord von 1:26:63 Stunden.
Alexandra Dersch

Die deutschen Starter, die sich vor allem in Person des Olympia-Fünften Christopher Linke (SC Potsdam) so viel vorgenommen hatte, konnten den entscheidenden Antritt bei Kilometer 15 nicht mitgehen. Als bester Deutsche kam Nils Brembach auf einem starken fünften Platz in Saisonbestleistung von 1:21:25 Stunden ins Ziel. Hagen Pohle (beide SC Potsdam) folgte mit zehn Sekunden Rückstand auf einem guten achten Platz.

Die erste Hälfte des Männerrennens war geprägt vom Abtasten der Konkurrenz. Eine Chance, die die deutschen Starter für sich zu nutzen wussten, zeigten sie sich auf dem einkilometerlangen Rundkurs an der Generali Arena immer wieder ganz vorne und gingen ganz zu Beginn des Rennens gar in einer Linie an der absoluten Spitze. Doch als der Jahresschnellste Vasiliy Mizinov, nach dem Ausschluss der russischen Mannschaft einzige Russe im Feld und unter neutralen Fahne startend, bei Kilometer 15 das Zepter übernahm, mussten die Deutschen abreißen lassen.

Gute Platzierungen für Brembach und Pohle

Die beiden Spanier Álvaro Martin und Diego García Carrera erholten sich am schnellsten von dem Antritt des Russen, schlossen auf und lieferten sich einen spannenden Dreikampf, den das Publikum lautstark begleitete. Die meisten Reserven hatte der 24-jährige Álvaro Martin, setzte sich nach und nach von seinen Kontrahenten ab und genoss die letzten Meter, als er sich seines Sieges schon sicher war, sichtlich. Für Álvaro Martin war es nach Platz acht bei den Weltmeisterschaften 2017 der erste große Titel.

Den Kampf um Bronze entschied schlussendlich der U23-Europameister des Jahres 2017 Diego García Carrera für sich und verwies den leicht favorisierten Vasiliy Mizinov mit knappen Vorsprung von zwei Sekunden auf Platz drei (1:20:50 h).

Während Christopher Linke, der zuletzt sowohl bei Olympia, als auch bei der vergangenen WM und EM auf Platz fünf ins Ziel gekommen war, mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatte und sichtlich enttäuscht, da abgeschlagen als Dreizehnter nach 1:22:33 Stunden ins Ziel kam, konnten sich Nils Brembach und Hagen Pohle als Fünfter und Achter über ihre beste internationale Platzierung bei den Aktiven freuen.

Meisterschaftsrekord auf stimmungsvollem Kurs

Auch bei den Frauen geht die Goldmedaille nach Spanien: Mária Pérez, die Vizeeuropameisterin der U23 aus dem Vorjahr, holt den Titel mit Meisterschaftsrekord von 1:26:36 Stunden vor der Tschechin Anežka Drahotová (1:27:03 h) und der WM-Dritten Antonella Palmisano (1:27:30 h) aus Italien. 

Bei knapp Hälfte des Rennens wagte die Tschechin Anežka Drahotová, als EM-Dritte der vergangenen Kontinentalmeisterschaft angereist, einen Vorstoß, sprengte die Spitzengruppe und zog das Feld komplett auseinander. Nur die später Drittplatzierte Antonella Palisano und Mária Perez schafften den Anschluss. Doch dann trat die Spanierin aufs Gaspedal.

Gutes Mannschaftsergebnis der DLV-Geherinnen

Über ein tolles Mannschaftsergebnis konnte sich das deutsche Geherinnenteam freuen, das erstmals nach fünf Jahren wieder eine deutsche Mannschaft zu einem internationalen Großereignis schicken konnte. Auf Platz 14 kam die Deutsche Meisterin Emilia Lehmeyer (Polizei SV Berlin) in Bestzeit von 1:32:36 Stunden ins Ziel und strahlte entsprechend zufrieden, nachdem sie aufgrund von diversen Verletzungen erst im Frühjahr richtig ins Training einsteigen konnte.

Gut eingeteilt hatte sich auch die Potsdamerin Saskia Feige ihr Rennen, das sie auf Platz 16. und in Bestzeit von 1:32:57 Stunden beenden konnte. Für die 20-Jährige, die erst vor zwei Jahren zum Gehsport gekommen war, ging es in Berlin darum, Erfahrung zu sammeln. Unter diesem Motto stand auch das Rennen ihre Trainingskollegin Teresa Zurek (SC Potsdam), die auf Platz 20 in 1:35:58 Stunden das Ziel am Breitscheidplatz erreichte.

Das Rennen der Frauen war nach einem Feuerwehreinsatz aus Sicherheitsgründen verschoben worden und wurde gemeinsam mit den Männern gestartet. An einem Gully an der Strecke rund um den Breitscheidplatz wurde am Samstagmorgen Gasgeruch festgestellt. Kurze Zeit später konnte aber Entwarnung gegeben werden.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Nils Brembach (SC Potsdam):
Ich kann es noch gar nicht glauben. Das ist meine beste internationale Platzierung. Die Stimmung pusht unheimlich. Es war unglaublich laut, ich habe keine Durchsage von meinem Trainer verstanden. Es war eine super Entscheidung, unsere Sportart in die Stadt zu bringen. Da muss ich danke an die Organisation sagen.

Hagen Pohle (SC Potsdam):
Die Stimmung war sehr gut, wir wurden überall angefeuert. Alle wurden fair angefeuert. Von der Stimmung war es das schönste Rennen, das ich je erlebt habe.

Christopher Linke (SC Potsdam):
Wer sagt, dass Gehen unpopulär ist, der soll in die Fernsehbilder von heute reinschauen. Das Gehen lebt. So sieht Werbung für das Gehen aus. Natürlich hätte ich gerne eine Medaille gewonnen, das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Mit Nils haben wir eine sehr gute Leistung im Team erreicht. Ich bin natürlich persönlich enttäuscht, aber das Leben geht weiter. Es war einfach nicht mein Tag. Alle haben auf mich geschaut, ich war der Tempomacher für alle anderen. Da hat mir hinten raus die Kraft gefehlt. Ich kann nicht sagen, woran es lag.

Emilia Lehmeyer (Polizei SV Berlin):
Es war am Start etwas schwierig für uns, dass der Wettkampf verschoben wurde, wir waren ja alle schon aufgewärmt. Das habe ich auch im Rennen gemerkt, die Muskeln haben schnell zugemacht, es ging total schwer. Ich war angespannt, aber die Stimmung war unglaublich. Ich habe mich als Teil einer Mini-Olympiade gefühlt.

Teresa Zurek (SC Potsdam):
Die ersten Runden war zu schnell für mich, da musste ich aufpassen. Ich war aufgrund der Verschiebung des Rennens schon warm, das war schwer, aber die Bedingungen waren für alle gleich. Die Kulisse war der Hammer, das hat mich ziemlich gepusht. Mich haben so viele Leute angefeuert, das hat mich getragen. Die Zeit ist in Ordnung.

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