| Doping-Enthüllungen

Konsequenzen nach neuen Doping-Vorwürfen gefordert

Nach den jüngsten Dopingvorwürfen gegen die Leichtathletik, die nach Angaben der ARD aus einer vom Weltverband IAAF stammenden Liste mit 12.000 Bluttests von Läufern hervorgehen, hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Notwendigkeit des geplanten deutschen Anti-Doping-Gesetzes unterstrichen.
dpa/pr

Die am Wochenende veröffentlichten Recherchen hätten gezeigt, dass „sportinterne Kontrollen und Sanktionen das Problem nicht gelöst haben“, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas am Montag dem Tagesspiegel.

ARD und die „Sunday Times“ hatten eine Liste mit 12.000 Bluttests von rund 5.000 Läufern ausgewertet, die aus der IAAF-Datenbank stammt. Darunter sollen 800 Läufer mit dopingverdächtigen Blutwerten sein, die von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gestartet sind.

Unter ihnen sollen rund 150 Athleten sein, die Medaillen bei den Topereignissen gewonnen haben. "Nur gegen ein Drittel von ihnen läuft ein Verfahren oder sie sind bereits gesperrt. Die restlichen zwei Drittel sind nie überführt worden", hieß es in einer Mitteilung von ARD und WDR.

Deutsche Athleten nicht involviert

„Es ist ein schwerwiegender Doping-Verdacht, der so schnell wie möglich überprüft und aufgeklärt werden muss“, fordert Dr. Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Uns liegen keine Erkenntnisse vor, dass auch deutsche Athleten involviert sind. Auf unsere Anfrage wurde uns vom zuständigen ARD-Redakteur mitgeteilt, dass die dem Beitrag zugrunde gelegten Daten an Dritte nicht herausgegeben werden und wurden.“

Insgesamt zeige die ARD-Dokumentation  „Geheimsache Doping. Im Schattenreich der Leichtathletik“ nach Ansicht von Clemens Prokop, dass Doping nur in einer Partnerschaft zwischen Staat und Sport weltweit bekämpft werden könne. „Der Fall ist ein klares Plädoyer für das von Justizminister Heiko Maas vorgesehene Anti-Doping-Gesetz.“

Konsequenzen gefordert

„Konsequenzen weit über die üblichen Lippenbekenntnisse der internationalen Verbände hinaus“, verlangte die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD). „Die Tatsache, dass im konkreten Fall nicht der internationale Leichtathletikverband, sondern investigative  Journalisten die Fakten recherchiert und auf den Tisch gelegt haben, zeigt einmal mehr, dass der Sport allein nicht in der Lage ist, das Problem des Betruges durch Doping zu lösen.“

Sie betonte, dass Verbände, die nationalen Anti-Doping-Agenturen und die Justiz den massenhaften Betrug endlich gemeinsam angehen müssten. „Deutschland wird mit einer deutlich  gestärkten NADA und einem Anti-Doping-Gesetz diesen Weg gehen. Auf internationaler Ebene müssen deutsche Sportfunktionäre, aber auch die Politik, entschieden und hörbar dafür werben, dass andere Länder folgen - im Interesse derjenigen sauberen Athletinnen und Athleten, die  ansonsten um alles betrogen werden, was den Sport ausmacht.“

IAAF kündigt Prüfung an

Leichtathletik-Weltpräsident Lamine Diack hat eine eingehende Prüfung der Doping-Vorwürfe gegen seinen Verband angekündigt. „Wir werden uns mit dem Problem auseinandersetzen. Das sind zunächst aber Vorwürfe und Behauptungen“, sagte der Senegalese am Montag auf der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kuala Lumpur zu den verdächtigen Bluttests einer großen Zahl von Läufern, von denen 150 Medaillen bei Großereignissen gewonnen haben.

„Ich glaube, es besteht die Absicht, diese hundert Medaillen neu zu verteilen“, meinte Diack, der den Leichtathletik-Weltverband wegen der jüngsten Doping-Vorwürfe als Zielscheibe einer gezielten Kampagne sieht. Er betonte, sein Verband sei ein Vorreiter im Anti-Doping-Kampf und habe schon 1993 eine vierjährige Sperre für Doping-Vergehen gefordert. „Da waren wir der einzige Verband, der das gefordert hat“, so Diack.

Adam Pengilly, Mitglied der IOC-Athletenkommission, hatte die IAAF zuvor aufgefordert, die Anschuldigungen aufzuklären. „Es sind ernstzunehmende Vorwürfe. Die IAAF war zu lange still“, sagte der frühere britische Skeletonpilot. Nach der Neuwahl eines IAAF-Präsidenten am 19. August in Peking (China) sollte „der Schutz der Athleten höchste Priorität haben“. Um die Nachfolge von Diack bewerben sich die beiden ehemaligen Weltklasseathleten Sergej Bubka und Sebastian Coe.

IOC wird aktiv, wenn es Olympia betrifft

Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) will handeln, wenn die Vorwürfe gegen eine große Zahl von Leichtathleten auch Olympia-Ergebnisse betreffen sollten. „Wenn es Fälle im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen geben wird, werden wir sie mit unserer Null-Toleranz-Politik ahnden“, erklärte IOC-Präsident Thomas Bach am Montag auf der Vollversammlung der Ringe-Organisation in Kuala Lumpur. „Im Moment haben wir aber nur Vorwürfe und es gilt das Prinzip der Unschuldsvermutung für die Athleten.“ Das IOC wolle nun abwarten, zu welchen Ergebnissen die Untersuchung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) kommen werde.

Die WADA hat eine Kommission unter der Führung ihres früheren Präsidenten Richard Pound mit der Aufklärung der Anschuldigungen gegen die IAAF beauftragt. Sie war Anfang des Jahres gebildet worden, um die ebenfalls in einer ARD-Doku erhobenen Vorwürfe eines systematischen Dopings in Russland zu untersuchen. "Ich hatte gehofft, den Bericht im September fertig zu haben. Nun sieht es so aus, als wenn es noch etwas länger dauert", sagte Pound.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

<link http: www.european-athletics.org news article="statement-european-athletics-president-svein-arne-hansen/index.html" _blank>Stellungnahme von EAA-Präsident Svein Arne Hansen

<link http: www.iaaf.org news press-release statement-response-ard-sunday-times-anti-dopi>Stellungnahme der IAAF

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