| Premiere als Kampfrichterin

Heike Drechsler: Von der Weitsprung-Ikone zum stillen Star

Fast auf den Tag genau 25 Jahre nach ihrem ersten Olympiasieg im Weitsprung in Barcelona am 7. August 1992 und 13 Jahre nach ihrem Karriereende beim ISTAF in Berlin ist Heike Drechsler in einer neuen Rolle an die Weitsprunggrube zurückgekehrt – als Kampfrichterin. Bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften im Ulmer Donaustadion hatte die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin drei Einsätze als Kampfrichterin beim Weit- und Dreisprung und will in dieser Funktion auch bei der EM im kommenden Jahr in Berlin mitwirken.
Ewald Walker

12 Uhr Mittag im Ulmer Donaustadion. High Noon für eine Weitsprung-Legende. Acht Kampfrichter betreten im Gänsemarsch den Stadion-Innenraum und haben die Weitsprung-Anlage im Visier. Mitten drin: Heike Drechsler. Es ist ein Comeback der besonderen Art. Im Team von Kampfrichter-Obmann Frank-Martin Schunack (Reutlingen) versieht Drechsler mit der Harke ihre Aufgabe im Sand. „Es ist harte Arbeit, so wie Gartenarbeit auch“, beurteilte sie ihre schweißtreibende Tätigkeit bei sommerlichen 30 Grad.  

„Es ist absolut cool, mit so einer Weltsportlerin gemeinsam im Einsatz zu sein“, freut sich Willi Müller, Kampfrichter aus Brandenburg, über seine außergewöhnliche Arbeitskollegin. „Ich finde Drechslers Einsatz toll, sie hat das Fachwissen und wirkt deshalb völlig authentisch“, kommentierte Lutz Dombrowski (Schwäbisch Gmünd, ehemals Karl-Marx-Stadt), Weitsprung-Olympiasieger und Deutscher Rekordhalter mit 8,54 Meter, den Einsatz seiner ehemaligen Kollegin.

"Will der Leichtathletik etwas zurückgeben"

„Wenn man die Leichtathletik liebt, dann möchte man etwas zurückgeben“, sagte Drechsler nach ihrem Einsatz in Ulm und entgegnet damit dem Verdacht, es handle sich um einen Promi-Gag. Heike Drechsler hat sich damit unter die rund 10.000 Kampfrichter im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) eingereiht. Es ist ein Schritt von der Ikone zum stillen Star. Denn die ehrenamtlichen Helfer stehen meist im Schatten der Athleten und ihrer Leistungen. Doch ohne sie würde der Sport nicht funktionieren.

„Es ist natürlich äußerst positiv, wenn sich ehemalige Top-Athleten bei uns engagieren“, stellte Klaus Hartz (Fürth), Einsatzleiter für alle Kampfrichter bundesweit und Wettkampfleiter bei der EM 2018 in Berlin, fest. Mit Vorbildern als Kampfrichter könne man dem Nachwuchsproblem begegnen, so Hartz, zudem werde damit die Arbeit im Schatten der Stars gewürdigt. Bislang hat die frühere Deutsche Dreisprung-Meisterin und -Rekordlerin Helga Radtke (Schwerin) als Kampfrichterin gearbeitet und auch die ehemalige Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (Berlin) möchte in diesem Bereich mitarbeiten.

Kampfrichter-Einsatz bei der EM 2018 im Berliner Olympiastadion

„Heike hat ihre Aufgabe im Sand gut gelöst und wird wohl auch bei der EM im Sommer 2018 in Berlin in meinem Team dabei sein“, bescheinigte Schunack der Kampfrichter-Debütantin beim anschießenden Pressegespräch. Der 52-jährige ehemalige Hochspringer von der TSG Reutlingen (Bestleistung 2,10 m), bei der LG Reutlingen-Eningen auch als Trainer aktiv, ist seit 32 Jahren im Kampfrichter-Einsatz. Schon 2009 war er bei der WM in Berlin dabei und seitdem bei vielen nationalen wie internationalen Veranstaltungen für Kampfrichter-Teams verantwortlich.

„Ich möchte bei der EM Berlin dabei sein und hoffe, dass die Berliner diese Meisterschaft annehmen und damit ein Zeichen setzen gegen den geplanten Umbau des Olympiastadions zur Fußballarena“, hofft die Wahl-Berlinerin. Drechsler zeigte sich vom Auftakt der WM in London begeistert. „Die Briten zeigen uns, dass die Leichtathletik lebt und sie leben uns vor, wie man die Sportart pushen kann“, sagte Drechsler.

Ihren ersten Olympiasieg am 7. August 1992 in Barcelona (Spanien) bewertet Drechsler als Höhepunkt ihrer Karriere. „Da war ich in der Form meines Lebens, und zusammen mit Heike Henkel und Dieter Baumann haben wir damals eine große mediale Wirkung für die Leichtathletik erzielt“, erinnert sich Drechsler, die dann in Sydney (Australien) 2000 ihren zweiten Olympiasieg holte.    

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