Zum dritten Mal in Folge wurden im Rahmen des Mainova Frankfurt Marathons die Deutschen Meisterschaften ausgerichtet. Renndirektor Jo Schindler ist angetreten, die Wettbewerbe wieder attraktiver zu machen und ihnen eine größere Bühne zu geben. Das ist gelungen: War in den Jahren vor 2015 ein starker Rückgang des Teilnehmerinteresses zu verzeichnen, so ging es in den Frankfurter Jahren aufwärts: 520 Männer und 180 Frauen gingen am 29. Oktober ins Rennen um 23 deutsche Meistertitel in den Altersklassen. Wir bieten einen Überblick über die besten Resultate.
M35 / W35
Mit der Teilnahme des Deutschen Marathon-Rekordhalters Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal) stand fest, dass dem deutschen Lauf-Star niemand den Titel streitig machen kann. Gabius überzeugte als frischgebackener Vater und siegte als bester Deutscher insgesamt in 2:09:59 Stunden. M35-Silber ging an den vorjährigen Titelträger Andreas Straßner (ART Düsseldorf), der in guten 2:20:29 Stunden die Festhalle erreichte. Groß war die Freude bei Markus Brennauer vom TSV Penzberg, der in neuer persönlicher Bestzeit von 2:27:19 Stunden Dritter wurde.
Bei den W35-Frauen gab es mit der erfolgsverwöhnten Bettina Englisch (TSG 1845 Heilbronn) eine strahlende Siegerin. Im Vorjahr musste sie sich noch Julia Galuschka (LG Telis Finanz Regensburg) geschlagen geben. Heuer reichte es für sie in guten 2:47:40 Stunden zum Titelgewinn. Galuschka musste aufgrund einer Muskelverletzung schon im ersten Renndrittel aufgeben. So ging Silber an Melanie Konstanze Buhtz (Offenbacher LC). Die Hessin unterbot mit 2:58:27 Stunden erstmalig die Dreistunden-Schallmauer. Nach 2:59:54 Stunden lief Hanna Tempelhagen (LAC Olympia 88 Berlin) überglücklich als Drittplatzierte in die Festhalle ein.
M45 / W45
In dieser Altersklasse schlug durch das Fehlen des Vorjahressiegers Holger Freudenberg die Stunde der Konkurrenz. Am Ende hatte der DM-erfahrene Jörg Heiner (LG Wenden) in 2:31:49 Stunden die Nase vorne. Mit dem Tübinger Klaas Hinnek Puls (2:33:34 h) und dem Pforzheimer Markus Nippe (2:34:51 h) standen zwei überraschende Athleten auf dem Podium.
Bei den W40-Frauen sah man dagegen die zum Favoritinnenkreis zählenden Gesichter vorne.
Die Hessin Kerstin Stephan (LC Olympia Wiesbaden) siegte in 2:50:52 Stunden. Zuverlässig wie immer war die Sächsin Sandra Boitz (SC DHfK Leipzig) in 2:56:29 Stunden unterwegs, die erst in der Vorwoche beim Dresden Marathon durch eine gute Halbmarathonzeit als Zweite aufhorchen ließ. Katrin Ochs (LG Filder), die in die W40 aufgestiegen war und 2:58:44 Stunden benötigte, belohnte sich als Dritte für ihr großes Trainingspensum.
M45 / W45
In diesem offenen Rennen war Peter Wollny (SV Fortuna Börsdorf) auf den Tag genau fit. Nach 2:38:51 Stunden durfte er jubeln und sich Deutscher Meister in der M45 nennen. Dahinter kam der Pfälzer Michael Ohler (TSV 1886 Kandel) in 2:42:19 Stunden vor Dieter Zielinski (2:42:59 h) vom in Frankfurt stark vertretenen Hamburger Laufladen ins Ziel.
Bei den Frauen erfüllte die Westerländerin Sandra Morchner die in sie gesetzte Erwartung. Die im Team des ehemaligen Bundestrainers Winfried Aufenanger (PSV Grün-Weiß Kassel) laufende Athletin holte sich den Titel in neuer persönlicher Bestzeit von 2:50:16 Stunden. Vor Katja Borggrefe (Turbine Halle), die 3:00:07 Stunden benötigte. Britta Giesen (Laufwerk Hamburg) wurde Dritte in 3:06:23 Stunden.
M50 / W50
Wer sollte ihn in der M50 aufhalten? Die Rede ist von Eike Loch (LAC Quelle Fürth). Der ehemalige 2:17er-Läufer gewann im Vorjahr mit 49 Jahren die M45 klar. Kaum langsamer als 2016 an gleicher Stelle holte er sich in sehr guten 2:30:09 Stunden nun den nächsten Titel. Mit dieser Zeit blieb er lediglich um zwei Minuten hinter der deutschen Bestleistung von Walter Koch zurück. Mike Poch (TSG GutsMuths Quendlinburg), der in dieser Saison schon die deutschen Meistertitel im Halbmarathon und im 10-Kilometer-Straßenlauf abräumte, war mit Rang zwei in 2:35:11 Stunden zufrieden. Groß war die Freude bei Martin Koller (Rhein-Berg Runners; 2:42:54 h) über Bronze.
Der Medaillensatz in der W50 ging in den Süden der Republik. Claudia Maier (VfB LC Friedrichshafen) siegte in 2:56:55 Stunden vor der Esslingerin Christine Sigg-Sohn (2:59:47 h) und der Vorjahressiegerin Barbara Auer (TG Viktoria Augsburg; 3:01:03 h).
M55 / W55
Im Vorjahr erreichte er den Silber-Platz, in diesem Jahr kletterte er auf dem Podium noch einen Rang höher: Der neue Deutsche M55-Meister kommt aus Nordhessen und heißt Daniel Gebreselasie (PSV Grün-Weiß Kassel). Er brachte das Kunststück fertig, noch schneller zu sein als im Vorjahr. In guten 2:46:28 Stunden rettete er einen kleinen Vorsprung vor dem stark aufkommenden Roland Geissler (Lausitzer-Sportevents), der in 2:46:54 Stunden überraschte, ins Ziel. Komplettiert wurde das Podium durch Thomas Schneider (SSG Königswinter), der nach 2:47:53 Stunden einlief.
Ilse Storch (LC Tölzer Land) war im Vorjahr an gleicher Stelle Dritte. Heuer errang sie den Titel in 3:18 Stunden vor der Dresdenerin Ute Baldauf. Die Lehrerin vom VfL Dresden-Bühlau überraschte sich selbst am meisten mit dem Silberrang. In 3:23:46 Stunden kam sie vor der unermüdlichen Sybille Möllensiep (SuS Schalke 96; 3:24:49 h) in die Festhalle.
M60 / W60
Nach dem Ausfall des Favoriten Hugo Mann war das M60-Rennen so offen wie selten zuvor. Vom MTV Seesen nutzte Wolfgang Rühlemann in 2:54:35 Stunden die Gunst der Stunde für seinen ersten DM-Titel. Vor Peter Eckes (LG Baden Sooden/Sulzbach/Neuenhain) und dem nimmermüden Ulrich Amborn (LG Offenbach), die beide ebenfalls deutlich unter der Dreistunden-Marke blieben. Mitfavorit Egbert Zabel blieb in 2:59:18 Stunden nur der undankbare vierte Rang.
Aufgrund des Nichtantrittes von Heidrun Besler, der Vorjahressiegerin, war auch bei den Frauen der Ausgang des Rennens völlig offen. Nicole Schwindt (LAV Stadtwerke Tübingen) wechselte in die Altersklasse W60 und darf sich nunmehr Deutsche Marathon-Meisterin nennen. Eine Zeit von 3:29:11 Stunden reichten gegen die Frankfurterin Ulrike Pamuk (Spiridon Frankfurt) und die Rehlingerin Gabriele Celette zu ihrem ersten Titelgewinn.
M65 / W65
Dr. Klaus Goldammer (OSC Berlin) war der Favorit in der Altersklasse M65. Nach 3:09:11 Stunden fügte er seiner großen Titelsammlung einen weiteren hinzu. Am Ende hatte er fast sieben Minuten Vorsprung vor Wolfgang van Straten (3:16:04 h). Mit Bronze belohnte sich Günter Gerke (LG Neckar-Enz), der nach 3:19:20 Stunden einlief.
Bei den Frauen hat Hannelore Horst (TV Georgsmarienhütte) seit Jahren eine Sonderstellung. Die sechsfache „Omi“ gewann schon die vorherigen beiden DM-Ausgaben am Main – und ließ nun in 3:28:51 Stunden den Hattrick folgen. Vor Irene Hofmann (LSG Karlsruhe) und Monika Bernhardt (HSV Neubrandenburg) die 3:36:12 bzw. 3:47:48 Stunden benötigten.
M70 / W70
Jürgen Graeber (LAC Langenhagen) kann man gut und gerne als Überraschungsmeister bezeichnen. Der Favorit Walter Johnen (VfL Ostelsheim) war ebenso überrascht, dass ihm der Niedersachse den Titel entriss: 3:36:33 gegen 3:37:21 Stunden lautete die knappe Entscheidung in der Festhalle zugunsten von Graeber. Wer Johnen kennt, der weiß, dass er dies bei den nächsten Titelkämpfen in Düsseldorf revidieren möchte. Vom TG Kitzingen freute sich Werner Beuschel über Rang drei in 3:44:05 Stunden.
Die große Laufgruppe von TuS Deuz konnte mit Ulrike Pitan eine Deutsche Meisterin in der W70 feiern. Anita Caspari (TV Planegg Krailing) erlief sich in 4:18:15 Stunden den Silberrang. Mit Sibylle Vogler ging ein dritter Rang an den SC Kemmern in 4:34:04 Stunden.
M 75 / W75
Der Klempnermeister Werner Stöcker (LG Wittgenstein) trat als Titelverteidiger an. Im Vorfeld hatte er zwar nicht mit einem abermaligen Erfolg gerechnet. Umso erfreuter war er über den erneuten Sieg in 3:41:16 Stunden vor Siegfried Kalweit (TSV Viktoria Mühlheim), der 3:53:05 Stunden brauchte.
Die „Grand Dame“ im Bereich der Altersklassen im Marathon Helga Miketta (Birkesdorfer TV) fügte ihrer Sammlung einen weiteren Titel hinzu. Von ihrem Ehemann wie immer gut betreut, war sie mit ihrer Endzeit nicht ganz zufrieden, da sie über Fußprobleme klagte. Doch: Mit 76 Jahren einen Schnitt von rund sechs Minuten je Kilometer zu laufen, ist aller Ehren wert. Am Ende blieb die Uhr in der Festhalle für sie nach 4:14:04 Stunden stehen.
M80: Europarekord durch Klemens Wittig
Großen Jubel bekam Klemens Wittig (LC Rapid Dortmund) bei seinem Triumphlauf in die Festhalle. In 3:39:58 Stunden stellte er eine fantastische neue europäische Bestleistung auf. Sein fulminantes Rennen bedeutete die zweitbeste je erzielte Marathonzeit in der M80. Auch die deutsche, im Jahr 2003 aufgestellte Bestleistung (3:50:55 h) unterbot Wittig deutlich. Für die kommenden zwei Jahren hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die Deutschen Marathon-Meisterschaften nach Düsseldorf vergeben.
Hinweis:
In diesem Bericht über die Altersklassen wurden die Brutto-Zeiten herangezogen. Sie sind ausschlaggebend für die Platzierungen innerhalb der Deutschen Meisterschaften. Die zum Teil schnelleren Nettozeiten sowie die kompletten Resultate finden Sie in <link>unserer Ergebnisrubrik.