| Glasgow 2019

Mateusz Przybylko mit Schmerzen früh Zuschauer bei Tamberi-Show

Gianmarco Tamberi heißt der Protagonist des Hochsprung-Finals der Hallen-Europameisterschaften in Glasgow am Samstagabend. Der Italiener sprang mit 2,32 Metern zu seinem ersten Titel unterm Hallendach bei Europameisterschaften. Für die beiden deutschen Springer Mateusz Przybylko und Falk Wendrich war der Wettkampf indes schon bei 2,22 Metern zu Ende.
Alexandra Dersch

Aus deutscher Sicht war es ein Wettkampf der Kategorie „ganz schnell abhaken“. Mit hängenden Schultern verließ Mateusz Przybylko schon nach der Sprunghöhe von 2,22 Metern die Anlage in der Mitte der Emirates Arena in Glasgow (Großbritannien). Während der Medaillenkampf an der Spitze noch gar nicht richtig begonnen hatte, hatte der Leverkusener schon fünf Fehlversuche gesammelt, drei davon alleine bei 2,22 Metern. Der Traum von der nächsten Medaille – zerplatzt.

Dabei hatte der Europameister der Freiluft-Meisterschaft im vergangenen Sommer in Berlin noch mit 2,28 Metern in der Qualifikation eine Saisonbestleistung aufgestellt. Wackelig war sein Wettkampf schon hier, geprägt von einigen Fehlversuchen, zahlreichen Griffen an die bereits lädierte Ferse und hilfesuchenden Blicken in Richtung seines Trainers Hans-Jörg Thomaskamp. Es war ein Spiegelbild seiner bisherigen Hallensaison. Ein Auf und Ab. Doch während der 26-Jährige es in der Qualifikation verstand, sich zu sammeln und die Schmerzen im Fuß auszublenden, gelang ihm dies im entscheidenden Moment des Finales nicht mehr.

„Nicht voll und ganz fit“

Schon die Anfangshöhe von 2,18 Metern wollte erst im dritten Versuch gelingen. Zu den Problemen der angeschlagenen Ferse und dem Druck des Europameistertitels, der ihn zuletzt auch belastet hatte, kämpfte Mateusz Przybylko in Glasgow zudem mit den Besonderheiten des engen Aufbaus in der Halle. Der schnelle Springer musste aufgrund seines langen Anlaufs sowohl die Rundbahn als auch den Anlauf der Stabhochspringer kreuzen. Unruhe, die von allen Springern einiges an mentaler Stärke abverlangte.

Nach Platz sieben bei der Hallen-EM vor zwei Jahren reichte es in diesem Jahr zu Platz acht. „Ich habe es mir schon ein bisschen gedacht, weil ich wusste, ich bin noch nicht so ganz fit“, sagte ein gefasster Mateusz Przybylko in der Mixed-Zone. „Wenn man sich nicht voll und ganz fit fühlt, dann geht es auch vom Kopf her nicht und körperlich dann auch nicht.“

Falk Wendrich bei EM-Premiere Platz sieben

Auch Falk Wendrich musste sich früh aus dem Wettkampf verabschieden. Der Universiade-Sieger aus Soest meisterte seine Einstiegshöhe von 2,18 Meter zwar noch souverän im ersten Versuch, bei 2,22 Metern war dann aber auch für den Zweiten der Deutschen Hallenmeisterschaften Schluss. Platz sieben für den 25-Jährigen bei seiner Premiere im DLV-Team der Aktiven.

An der Spitze spielte Gianmarco Tamberi seine ganze Klasse und auch legendären Entertainment-Qualitäten aus. Der Italiener, der im Finale wie gewohnt mit halbem Bart antrat, holte die erste Goldmedaille im Hochsprung bei einer Hallen-EM für sein Heimatland und stellte mit 2,32 Metern seine eigene europäische Jahresbestleistung ein. Es war die erste Medaille für den Europameister des Jahres 2016, dem kurz vor den Olympischen Spielen in Rio die Achillessehne gerissen war.

Silber ging mit 2,26 Metern an den Griechen Konstadínos Baniotis und Andrii Protsenko (Ukraine). Es war für beide die erste Medaille bei einem internationalen Großereignis. Titelverteidiger Sylwester Bednarek (Polen) landete mit 2,22 Metern in Glasgow auf Platz sechs. Zuletzt hätten übersprungene 2,26 Meter 1981 zu Silber gereicht.

Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)

Achter Hochsprung-Finale (2,18 m)
Ich habe es mir schon ein bisschen gedacht, weil ich wusste, ich bin noch nicht so ganz fit. Das Problem war, das war mir doch zu nahe beieinander. Ich habe dann doch heute den Fuß gespürt, ich war dann vom Kopf her einfach nicht da. Ich habe die ganze Zeit beim Springen, auch beim Einspringen, voll die Probleme gehabt, auch Schmerzen im Fuß. Ich habe mal zum Trainer rübergeschaut und er meinte: Da geht was. Aber wenn man sich nicht voll und ganz fit fühlt, dann geht es auch vom Kopf her nicht und körperlich dann auch nicht. Ab und zu haben uns die Stabhochspringer gestört, das war aber eigentlich okay. Das Problem war wieder, dass ich von der Bande aus anlaufen musste und rechts und links wenig Platz war. Aber davon habe ich mich nicht irritieren lassen, es war mehr mein Fuß. Zwischendurch meinte ich auch zu meinem Trainer, ich lasse es sein. Das Ziel ist draußen, da will ich mich nicht verletzen. Wir wissen nicht genau, was es ist – man kann es auf Bildern nicht sehen, aber die Physios meinen, man kann es tasten.

Falk Wendrich (LAZ Soest)

Siebter Hochsprung-Finale (2,18 m)
Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe. Ich habe heute ein bisschen Lehrgeld gezahlt und leider wieder nur gezeigt, dass ich wirklich hoch springen kann, aber doch noch viel an meiner Technik feilen muss. Das möchte ich bis zum Sommer dann haben. Ich hatte das Gefühl, durch die Stimmung auch, die ja großartig war, habe ich ein bisschen überpaced auf den ersten Schritten. Ich war vielleicht ein bisschen zu schnell. Ich hätte es eher umdrehen müssen: Ruhiger anfangen – der Belag ist eh so schnell – sodass ich dann auf den letzten Schritten hätte attackieren können. Es war mehr drin. Unschlagbar war Gianmarco, der Rest war möglich. Aber wie gesagt: Ich bin froh, dass ich das Finale überhaupt erreicht habe und jetzt viel mitnehmen kann.

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