| Sparkassen-Gala

Großes Sprint-Feuerwerk in Regensburg

Die Sprints setzten am Sonntag bei der Sparkassen-Gala in Regensburg die Akzente. Vor allem der Deutsche Rekordhalter Julian Reus, die U20-Europameisterin Gina Lückenkemper und nicht zuletzt die DLV-Sprintstaffel der Frauen präsentierten sich in herausragender Form und brannten auf der bekannt schnellen Bahn ihr Sprint-Feuerwerk ab.
Christian Fuchs

Julian Reus nutzte die guten Bedingungen im Vorlauf über 100 Meter bei einem idealen Rückenwind von 1,8 Metern pro Sekunde zu einer Zeit von 10,07 Sekunden. Nur einmal war der Wattenscheider unter regulären Bedingungen bisher schneller, bei seinem deutschen Rekord vor zwei Jahren in Ulm (10,05 sec). In Europa brachten in dieser Saison bislang nur zwei Sprinter flottere Zeiten auf die Bahn.

„Ich bin natürlich zufrieden, dass ich das zeigen konnte, was ich letzte Woche in Dessau schon angedeutet hatte. Ich habe die doch guten Bedingungen genutzt. Die Olympia-Norm abgehakt, wieder unter 10,10 gelaufen, das ist schon sehr ordentlich“, sagte der schnellste Deutsche, der auf das Finale verzichtete, um noch weitere Starts mit der Staffel und über 200 Meter anzupeilen.

Lucas Jakubczyk im Finale zur EM-Norm

Als Zweiter im selben Vorlauf kam der Leverkusener Aleixo Platini Menga auf eine Zeit von 10,20 Sekunden und blieb damit nur eine Hundertstel über seiner Bestzeit. Er bestätigte die EM-Norm.

Das Finale gehörte dann dem Berliner Lucas Jakubczyk, der in 10,17 Sekunden die EM-Norm unterbot und nur um eine Hundertstel an der Olympia-Norm vorbeischrammte: "Das war ein ganz rundes Ding. Ich habe damit geliebäugelt, dass es endlich wieder nach vorne geht. Das letzte Jahr war schrecklich. Jetzt bin ich wieder da, wo ich mal war. Es war ein super Rennen. Ich bin sehr, sehr zufrieden. Es gibt noch genug Rennen, um die Olympia-Norm anzugreifen.“

Schnelle Sprinterinnen: Beste Staffelzeit seit 1991

Dass die Bahn schnell ist, zeigte sich auch in anderen Läufen: Mit einem furiosen Rennen, das die Trainer im Innenraum zu wahren Jubelstürmen hinriss, wartete die DLV-Staffel der Frauen über 4x100 Meter auf. In 42,00 Sekunden rannten Tatjana Pinto (LC Paderborn), Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen), Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) die schnellste Zeit einer deutschen Staffel seit 1991.

„Wir sind zum ersten Mal so gelaufen, am Freitag hatten wir noch ein Staffeltraining. Für das erste Rennen war das nicht schlecht“, meinte die Deutsche Hallenmeisterin Tatjana Pinto noch ausgesprochen bescheiden. Zur Orientierung: Im letzten Jahr waren nur die Staffeln aus Jamaika und den USA schneller.

Die deutsche Männer-Staffel mit Julian Reus erreichte nach 38,46 Sekunden das Ziel und zeigte damit ein solides Rennen, auf das sich aufbauen lässt. Die U20-Athletinnen schlugen in 44,40 Sekunden den Kurs zur U20-WM ein.

Rebekka Haase stark

In den Vorläufen der Frauen über 100 Meter zeigte U23-Europameisterin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) mit 11,26 Sekunden die mit Abstand schnellste Zeit.

Das Finale gewann Rebekka Haase in 11,34 Sekunden. Damit war sie nicht ganz zufrieden: „Eine Bestzeit war geplant, das war noch ein Stückchen weg.“

Gina Lückenkemper steigert sich auf 22,67 Sekunden

Für noch mehr Furore sorgte Gina Lückenkemper auf den 200 Metern. Die U20-Europameisterin deklassierte in ihrem ersten 200 Meter-Rennen des Jahres in 22,67 Sekunden die Konkurrenz um Lisa Mayer (23,04 sec). Sie unterbot die Olympia-Norm von 23,20 Sekunden und ihre bisherige Bestzeit von 23,04 Sekunden deutlich.

"Das war megageil für das erste 200 Meter-Rennen seit fast einem Jahr. Ich habe mich selber überrascht, weil sich die Beine nicht hundertprozentig fit anfühlten und wir vorher noch die Staffel gelaufen sind. Da mussten wir schon alles geben. Die Kurve hat schon viel Spaß gemacht, auf der Geraden wurden die Beine etwas schwer. Es war aber alles noch im Maß. Ich hatte es mir deutlich schlimmer vorgestellt und gedacht, ich laufe ein bisschen langsamer", stellte Gina Lückenkemper fest. In Europa ist sie damit momentan die drittschnellste Sprinterin.

Bei den Männern bot der Brite Danny Talbot mit 20,48 Sekunden die schnellste Zeit an. Der Leverkusener Aleixo Platini Menga und Julian Reus waren nach 20,53 bzw. 20,54 Sekunden im Ziel. "Es hat sich sehr gut angefühlt. Das war in Regensburg ein gutes Programm für die kommenden Turniere. Ich bin sehr froh, dass ich gut sprinten kann", sagte Aleixo Platini Menga. Angesichts seiner aktuellen Saisonbestzeit lieferte er im Uni-Stadion eine klare Kampfansage mit Blick in die Zukunft: "Wenn man 20,27 laufen kann, sollte man keine Angst vor dem deutschen Rekord haben."

Alina Talay läuft Landesrekord über die Hürden

Für den leistungsstarken Auftakt der Sparkassen-Gala im Sonntagsprogramm hatten die Vorläufe über 100 Meter Hürden gesorgt. Die WM-Dritte Alina Talay (Weißrussland) dominierte zur Mittagszeit den ersten Vorlauf in 12,82 Sekunden vor Pamela Dutkiewicz (13,02 sec). Die Wattenscheiderin bestätigte damit die EM-Norm. Im zweiten Vorlauf zeigte Nadine Hildebrand ihre starke Form. Mit 12,95 Sekunden blieb die Sindelfingerin wieder unter der Olympia-Norm.

Das Finale hielt dann, was die Vorläufe versprochen hatten. Alina Talay flitzte in 12,63 Sekunden zu einem neuen Landesrekord, Nadine Hildebrand holte sich in 12,81 Sekunden vor Pamela Dutkiewicz Platz zwei. Die Wattenscheiderin unterbot in 12,85 Sekunden als fünfte deutsche Hürdensprinterin die Olympia-Norm.

Pamela Dutkiewicz happy mit Olympia-Norm

"Ich bin mit dem momentanen Niveau schon sehr zufrieden. Aber ich hoffe, dass es noch in Richtung 12,70 geht. Das Publikum war heute echt super, es hat richtig Spaß gemacht", sagte Nadine Hildebrand, die bereits auf die DM in Kassel vorausblickte: "Dort gibt es ein wahnsinnig spannendes Rennen. Bei uns ist noch gar nichts sicher mit irgendwelchen Tickets für irgendwas."

Pamela Dutkiewicz sagte: "Ich hatte im Vorlauf die 13,02 von Weinheim bestätigt. Ich wusste, da muss noch mehr gehen. Jetzt habe ich hinten raus noch einmal gekämpft und habe meine Bestzeit um eine Hundertstel verbessert. Ich bin happy."

EM-Norm für Sören Ludolph

Beim Braunschweiger Sören Ludolph geht es wieder aufwärts. In 1:46,43 Minuten hakte er die EM-Norm über 800 Meter ab. Es war seine schnellste Zeit seit vier Jahren. Der 28-Jährige will aber noch mehr: „Wir waren ganz gut unterwegs. Es hat sich gut angefühlt. Die Olympia-Norm kann ich, das will ich auch.“ Auf Platz zwei fehlten dem Lokalmatadoren Benedikt Huber in 1:46,57 Minuten nur sieben Hundertstel zur Amsterdam-Norm.

Im Frauen-Rennen lieferte das Nachwuchs-Laufwunder Konstanze Klosterhalfen die nächste Galavorstellung ab. Die Leverkusenerin steigerte in dem einmal mehr mutigen Rennen - die erste Runde absolvierte sie in unter 59 Sekunden - ihre persönliche Bestzeit auf 2:03,18 Minuten und hängte ihre Gegnerinnen um mehr als zweieinhalb Sekunden ab: "Ich wollte noch einmal Bestzeit laufen, aber noch einen Ticken schneller. Es war dann vielleicht aber doch ein bisschen zu schnell am Anfang."

Denise Krebs schrammt an EM-Norm vorbei

Trotz der guten Arbeit der Tempomacherinnen Tatiana Tverdostup (Ukraine) und Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) und eines couragierten Rennens reichte es auf den 1.500 Metern für Denise Krebs (TV Wattenscheid; 4:09,21 min) und die Deutsche Meisterin Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg; 4:13,72 min) nicht zur EM-Norm von 4:09,00 Minuten. Vor den beiden Deutschen kam die Polin Danuta Urbanik (4:08,25 min) unter der angepeilten Zeit ins Ziel.

„Ich bin froh, dass die 4:10 gefallen ist, aber ich hätte natürlich auch gerne die EM-Norm geschafft“, nahm es Denise Krebs relativ gelassen, „Maren und ich greifen weiter an und hoffen, dass es klappt.“ Über eine neue Bestzeit durfte sich die Ulmer Nachwuchshoffnung Alina Reh (4:14,64 min) als Fünfte freuen.

Den Abschluss des Meetings bildete das 4x400-Meter-Duell der Frauen zwischen Großbritannien (3:28,62 min) und Deutschland (3:29,66 min). Zur Orientierung: Das DLV-Quartett war damit zwei Zehntel schneller als im letzten Jahr bei der Team-EM in Cheboksary (Russland) und konnte damit im Sinne der anstehenden internationalen Qualifikationen einen Schritt nach vorne machen.

Der Nachwuchs sprintet Normen und tanzt

In das Regensburger Sprint-Feuerwerk reihte sich auch der starke Nachwuchs ein. Roger Gurski von der LG Rhein-Wied im Vorlauf (10,47 sec) und der Ulmer Manuel Eitel im U20-Finale (10,49 sec) blieben über 100 Meter unter der U20-WM-Norm: „Ich fühle mich wohl im Sprint. Es hat hier gut gepasst, die Zuschauer sind super, die Bahn ist schnell", meinte Manuel Eitel, der nach einer Verletzung momentan den Sprint dem Zehnkampf vorziehen muss.

Chantal Butzek (LC Paderborn; 11,70 sec) erfüllte die U20-WM-Norm. Die erst 16-jährige Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) wartete mit einer Steigerung ihrer Bestzeit auf 11,57 Sekunden auf. Nach ihrem Staffeleinsatz zeigten die beiden mit ihren Kolleginnen ein flottes Tänzchen vor laufender Kamera.

Roger Gurski hakte auch über 200 Meter in 21,03 Sekunden die U20-WM-Norm ab. Das gelang ebenso der Amberger U18-Athletin Corinna Schwab (23,73 sec).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik…

Mehr:

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<link news:47899>Ruth Sophia Spelmeyer erstmals unter 52 Sekunden

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