| Neue Meister

Marcel Kornhardt - Der Neue aus Erfurt

Die Deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe haben sieben junge Titelträger hervorgebracht, die noch nie zuvor bei den Erwachsenen ganz oben auf dem DM-Treppchen gestanden haben. Wir stellen neue Gesichter und Aufsteiger vor. Einige der „Neuen Meister“ gehören trotz ihrer Jugend schon zu den bekannten Athleten der Szene. Heute an der Reihe: Dreispringer Marcel Kornhardt.
Jan-Henner Reitze

Marcel Kornhardt
ASV Erfurt

*03. August 1993
Größe: 1,93 Meter
Gewicht: 85 Kilo

Dreisprung
Bestleistung: 15,84 m (2013); Halle: 16,21 m (2015)
Deutscher Hallenmeister 2015

Kein Titelträger holte sich in Karlsruhe wohl so überraschend die Goldmedaille wie Marcel Kornhardt. Der 21-Jährige war vor der Hallen-DM noch nie über 16 Meter gesprungen, die zumeist Voraussetzung für einen DM-Titel im Dreisprung sind. Als es ernst wurde, übertraf der Erfurter diese Marke in jedem seiner drei gültigen Sprünge: 16,15 Meter, 16,21 Meter und 16,20 Meter. Damit ließ er den als Favorit gehandelten U20-Vize-Weltmeister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,18 m) knapp hinter sich und einen, der in seiner Karriere schon 14 deutsche Meistertitel eingesammelt hat und Titelverteidiger war: Andreas Pohle (15,88 m), der ebenfalls für den ASV Erfurt startet und gemeinsam mit Marcel Kornhardt bei Annelie Jürgens trainiert.

Der Jungspund hat dem erfahrenen Seriensieger also den Sieg abgejagt. "Andreas hat es mir von Herzen gegönnt", erzählt Marcel Kornhardt. "Der Titel bleibt ja in der Trainingsgruppe. Auf der anderen Seite ist natürlich auch bei Andreas der Ehrgeiz da, er hätte gerne gewonnen." Andreas Pohle ist für die Nachwuchshoffnung ein Vorbild. "Er ist ein Erfahrungsbär. Davon profitiere ich extrem."

Mit seinen lockeren Sprüchen macht Andreas Pohle nicht nur die harten Trainingseinheiten ein bisschen lustiger, als Ansporn gab es auch die ein oder andere Wette während der Einheiten. "Wir haben früher Wetten gemacht, dass er zwei Meter weiter springt als ich, dann waren es noch anderthalb Meter. Ich habe mich Stück für Stück herangearbeitet", erzählt Marcel Kornhardt, der in diesem Winter auf Augenhöhe mit dem 33-Jährigen angekommen ist und sich wünscht, dass die Trainingsgemeinschaft noch möglichst lange hält.

Großer Rückhalt der Familie

Seine Anfänge in der Leichtathletik machte Marcel Kornhardt im Alter von neun Jahren. "Ich komme aus einer sportbegeisterten Familie", erzählt er. Fußball, Schwimmen, Leichtathletik und Badminton. All das gehörte zur Kindheit. "Leichtathletik hat mir dann am meisten Spaß gemacht", so der Auszubildende bei der Landespolizei. Da sich die Sprünge als seine Stärke herausstellten übernahm zuerst Konrad Ackermann das Training und schließlich Annelie Jürgens.

Dort rückte der Dreisprung in den Mittelpunkt. "Man muss schnell, kräftig und technisch versiert sein." Die Vielseitigkeit reizt den Deutschen Hallenmeister an seiner Disziplin, in der er auch in der U20 und U23 bei nationalen Meisterschaften schon ganz oben stand.

2014 ausgebremst - 2015 schneller und kräftiger

Eine schwierige Phase in der jungen Karriere musste Marcel Kornhardt 2014 überstehen, als er sich im Winter einen Muskelbündelriss zuzog und es im Sommer zu keiner neuen Bestleistung reichte. "Meine Eltern, meine Freundin und ihre Eltern haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt", erzählt der Erfurter, dem der Rückhalt im persönlichen Umfeld sehr wichtig ist.    

Eine verletzungsfreie Vorbereitung im Winter machte 2015 im wahrsten Sinne des Wortes einen Leistungssprung möglich. "Außerdem ist das Training kraft- und sprintintensiver geworden", erzählt der Dreispringer, der seine Zeit über 30 Meter fliegend auf unter drei Sekunden gedrückt und das Gewicht bei der Kniebeuge auf bis zu 250 Kilo aufgestockt hat.

Bei der Ernährung wurden die Kohlenhydrate reduziert - zwei Wochen vor Wettkämpfen kommen sie gar nicht mehr auf den Tisch. "Dadurch habe ich abgenommen", erzählt Marcel Kornhardt. Für den Sommer hat er die U23-EM in Tallinn (Estland; 9. bis 12. Juli) als Ziel ausgegeben. "Die Norm sind 16,15 Meter. Ich muss meine Leistung aus der Halle also bestätigen. Das Finale dort ist das große Ziel." Langfristig möchte der Erfurter in die Fußstapfen seines Trainingspartners Andreas Pohle treten und bei großen internationalen Meisterschaften dabei sein - besonders gerne natürlich bei Olympia.

Video: <link video:11808>Marcel Kornhardt mit Bestleistung zum Titel

Das sagt Bundestrainer Tamas Kiss:

Marcel zeigt eine sehr kontinuierliche Entwicklung über die letzten Jahre. Er ist in einer starken Trainingsgruppe. Für mich war sein Sieg in Karlsruhe keine Überraschung. Er hat vorher schon gute Sprünge gezeigt und dabei verschenkt. Seine Leistungen im Winter sind eine gute Grundlage, auch bei der U23-EM im Sommer gut abzuschneiden. Die verbesserte Grundschnelligkeit ist die Hauptursache seiner Steigerung auf eine Weite über 16 Meter. Dazu war die Vorbereitung verletzungsfrei. Marcel hat oft mit Verletzungen zu kämpfen. Hundertprozentig war es in diesem Winter auch nicht. Hauptsächlich macht der Beuger Probleme. Vorbeugende Übungen und Physiotherapie sind wichtig, um das im Griff zu behalten. Wenn dabei Dysbalancen entstehen oder festgestellt werden, müssen diese ausgeglichen werden. Daran arbeiten der Athlet und sein Umfeld. Wenn Marcel gesund bleibt und kontinuierlich weiter Umfänge trainieren kann, traue ich ihm weitere 20 bis 30 Zentimeter mehr zu.

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