| Interview der Woche

Patrick Domogala: „Ich will in diese Staffel“

Sprinter Patrick Domogala hat verletzungsbedingt schwere Zeiten hinter sich: Im Juli 2015 wurde er an beiden Leisten operiert und im Dezember 2016, nach einem kurzen Comeback auf der Laufbahn und immerhin einer 100-Meter-Zeit von 10,27 Sekunden, an der linken Hüfte. Am Sonntag in Mannheim unterbot der 25-Jährige nun in 10,24 Sekunden die EM-Norm (10,25 sec). Im Interview spricht der Mannheimer über Zweifel, den Vorteil einer Partnerin im Leistungssport und (gemeinsame) Berlin-Träume.
Thorsten Eisenhofer

Patrick Domogala, nach drei schweren Jahren haben Sie die EM-Norm über 100 Meter geknackt. Wie ist Ihre Gefühlslage?

Patrick Domogala:

Die ist schwer zu beschreiben. Nach den zwei Operationen habe ich im November den letzten Anlauf gewagt, habe mir gesagt, etwas viel Größeres als die Heim-EM gibt es nicht. Dann versucht man, sich heranzukämpfen. In den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass es viel, viel besser wurde. Wir haben viel gearbeitet, wir haben auch extrem viel riskiert, weil wir uns noch mal einen neuen Input geholt haben. Dass sich das so auszahlt und vor allem so schnell auszahlt, dass es hier in Mannheim gegen diese Konkurrenz passiert, ist natürlich phänomenal. Es waren viele Menschen dabei, die mich unterstützt haben. Es ihnen hier zurückzugeben, und nicht über den Fernseher, ist die größte Genugtuung.

Sie haben einen neuen Input angesprochen. Was bedeutet das konkret?

Patrick Domogala:

Mein Trainer Michael Manke-Reimers und ich arbeiten seit dem Trainingslager in den USA im April eng mit Jörg Möckel, dem Bundestrainer Sprint, zusammen. Ich war in der vergangenen Woche ein paar Tage in Chemnitz zum Trainieren. Das ist ein riesen Investment. Von beiden. Michael teilt den Erfolg, das macht ihn zu einem großen Trainer.

Haben Sie nach den 10,28 Sekunden im ersten Lauf gespürt, dass im zweiten Lauf die EM-Norm möglich ist?

Patrick Domogala:

Ja, ich wusste, dass ich die Norm laufen kann. Dass es dann auch passiert ist, ist natürlich ein Traum. Es waren jetzt nicht die typischen Mannheim-Bedingungen mit 30 Grad Celsius und einem Meter pro Sekunde Rückenwind. Es waren ganz normale Sprint-Bedingungen. Ich habe hier fast die gesamte nationale Konkurrenz geschlagen, es haben nicht viele gefehlt. Ich stehe jetzt in der Bestenliste gut da. Mein Ziel war es, nach Berlin zu kommen - und ich bin dem ein bisschen näher gekommen.

Für eine Staffel-Nominierung sieht es gut aus.

Patrick Domogala:

Man wäre wahnsinnig, wenn man nicht in diese Staffel will. Ich will in diese Staffel.

Ein Einzelstart über 100 Meter ist nun auch möglich.

Patrick Domogala:

Man muss sehen. Wir sind nun vier Normerfüller. Aber wenn man die Norm hat, will man natürlich auch angreifen. Jetzt muss ich allerdings erst einmal den Moment hier sacken lassen.

Bei Ihnen lief es in den vergangenen Jahren verletzungsbedingt nicht gut, bei Ihrer Partnerin, der 400-Meter-Läuferin Nadine Gonska, ziemlich gut. Wie geht man damit um?

Patrick Domogala:

Ich muss zugeben, es war nicht immer ganz einfach. Ich muss ihr ein Lob aussprechen, sie hat sich nie wichtiger genommen. Ich war nicht konkurrenzfähig, also habe ich versucht, meinen ganzen Input bei Nadine reinzulegen. Ich bin zu den Wettkämpfen mitgefahren, um sie zu unterstützen, obwohl das natürlich auch mal wehtat, die anderen laufen zu sehen. Ich habe versucht, mich unterzuordnen, mir gesagt, es geht um ihren Erfolg. Dass es jetzt bei uns beiden gut läuft, ist natürlich phänomenal. Es wäre eine schöne Nummer, wenn wir zusammen nach Berlin fahren können.

Es ist sicherlich von Vorteil, wenn die Partnerin auch Leistungssportlerin ist.

Patrick Domogala:

Die Verständnisfrage stellt sich erst gar nicht. Das Training und der Sport bestimmen unseren Alltag. Das macht vieles leichter.

Wie oft haben Sie in den vergangenen Jahren daran gezweifelt, zurückzukommen, so zurückzukommen?

Patrick Domogala:

Sehr oft. Man macht sich seine Gedanken, blickt über den Tellerrand hinaus, sucht nach einem Plan B, falls es mit dem Sport nichts mehr wird. Aber ich hätte hier nicht am Start gestanden, wenn ich nicht daran geglaubt hätte. Es ist ein wahnsinniges Gefühl, dass ich meinen Körper wieder hoch gepusht habe. Verletzungen sind dafür da, daraus zu lernen. Das haben wir gemacht.

Gegenfrage: Wie oft haben Sie von solch‘ einem Moment geträumt?

Patrick Domogala:

Natürlich gab es diese Momente, vor allem in den vergangenen Wochen. Man hat als Sportler schließlich ein gutes Gefühl für seinen Körper.

<link https: www.leichtathletik.de tv video-detail detail>Der Lauf von Patrick Domogala im Video

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