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Robert Farken – Beim DM-Heimspiel plötzlich der Gejagte

Robert Farken war 2016 der Pechvogel auf den 800 Metern. Obwohl er die europäische U20-Bestenliste Ende des Jahres anführte, verpasste er die U20-WM. Dieser Rückschlag machte den Leipziger aber nur stärker. Mit 1:47,65 Minuten hat er gleich im ersten Rennen 2017 die Hallen-EM-Norm unterboten und ist mit 19 Jahren bei der Hallen-DM am 18./19. Februar in seiner Heimatstadt Leipzig plötzlich der Gejagte.
Martin Neumann

Wirft man einen genaueren Blick in die deutsche Schüler-Bestenliste von 2012, hat man eine Ahnung, welchen Weg die Karriere von Robert Farken (SC DHfK Leipzig) nehmen könnte. Auf Rang 24 im Blockwettkampf Lauf findet man den heute 19-Jährigen. 2.580 Punkte sammelte er, mehr als 400 weniger als die damalige Nummer eins Henrik Hannemann, dem späteren U20-EM-Dritten im Hürdensprint. Doch in welcher Einzeldisziplin war Robert Farken besser als alle anderen in der Top-30-Liste? Über die abschließenden 2.000 Meter mit 6:16,58 Minuten.

Folgerichtig zog es den Leipziger auf die Mittelstrecke. Mit Erfolg: In den vier Jugend-Jahren steigerte sich der Schüler über 800 Meter von 1:58,76 bis auf 1:46,65 Minuten. Ein steiler Aufstieg zum schnellsten U20-Läufer Europas 2016. Doch zu einem Start bei einer internationalen Nachwuchs-Meisterschaft reichte es trotzdem nicht.

Vor dem Debüt im DLV-Dress

Seine Top-Zeit lief Robert Farken vergangenes Jahr ausgerechnet nach dem Nominierungszeitraum für die U20-WM. „Das habe ich mir selbst zuzuschreiben, ich konnte in den wichtigen Rennen nicht mein Potenzial abrufen“, sagt der Leipziger. Bei den Quali-Rennen waren mit Dennis Biederbick (LG Ahlen) und Pascal Kleyer (LG Region Karlsruhe) zwei andere schneller und damit das WM-Ticket weg.

Das Debüt im DLV-Dress scheint aber nur aufgeschoben. Denn mit seinen 1:47,65 Minuten zum Saisoneinstand Ende Januar in Erfurt empfahl sich Robert Farken nachdrücklich für einen Start bei der Hallen-EM am ersten März-Wochenende in Serbiens Hauptstadt Belgrad. Aber zuvor steht eine weitere Premiere an: die Hallen-DM am 18./19. Februar in seiner Heimatstadt Leipzig. Und gleich bei seinem ersten DM-Start in der Männer-Klasse ist Robert Farken der Gejagte.

Junges Trio marschiert auf den 800 Metern

Er selbst sieht sich allerdings nicht in der Favoritenrolle. „Das Feld ist so eng beieinander. Außerdem bin ich der Jüngste und habe dementsprechend am wenigsten Erfahrung“, sagt der Leipziger. Mit Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:47,81 min) und Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 1:47,89 min) waren zwei andere junge Mittelstreckler fast genauso schnell wie der Leipziger und blieben ebenfalls unter der Hallen-EM-Norm von 1:48,00 Minuten. Dazu kommt der EM-Halbfinalist Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg), der sich gerade im warmen Südafrika auf die Hallen-DM vorbereitet.

Am kommenden Wochenende wird Robert Farken in Leipzig noch einmal seine Form testen. Beim Schülersportfest absolviert er ein Tempolaufprogramm unter Wettkampfbedingungen. Zunächst war ein Start beim Meeting am Samstag in Gent (Belgien) angedacht. „Nach dem Höhentrainingslager in Dullstroom sind meine Ausdauerwerte ziemlich gut. Darum wollten wir sehen, was über 1.500 Meter möglich ist. Doch die Anreise wäre einfach zu weit gewesen“, sagt der 19-Jährige. Schließlich hat Robert Farken momentan einen engen Zeitplan. Er baut am Sportgymnasium Leipzig sein Abitur. Neben Sport sind Deutsch und Englisch seine weiteren Leistungskurse.

Endlich verletzungsfrei

Zehn bis elf Trainingseinheiten pro Woche stehen beim Schüler in der Saisonvorbereitung auf dem Programm. Die konnte er in den vergangenen beiden Jahren optimal durchziehen. „Das ist auch der entscheidende Grund für meine Steigerung 2016“, sagt Robert Farken. In den Jahren zuvor hatte ihn mal ein Bänderriss, mal ein Kapselriss ausgebremst. „Die Kontinuität war wichtig“, betont der Leipziger. Außerdem arbeitete er verstärkt mit einer Sportpsychologin zusammen, „damit ich meine guten Trainingswerte auch im Wettkampf umsetzen kann“.

Für die läuferische Ausbildung ist seit dem Schüleralter Thomas Dreißigacker verantwortlich. Dass der Coach <link news:52930>nach der Beförderung zum Leitenden Bundestrainer Lauf im täglichen Training nicht immer vor Ort sein kann, ist für den Mittelstreckler kein Problem. „Mein Trainer war ja auch schon zuvor als Leistungsdiagnostiker und Nachwuchs-Bundestrainer viel unterwegs. Wir telefonieren oder schreiben Nachrichten und stimmen so das Training ab“, sagt Robert Farken.

Diesmal soll's mit Bydgoszcz klappen

Nach einem möglichen Hallen-EM-Start („So eine Chance, Erfahrungen zu sammeln, kann ich mir nicht entgehen lassen“) wird das Training Richtung Sommer ausgerichtet. Dann geht es für den 800-Meter-Läufer nicht nur um eine neue Bestzeit, sondern auch darum „kontinuierlich Zeiten auf hohem Niveau anzubieten“. Als Saisonhöhepunkt peilt der Leipziger die U23-EM in Bydgoszcz an. Eben in Polens „Leichtathletik-Hauptstadt“ fand 2016 die U20-WM statt, die Robert Farken so unglücklich verpasst hatte.

Ein Start Mitte Juli wäre sicherlich eine kleine Wiedergutmachung. Die Norm von 1:47,50 Minuten scheint für Robert Farken in der aktuellen Form eher Formsache zu sein. Und vielleicht tritt er die Reise nach Polen dann ja zusammen mit Henrik Hannemann (LAZ Ludwigsburg) an, der vor fünf Jahren im U16-Blockwettkampf Lauf 23 Plätze vor ihm lag.

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