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Richard Ringer und Nada Pauer: Gemeinsam läuft es besser

Für Richard Ringer und Nada Ina Pauer ist die Cross-EM in Samorin der erste gemeinsame internationale Einsatz. Er startet im 10-Kilometer-Rennen der Männer für Deutschland, sie im Acht-Kilometer-Entscheid der Frauen für Österreich. Die 31-Jährige hat das Ticket in Salzburg erkämpft, der 28-Jährige am Sonntag in Tilburg. Dort, wo sich das Paar vor drei Jahren kennenlernte.
Harald Koken / Silke Bernhart

Tilburg ist ein gutes Pflaster für Richard Ringer. Bei der renommierten Cross-Gala in der rund 100 Kilometer von der Bundesgrenze entfernten niederländischen Universitätsstadt gehört er seit Jahren zu den Stammgästen. Am Sonntag wurde er dort Zweiter, vor zwei Jahren gewann er gar. Privat noch bedeutsamer ist aber wohl die Veranstaltung von 2014. Denn da lernte er seine heutige Partnerin Nada Ina Pauer kennen: „Danach hatten wir zufälligerweise dieselben Pläne, zum Beispiel den Silvesterlauf in Peuerbach“, erinnert sich Richard Ringer an die Anfänge.

Nada Pauer dagegen schießt sofort folgender Gedanke in den Kopf: „Das Rennen ist bei mir komplett in die Hose gegangen!“ 27. wurde sie damals. Es war eine Zeit, in der sie gerade wieder im Leistungssport Fuß gefasst hatte, nachdem sie aufgrund von Rückenproblemen im Alter von 21 Jahren schon die Prognose gehört hatte: „Das mit dem Laufen wird nichts mehr.“

Wurde es aber doch: Im Alter von 25 Jahren legten sich die Beschwerden auf einmal wieder und die Deutsch-Österreicherin schnürte in ihrer Heimat Wien wieder die Laufschuhe. Anfangs noch mit viel Nachholbedarf und schwankenden Leistungen – siehe Tilburg 2014. Aber: „Dort habe ich Richard kennengelernt. Insofern hatte es doch auch etwas Gutes.“

Gemeinsam geht’s noch schneller

Beim Silvesterlauf in Peuerbach belegte Nada Pauer wenig später Platz elf, Richard Ringer zeitgleich mit Viktor Chumo Platz eins. Nach dem Wettkampf funkte es. „Seit Neujahr 2015 sind wir ein Paar“, erklärt der zurzeit beste deutsche Bahn- und Crossläufer. „Das Schicksal hat es da gut mit uns gemeint. Plötzlich war alles im Leben perfekt“, umschreibt er die neue Situation, die sich auch auf die Leistung der beiden Läufer positiv auswirkte: „Seitdem haben wir beide extreme Leistungssprünge gemacht.“

Im Sommer 2015 steigerte sich Richard Ringer über 5.000 Meter auf 13:10,94 Minuten – Platz vier der ewigen deutschen Bestenliste. Im Juli 2016 wurde er auf dieser Strecke EM-Dritter. „Daran hatte Nada großen Anteil. Sie motiviert mich unheimlich. Sie pusht mich noch mal mehr im Training“, verrät er, „und wenn sie den Eindruck hat, dass ich zu sehr drücke, dann bremst sie mich.“

Umzug nach Meersburg

Seit August 2016 wohnt das Paar zusammen in Meersburg bei Friedrichshafen. Nach erfolgreichem Abschluss ihres Referendariats und einer Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei brach Nada Pauer ihre Zelte in Wien ab und zog zu ihrem Freund an den Bodensee. Die promovierte Juristin arbeitet nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Konstanz und hat sich beim VfB LC Friedrichshafen ebenfalls der Trainingsgruppe von Birgit und Eckhardt Sperlich angeschlossen.

„Eckhardt hat sofort ja gesagt, als ich ihn gefragt habe, ob er mich auch trainieren würde“, erinnert sich Nada Pauer. „Er hat extrem viel Erfahrung und ich habe viel Vertrauen ihn.“ Auf den 5.000 Metern fühlt sich die 31-Jährige, die als Jugendliche zu Österreichs großen Lauftalenten zählte und mehrere nationale Titel sammelte, am wohlsten: Hier hat sie sich auf 16:10,77 Minuten verbessert, bei der DM in Erfurt wurde sie Vierte. Auch auf der Unterdistanz über 1.500 Meter konnte sie ihren Hausrekord 2017 auf 4:22,61 Minuten schrauben.

Nächstes gemeinsames Ziel: Cross-EM

Der Sport – er steht im Hause Pauer/Ringer eindeutig im Mittelpunkt, auch wenn beide Läufer berufstätig sind. Morgens und abends steht das gemeinsame Training auf dem Programm, nachmittags wird gearbeitet. Ein Alphatier gebe es in der Beziehung nicht. Beide seien zumeist auf gleicher Augenhöhe, sagt Richard Ringer. Allenfalls seien in der Küche die Rollen fest verteilt. Er schätze ihre ausgewogenen Kochkünste und übernehme selbst bereitwillig den Spüldienst.

Ebenso positiv bewerten beide die gemeinsame Leidenschaft für das Laufen. „Richard kann sich sicher sein, dass ich ihn 100-prozentig unterstütze“, sagt Nada Pauer. „Und ich habe durch ihn alles noch mal neu gelernt. Er ist auf einem ganz anderen Level und ich kann mir alles abgucken.“

„Wenn Nada dabei ist, läuft es immer optimal. Deswegen bin ich auch für die Cross-EM sehr optimistisch“, blickt Richard Ringer voraus auf den übernächsten Sonntag. Der zweifache EM-Dritte möchte am 10. Dezember in Samorin (Slowakei) seinen nächsten großen Wurf landen und liebäugelt sogar mit dem Podium. Seine Partnerin freut sich riesig auf die internationale Feuertaufe für Österreich. „Nicht zu schnell angehen und dann Plätze gutmachen“, ist die Devise von Nada Pauer für ihr eigenes Rennen. „Und dann werde ich sicher Richard zuschauen und ihn in seinem Rennen unterstützen.“

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