| ISTAF Indoor 2017

Weite Sätze und starke Hürdensprints – DLV-Asse in Form für Belgrad

Auf die deutschen Hürdensprinterinnen war am Freitagabend beim ISTAF Indoor Verlass, auch die Weitspringerinnen glänzten in Berlin mit mehreren Hallen-EM-Normen.
Philip Häfner

Berlin bleibt ein gutes Pflaster für Cindy Roleder (SV Halle). Zweimal hatte die Hürdensprinterin schon beim ISTAF Indoor in der Hauptstadt gewonnen, am Freitag machte sie das Triple perfekt. In 7,85 Sekunden lief die 27-Jährige so schnell wie noch nie, auch weltweit war in diesem Winter erst eine Athletin besser. „Richtig geil“ fand sie ihr Rennen und versprach sogleich: „2018 bin ich beim ISTAF Indoor wieder dabei!“

Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) hatte die Europameisterin von 2016 im Vorlauf mit einer Steigerung auf 7,88 Sekunden herausgefordert. Das war zu diesem Zeitpunkt deutsche und europäische Jahresbestleistung gewesen, doch Roleder konnte im Finale kontern und holte sich beide Bestmarken zurück. „Ich habe jetzt eine Konkurrentin im eigenen Lager“, konstatierte sie. Denn Pamela Dutkiewicz hielt auch im Endlauf gut mit: Die 25-Jährige lief ein zweites Mal an diesem Abend 7,88 Sekunden und sorgte damit für einen deutschen Doppelsieg. „Ich bin so happy. Es ist Wahnsinn, dass ich in so einen Bereich laufen kann“, sagte sie freudestrahlend. In der ewigen deutschen Hallenbestenliste belegen Roleder und sie nun die Plätze fünf und sechs.

Dritte wurde Olympiasiegerin Sally Pearson (Australien), die 2014 die erste Auflage des ISTAF Indoor gewonnen hatte. Ricarda Lobe (MTG Mannheim), die ebenfalls schon die Norm für die Hallen-EM in Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März) erfüllt hat, verpasste mit 8,15 Sekunden den Endlauf.

Norm für Sprinterin Chantal Butzek

Schnellste Sprinterin über 60 Meter der Frauen wurde die Ukrainerin Olesya Povh in 7,14 Sekunden. Diese Zeit war in dieser Saison auch schon Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) gelaufen, doch in Berlin war der Wettkampf für sie nach einem Fehlstart schon im Vorlauf beendet. Gesenkten Hauptes verließ sie die Halle. Doch auch so schafften es drei Deutsche ins Finale: Dort wurde Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) in 7,24 Sekunden Dritte, dahinter lief Chantal Butzek (LC Paderborn) als jüngste Teilnehmerin des Meetings in 7,25 Sekunden zur Hallen-EM-Norm. Sie ist damit bereits die sechste DLV-Sprinterin, die den Richtwert von 7,28 Sekunden unterbieten konnte. Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) wurde Fünfte (7,28 s), im Vorlauf war sie schon Bestzeit (7,24 sec) gesprintet.

Bei den Männern hatte Kim Collins (St. Kitts & Nevis) die ersten drei Auflagen des ISTAF Indoor gewonnen – dieses Mal reichte es für ihn allerdings nur zu Platz zwei. Der Weltmeister von 2003 ist zwar auch mit 40 Jahren immer noch pfeilschnell unterwegs, doch seine 6,59 Sekunden genügten in diesem Jahr nicht für den Tagessieg. Den holte sich in 6,57 Sekunden der Brite James Dasaolu, der für einen Start in Berlin sogar auf die Teilnahme an den Britischen Hallenmeisterschaften verzichtet hatte. Bester Deutscher war Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) als Vierter in 6,78 Sekunden – im Vorlauf war er zuvor 6,70 Sekunden gelaufen. Auch Lokalmatador Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) erreichte mit 6,71 Sekunden den Endlauf, dort ließ er allerdings verletzt austrudeln. „Ich habe meine Kniekehle gemerkt“, sagte er.

Über die 60 Meter Hürden der Männer blieb die erhoffte Norm für die Hallen-EM dagegen aus. Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01), in dieser Saison mit 7,71 Sekunden bislang eine Hundertstel über dem geforderten Richtwert geblieben, erwischte keinen sauberen Lauf. Der viermalige Deutsche Hallenmeister touchierte gleich mehrere Hürden und kam nach 7,81 Sekunden als Dritter ins Ziel. Alexander John (SC DHfK Leipzig) wurde Sechster in 7,96 Sekunden. Es siegte der Ungar Balasz Baji mit 7,60 Sekunden vor Petr Svoboda aus Tschechien (7,67 s).

Claudia Salman-Rath ärgert die Spezialisten

Mit 12.600 Zuschauer war das ISTAF Indoor auch in diesem Jahr wieder das größte Hallenmeeting der Welt. Zum dritten Mal hintereinander war die Mercedes-Benz Arena ausverkauft. Die einzigartige Mischung aus Show und sportlichen Höchstleistungen ist es, wegen der die Topathleten so gerne nach Berlin kommen.
Die Atmosphäre verlieh vor allem den Weitspringerinnen Flügel – und ganz besonders Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt). Dass die Siebenkämpferin weit springen kann, ist bekannt, doch beim ISTAF Indoor übertraf sie alle Erwartungen.

Gleich drei Mal konnte die 30-Jährige ihre Hausrekord steigern: erst auf 6,61 Meter, dann auf 6,71 Meter, schließlich im letzten Versuch sogar auf 6,76 Meter. In der Welt kam in diesem Jahr erst eine andere Springerin weiter – und das ebenfalls in Berlin. Die Serbin Ivana Spanovic, im vergangenen Jahr Europameisterin und Olympia-Dritte, setzte sich mit ihren 6,87 Metern an die Spitze der Weltjahresbestenliste.

Als Dritte übertraf Alexandra Wester (ASV Köln) erstmals in diesem Winter den Richtwert für die Hallen-EM: 6,71 Meter bedeuteten für sie Saisonbestleistung. Auch Maryse Luzolo (Königsteiner LV) konnte sich als Fünfte noch einmal um einen Zentimeter auf 6,56 Meter steigern. Damit haben nun drei Deutsche die Norm überboten, für mindestens ebenso viele liegen die geforderten 6,55 Meter noch in Reichweite – unter anderem für Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05 Saarbrücken), die für das ISTAF Indoor kurzfristig absagen musste. Das verspricht schon jetzt viel Spannung für die Hallen-DM in Leipzig (18./19. Februar)

Piotr Lisek hat wieder die Lufthoheit

Sechs Tage nach seinem erstmaligen Sprung über sechs Meter in Potsdam war Piotr Lisek auch beim ISTAF Indoor nicht zu schlagen. Der Pole siegte im Stabhochsprung mit 5,86 Meter, die er im zweiten Versuch überwand. Anschließend versuchte er sich noch drei Mal am neuen Meetingrekord von 6,05 Metern, doch diese Höhe war an diesem Tag noch zu hoch. Zweiter wurde Olympiasieger Thiago Braz da Silva (Brasilien) mit 5,70 Metern.

Diese Höhe schaffte auch Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) im dritten Versuch. 5,78 Meter – die Norm für die Hallen-EM – waren danach aber nicht mehr drin. „Ich habe in den vergangenen Tagen nicht viel trainieren können, nachdem ich letzte Woche in Frankreich böse auf die Latte gefallen bin“, so der 27-Jährige. Der zweite DLV-Springer Florian Gaul (VfL Sindelfingen) belegte Rang sieben (5,60 m).

Christoph Harting wie bei Olympia ganz vorne

Nach einem 20-minütigen Live-Konzert von Wincent Weiss („Musik sein“) bildete der Wettbewerb im Diskuswerfen der Männer wie jedes Jahr den stimmungsvollen Abschluss der Veranstaltung.
Mit dabei: Olympiasieger Christoph Harting (SCC Berlin), der 181 Tage nach seinem Triumph in Rio de Janeiro erstmals wieder in den Ring stieg. 65 Meter hatte er sich im Vorfeld vorgenommen, das wäre Meetingrekord gewesen. Am Ende wurden es zwar „nur“ 63,84 Meter, doch auch diese Weite reichte dem Berliner zum erstmaligen Sieg beim ISTAF Indoor, nachdem er sich 2016 noch seinem Bruder Robert Harting (SCC Berlin) geschlagen geben musste. Die Hallenbestmarke von Martin Wierig (SC Magdeburg) – 64,82 Meter aus dem Jahr 2014 – hat allerdings für mindestens ein weiteres Jahr Bestand.

Auch bei der vierten Auflage des Meetings war Martin Wierig wieder vorne mit dabei, er belegte mit 62,67 Metern Rang zwei vor Lukas Weisshaidinger aus Österreich (62,23 m). Lediglich Fünfter wurde Piotr Malachowski (Polen), amtierender Weltmeister und Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro (Brasilien) – seine Weite: 59,99 Meter. Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) hatte seine Teilnahme wegen eines eingeklemmten Nervs im Rücken absagen müssen. Robert Harting fehlte ebenfalls: Er ist nach einem operativen Eingriff im rechten Knie noch nicht wieder hundertprozentig fit.

Die kompletten Resultate finden Sie in <link>unserer Ergebnisrubrik...

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