| Fünf Jahre Weltrekord

Usain Bolt: „Ich mochte diese blaue Bahn“

Vergangene Woche feierte Usain Bolt seinen 28. Geburtstag und das fünfjährige Jubiläum der zwei Weltrekorde, die er 2009 bei der WM in Berlin aufstellte. Seit mehr als drei Jahrzehnten hatte kein Rekord über so eine lange Zeit Bestand. Nur Bolt selbst verbesserte den Rekord um mehr als eine Zehntelsekunde, seit die Zeitmessung in Hundertstelsekunden eingeführt wurde. Im Interview spricht der schnellste Mann der Welt über seine Erfolge, sein Erbe und darüber, was er außer Rekorden noch gebrochen hat.
pm / sim

Usain Bolt, Ihr 100-Meter-Rekord hat seit fünf Jahren Bestand. Es ist jetzt mehr als dreißig Jahre her, dass ein 100-Meter-Weltrekord für diese Dauer ungebrochen war. Warum, glauben Sie, hält dieser Rekord von Berlin schon so lange?

Usain Bolt:

Ich weiß es nicht. Ich selbst hatte in den letzten fünf Jahren einige Verletzungen und daher war es schwer für mich, in der Form zu sein wie damals in Berlin und so den Rekord anzugehen. In London  bei den Olympischen Spielen 2012 fühlte ich mich gut und war knapp dran. Aber es muss einfach alles passen: deine Kondition, das Wetter, die Bahn. Und dann must du noch dein Rennen perfekt durchziehen – vom Start bis zum Zieleinlauf – dann hast du eine Chance.

In Berlin haben Sie den Weltrekord um mehr als eine Zehntelsekunde verbessert. Das gelang niemandem seit der Einführung der Messung in Hundertstelsekunden vor mehr als 50 Jahren. Ist das ein entscheidender Bestandteil Ihres Vermächtnisses?

Usain Bolt:

Ja, definitiv. Aber die Goldmedaillen sind für mich das Wichtigste. Die drei Goldmedaillen in London wieder zu gewinnen und die Titel über 100, 200 und 4x100 Meter zu verteidigen – das war ein historischer Moment. Ich freue mich sehr auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio und hoffe, dass ich in der Verfassung bin, die drei Medaillen wieder zu gewinnen. Wenn mir das gelingt, würden die Leute sicherlich lange Zeit darüber reden.

Wenn Sie an das 100-Meter-Finale in Berlin zurückdenken. Woran erinnern Sie sich?

Usain Bolt:

Ich erinnere mich sehr gut an den Abend. An die Atmosphäre als ich ins Stadion lief und die Leute hörte. Das Publikum war phantastisch. Ich war richtig gut in Form. Ich fühlte mich gut und hatte die Zuversicht, dass ich es schaffen kann. Die Bahn war außerdem sehr schnell. Ich mochte diese blaue Bahn. Ich erinnere mich, dass ich gut startete und bis zur Ziellinie durchgezogen habe. Es war großartig. Ich trat dort an, um der Welt zu zeigen, dass ich der Beste in meiner Disziplin bin.

Und das 200-Meter-Finale, vier Tage später?

Usain Bolt:

Das war ein ähnliches Erlebnis. Ich lief die Vorläufe sehr kontrolliert und hatte so noch ausreichend Energie und Kraft für das Finale. Mir war klar, dass ich beides  brauchte. Nach der Kurve wusste ich, dass ich schnell war und konzentrierte mich darauf, meine Arme einzusetzen und die Beine zu öffnen. Ich wollte gewinnen. Gewinnen war mir wichtiger als eine schnelle Zeit. Aber als ich im Ziel die 19,19 Sekunden auf der Anzeige sah, war ich sehr glücklich.

Zurückblickend, wann haben Sie zum ersten Mal daran geglaubt, einen Weltrekord brechen zu können?

Usain Bolt:

Ich kann mich nicht erinnern, denn es war nichts, worüber ich nachgedacht habe. Ich bin immer die 200 Meter gelaufen, doch mein Trainer wollte, dass ich die 100 Meter in Angriff nehme. Das habe ich  gemacht und dann gemerkt, dass ich sehr schnell bin. Ich habe aber niemals daran gedacht, Weltrekorde zu brechen.

In New York haben Sie 2008 in 9,72 Sekunden Ihren ersten 100-Meter-Weltrekord aufgestellt. Wie haben sich die Dinge für Sie danach verändert?

Usain Bolt:

Die Leute fingen an, mir mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In diesem Moment war ich endgültig in der Leichtathletik angekommen. Im selben Jahr fanden auch die Olympischen Spiele statt und der Sport und die Form der Athleten standen im Fokus und auch das Interesse an mir war groß.

Sie sind der erste Läufer seit dem jamaikanischen Sprinter Don Quarrie, der gleichzeitig den 100 und 200-Meter-Weltrekord hält. Was haben Sie in Ihrer Kindheit von ihm mitbekommen? Hat er Sie inspiriert?

Usain Bolt:

Natürlich, jeder kennt Don und als kleiner Junge war er mein Idol. Er hat Großartiges geleistet, um Jamaika als Nation in der Leichtathletik zu etablieren. Was er auf der 100- und 200-Meter-Distanz geleistet hat, war unglaublich. In einem Atemzug mit ihm genannt zu werden ist eine große Ehre für
mich.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele in London 2012 haben Sie gesagt, Sie möchten Legendenstatus erreichen, indem Sie nochmals die Goldmedaillen gewinnen. Sie sind eine Legende. Wenn in Rio 2016 noch weiteres Gold hinzukommt, was würde Ihnen das bedeuten?

Usain Bolt:

Ich denke, ich wäre immer noch eine Legende. Es ist schwer vorstellbar, dass es überhaupt jemand nochmals schaffen kann. Somit bin ich in einer  privilegierten Ausgangslage, das Ganze anzugehen. Wenn ich es schaffe, würden die Leute auch in den kommenden Jahren noch über mich sprechen.

Lassen Sie uns nach vorne schauen. Welchen der beiden Rekorde können Sie am ehesten brechen?

Usain Bolt:

Ich denke, den über die 200 Meter. Diesen Rekord würde ich gerne unter die 19 Sekunden bringen. Darauf wäre ich sehr stolz. Das ist mein Ziel und die Voraussetzungen dafür sind gegeben. Wenn ich eine komplette Saison – von der Vorbereitungszeit bis zum Finallauf – verletzungsfrei bleibe, bin ich mir sicher, dass ich es schaffen kann.

Lassen wir die sportlichen Rekorde mal beiseite. Was haben Sie außer Rekorden in letzten fünf Jahren (noch) gebrochen?

Usain Bolt:

Jede Menge Play Station Controller. Das Spiel „Call of Duty“ online mit einer schlechten Internetverbindung zu spielen ist ziemlich frustrierend. Da mussten schon einige Controller daran glauben. (lacht)

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