| Pfingstsportfest

Jungfleisch und Paech in Rehlingen die Überflieger

WM-Normen mit Ansage: Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch hat am Montag ihre Ankündigung wahr gemacht und mit einem Satz über 1,94 Meter den Richtwert für Peking abgehakt. Im Stabhochsprung konnte Carlo Paech jetzt auch offiziell einen Haken hinter die Norm machen.
Manuel Keil

Der Hochsprung der Frauen ging am Montag im Rehlinger Bungertstadion als letzter Wettbewerb zu Ende. Für die rund 4.000 Zuschauer hat sich das Warten aber gelohnt. Die Hallen-Weltmeisterin Kamila Licwinko (Polen) stellte mit 1,96 Metern die Weltjahresbestleistung ein und scheiterte anschließend nur knapp an der neuen Freiluftbestleistung von 2,00 Metern.

Höhengleich mit deren Landsfrau Justyna Kasprzycka belegte Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen) mit 1,94 Meter Platz drei. Die Platzierung war ihr aber nicht so wichtig. „Ich freue mich, das ich heute genau die WM-Norm gesprungen bin“, strahlte sie. „Das war mein Ziel. Die Konkurrenz war zudem sehr stark. Das war ein guter Test fürs Diamond League Meeting nächste Woche in Rom.“

Dahinter gelang auch Alexandra Plaza (LT DSHS Köln) eine Punktlandung. Begleitet von einem lauten Jubelschrei flog sie im zweiten Versuch über 1,86 Meter und schaffte damit die Norm für die U23-Europameisterschaften in Tallin (Estland; 9. bis 12. Juli).

Carlo Paech jetzt auch offiziell mit WM-Norm

Auch Stabhochspringer Carlo Paech (TSV Bayer 04 Leverkusen) konnte sich in Rehlingen über die WM-Norm von 5,70 Metern freuen. In Recklinghausen (22. Mai) ist er am Freitag mit 5,74 Metern zwar noch ein wenig höher gesprungen, dort allerdings auf einer nicht normkonformen Anlage.

„Ich wollte die Leistung von Recklinghausen heute noch mal bestätigen und die Norm auch offiziell abhaken“, sagte er nach der Siegerehrung. „Mein Anlauf ist immer sicherer und auch die Sprünge sind gut. Selbst die Versuche nach der Norm waren gut. Das war eine tolle Stimmung hier“, war er rundum zufrieden mit seinem ersten Start beim Pfingstsportfest.

Hinter ihm zeigten auch Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen) jeweils mit Saisonbestleistung von 5,60 Metern aufsteigende Form.

Katharina Bauer scheitert knapp an 4,55 Metern

Bei den Frauen hatte sich Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) erst am Vorabend für einen Start in Rehlingen entschieden. An der WM-Norm von 4,55 Metern scheiterte sie zwar noch, wiederholte aber mit 4,45 Metern ihren Vorjahreserfolg.

„Der Saisoneinstieg war eher etwas holprig dieses Jahr. Bisher bin ich ja erst 4,28 Meter gesprungen. Daher bin ich heute auf jeden Fall sehr zufrieden“, bilanzierte die 24-Jährige. „Die 4,55 hätte ich natürlich auch noch gerne geschafft, aber ich bin heute gleich zwei Stäbe gesprungen, die ich bisher noch nie in der Hand hatte. Jetzt weiß ich, dass ich die springen kann. So langsam komme ich also in meinen gewünschten Modus.“

Eine Weltklasse-Zeit konnten die Zuschauer über 800 Meter bestaunen. Nachdem Vize-Europameisterin Lynsey Sharp (Großbritannien; 2:01,93 min) zur Halbzeit noch in Führung lag, zog die junge Französin Rénelle Lamote in der zweiten Runde unwiderstehlich davon. Als erst dritte Läuferin blieb die 20-Jährige in dieser Saison in 1:59,39 Minuten unter der Zwei-Minuten-Marke und löschte den 31 Jahre alten Stadionrekord von Dagmar Rübsam (SC Turbine Erfurt; 1:59,52 min) aus.

Christina Schwanitz nicht ganz zufrieden

Im Kugelstoßen blieb die Weltjahres-Beste Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) im Bungertstadion mit 19,85 Metern wie schon im Vorjahr knapp unter der 20-Meter-Marke. „Der Saisoneinstieg war natürlich super, aber heute lief es leider nicht so gut wie erhofft“, sagte sie. Nach 650 Kilometern Anreise und immer noch etwas Jetlag von ihrer Chinareise habe sie sich etwas platt gefühlt. „Ich wollte eigentlich unbedingt 20 Meter stoßen. Hoffen wir mal, dass es dann nächstes Jahr hier klappt“, gab sie indirekt schon ihr Startzusage für 2016.

Hinter ihr belegten Lena Urbaniak (LG Filstal; 17,17 m) und Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01; 16,81 m) die Plätze zwei und drei. Die zweitbeste Tagesweite ging mit 17,97 Metern auf das Konto von Julia Ritter (SuS Oberaden), allerdings erzielte die U18-Athletin diese Weite mit der drei Kilogramm schweren Kugel.

Julian Weber mit Speerwurf-Bestleistung

Einen deutschen Doppelsieg gab es im Speerwurf. Hier siegte Julian Weber (USC Mainz) mit neuer Bestleistung von 81,15 Metern vor Johannes Vetter (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) mit 80,22 Metern. Beide gehören noch der U23-Klasse an und erfüllten zum wiederholten Male die dortige EM-Norm, haben aber auch die WM im Blick.

„Ich habe den Anlauf umgestellt und laufe jetzt weiter hinten los, damit ich schneller bin. Den 81er-Wurf habe ich richtig gut getroffen“, freute sich Julian Weber. „Heute Bestleistung, was will man mehr. Ziel ist jetzt natürlich die WM-Norm. Da will ich hin.“

Seinen ersten Wettkampf seit rund zwei Jahren absolvierte der ehemalige U23-Europameister Till Wöschler (TSV Bayer 04 Leverkusen). Bei seinem Comeback landete sein Speer bei 77,83 Metern. „Nach so langer Zeit muss ich damit, denke ich, zufrieden sein. Ich bin wieder komplett beschwerdefrei und hoffe, dass es jetzt weiter nach vorne geht. Ziel muss die WM-Norm sein, ob das reicht, um dabei zu sein, wird man dann sehen“, blickt er voraus.

Vize-Europameister souverän über 400 Meter

Die erwartet schnelle Zeit gab es über 400 Meter der Männer. Hier siegte Vize-Europameister Matthew Hudson-Smith (Großbritannien) in 45,25 Sekunden und kam nahe an den Stadionrekord heran. Als Sieger des B-Laufs durfte sich der Deutsche Hallenmeister Alexander Gladitz (LG Hannover) in 46,67 Sekunden über eine neue Bestzeit freuen und wurde in der Gesamtwertung Fünfter. Zur U23-EM-Norm fehlten ihm allerdings noch sieben Hundertstelsekunden.

Bei den Frauen siegte die Nigerianerin Patience George in 52,74 Sekunden, während Laura Müller (LSG Saarbrücken-Sulzbachtal) als beste Deutsche in 53,94 Sekunden Fünfte wurde. „Das war noch nicht optimal, aber es war mein erster Lauf über 400 Meter seit dem Staffel-Finale bei der U20-WM letztes Jahr. Da ist das Gefühl noch nicht so da, und man darf den Lauf nicht überbewerten“, fand sie.

Maya Rehberg mit U23-Hindernis-Norm

Klein war das Teilnehmerfeld mit gerade einmal vier Starterinnen über 3.000 Meter Hindernis, für die 21 Jahre alte Maya Rehberg (SG Kronshagen/Kieler TB) war es aber optimal. Beim Sieg der Kenianerin Ann Ndungu in 9:52,62 Minuten erfüllte sie als Dritte in 10:02,01 Minuten die angestrebte Norm (10:06,00 min) für die U23-EM.

„Ich wäre zwar gerne unter zehn Minuten gelaufen, aber es war ein schönes gleichmäßiges Rennen. An den Hindernissen lief es echt gut, nur am Wassergraben hatte ich etwas Probleme“, analysierte sie. „Da musste ich immer mit dem schwächeren Bein drüber, so dass es jedes Mal einen recht heftigen Ruck beim Landen gab.“ Dank der erfüllten Norm stehen in den kommenden Wochen die Unterdistanzen im Fokus. Ob sie bei der U23-DM in Wetzlar (13./14. Juni) über die Hindernisse oder die 1.500 Meter antritt sei daher noch nicht entschieden.

Auch Jacky Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) kann dank Steigerung auf 57,39 Sekunden mit der U23-EM planen. Über 400 Meter Hürden belegte die 19-Jährige hinter Christiane Klopsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach; 56,92 sec) den zweiten Platz. „Ich bin zufrieden, zumal das Rennen absolut nicht perfekt war“, zog auch die Siegerin ein positives Fazit. Da sie seit Februar in Vollzeit arbeitet, konnte sie im Vorfeld ihre Form nicht ganz so gut einschätzen.

Katja Demut vor Jenny Elbe

Die Dreispringer mussten in Rehlingen bei noch recht wechselnden Bedingungen bereits im Vorprogramm ran. Die Deutsche Rekordhalterin Katja Demut (LC Jena) steigerte dort ihre Saisonbestleistung auf 13,56 Meter und setzte sich knapp gegen Jenny Elbe (Dresdner SC 1898; 13,54 m) durch. „Ich bin richtig, richtig zufrieden“, strahlte sie anschließend. „Ich bin ja das erste Mal hier in Rehlingen, und das war ein sehr schöner Wettkampf.“

Derzeit versuche sie, ihre neue Technik zu stabilisieren, bei der sie schneller über das Brett kommen will. Daher brauche sie viele Wettkämpfe. „Heute habe ich mich richtig gut gefühlt, sodass mich auch die Bedingungen mit etwas Regen und Gegenwind nicht gestört haben.“ Zum nächsten Kräftemessen mit Jenny Elbe kommt es bereits am Freitag in Dessau (29. Mai).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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