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Sprinter, Sieger, Sänger: Olympiasieger Martin Lauer wird 80

Drei Weltrekorde in 53 Minuten: Das ist und bleibt Martin Lauers größter Erfolg. Schicksalsschläge haben das große deutsche Leichtathletik-Talent einst gestoppt – doch der Kölner hat sich seine Lebensfreude bewahrt. Am Tag nach Neujahr wird er 80 Jahre alt.
dpa/sb

Seine Sternstunde als Sprinter dauerte 53 Minuten, die acht Jahrzehnte seines Lebens hat Martin Lauer nun auf 260 Buchseiten gepackt. Irgendwie ist die Autobiografie des Olympiasiegers von 1960 ein Jahrhundertwerk geworden – das aber wohl nie erscheinen wird. "Das ist ein Riesenschinken, aber Hauptsache, es ist nun fertig geschrieben. Da habe ich eine Mordsaufgabe hinter mir", sagte der ehemalige Weltklasse-Leichtathlet der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Am Montag feiert der Kölsche Jung mit der Familie, Freunden, Weggefährten und Nachbarn seinen 80. Geburtstag. Ein Jubiläum, um mal in sich zu gehen. "Wichtig ist, dass man sich selber mal mit seinem Leben beschäftigt. Ich hatte den Ehrgeiz, Dichtung und Wahrheit voneinander zu trennen", betonte Lauer, der mit seiner Frau Christa im mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz lebt. Ob sein dichterisches Lebenswerk nun in einem Verlag erscheint, könne er noch gar nicht sagen. "Vielleicht, aber dann nicht in dieser Form." Und überhaupt: "Wer interessiert sich denn schon für mein Leben?"

Zwei Kinder und drei Einkelkinder

Dabei hat Lauer einiges erlebt und vieles durchgemacht. Als Leichtathlet stellt er 1959 drei Weltrekorde auf, wird 1960 in Rom Staffel-Olympiasieger über 4x100 Meter. Als Schlagersänger ("Taxi nach Texas") verkauft er nach seiner Sportlerkarriere fast sechs Millionen Tonträger. Lauer ist Diplomingenieur im Allgemeinen Maschinenbau und Hobby-Segler. Seine größte Freude sind aber die zwei Kinder und drei Enkel. Doch die 80 Jahre merkt er schon. "Ich fühle mich bestimmt nicht wie neu", meint er lachend – und denkt an seine großen drei Jahre zurück.

1958 wird er Europameister über 110 Meter Hürden, 1959 als erster und bis dato einziger Deutscher Welt-Leichtathlet. Im Olympia-Jahr 1960 muss Lauer dann gleich mehrere Rückschläge hinnehmen. Von einer hartnäckigen Knochenhautentzündung im Fußgelenk gebremst, landet er im Olympia-Finale von Rom über 110 Meter Hürden auf dem vierten Platz. Selbst über Staffel-Gold kann sich der Rheinländer nicht lange freuen. Eine verunreinigte Injektionsspritze führt zur Blutvergiftung – dann geht es "um Leben und Tod".

Jährliche Treffen mit den Staffel-Kollegen

Noch vom Krankenbett aus beginnt Lauer seine zweite Karriere als Country-Sänger. Seine Schallplatte "Die letzte Rose der Prärie" wird rund 500.000 Mal verkauft. Trotz seiner Erfolge im Sport und der Musik ist Lauer bescheiden geblieben. "Die Medaille liegt bei mir irgendwo, wo sie nicht ins Auge fällt", sagt er. "Die hängt bei mir nicht im Eingang." Aber versteckt wird das Goldstück auch nicht, verrät er: "Meine drei Enkel mussten da schon mal als Fotomodell herhalten."

Und seine drei Staffel-Kollegen? "Wir treffen uns einmal im Jahr", berichtet er, "ob sie am 2. Januar kommen, da lasse ich mich überraschen. Die waren ja gerade erst da." Gemeinsam mit Bernd Cullmann (77), Armin Hary (79) und Walter Mahlendorf (81) holte sich Schlussläufer Lauer 1960 im Stadio Olimpico Gold in Weltrekordzeit.

Doch seine Sternstunde erlebt der Sprinter schon am 7. Juli 1959: Im Zürcher Letzigrund knackt er die Weltrekorde über 110 Meter und 120 Yards Hürden, als Zugabe schafft er die Bestmarke über die selten gelaufenen 200 Meter Hürden. Dabei sitzt der damals 22-Jährige am Vormittag noch in der Vorlesung, der Student schwänzt die Seminare am Nachmittag, fliegt von München nach Zürich und eilt ins Stadion.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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