| Interview

Usain Bolt: „Meine Rekorde sind nicht für die Ewigkeit“

Der schnellste Mann der Welt arbeitet hart, um sich seinen Traum vom „Triple-Triple“ bei den Olympischen Spielen in Rio (Brasilien) zu erfüllen. Denn Usain Bolt muss nach einer Knöchelverletzung im Januar einen Trainingsrückstand aufholen, um im August in Olympia-Form zu sein. leichtathletik.de hatte die Chance, den 29 Jahre alten Sprint-Weltrekordler aus Jamaika in seiner Heimat Kingston zusammen mit Journalisten aus aller Welt zu treffen. Im Presse-Gespräch redete der sechsmalige Olympiasieger über seine Form, die Ziele für 2016 und ein Rennen, vor dem selbst Showman Bolt nervös war.
Notiert von: Martin Neumann

Usain Bolt, in 145 Tagen fällt der Startschuss zum 100-Meter-Finale bei den Olympischen Spielen in Rio. Wie steht’s um Ihre Form?

Usain Bolt:
Ich bin auf einem guten Weg. Im Januar hat mich eine Knöchelverletzung vier Wochen Trainingszeit gekostet, nachdem ich auf einer Stufe umgeknickt bin. Mittlerweile stehen aber schon wieder Tempoläufe auf dem Programm.

Können Sie denn schon Details zu Ihrer Saisonplanung verraten? Bisher stehen vor den Olympischen Spielen ja lediglich die Starts bei den Jamaika-Trials Anfang Juli und das Diamond League-Meeting in London zwei Wochen später fest.

Usain Bolt:
Die Termine regelt mein Coach. Bisher ist zuvor lediglich der Start beim Racers Grand Prix am 11. Juni hier in Kingston geplant.

Apropos Kingston. Wir befinden uns auf Ihrem Trainingsgelände, dem Usain Bolt Track der Universität West Indies. Die Laufbahn hat dieselbe Farbe wie Ihre blaue Weltrekordbahn im Berliner Olympiastadion. Werden Sie noch einmal dorthin zurückkehren, beispielsweise zum ISTAF?

Usain Bolt:
Das kann ich noch nicht sagen. Damit beschäftigen sich mein Trainer und ich erst nach den Olympischen Spielen.

Werden die Olympischen Spiele in Rio denn ihre letzten sein?

Usain Bolt:
Ja, definitiv. Es ist hart, noch vier weitere Jahre auf höchstem Niveau zu trainieren und zu laufen.

Werden Sie nach den Olympischen Spielen in Rio Ihre Karriere beenden?

Usain Bolt:
Das habe ich nie gesagt. Vielleicht nach den Weltmeisterschaften 2017 in London. Doch mein Coach hat mir geraten, in meinen Körper hineinzuhorchen und Jahr für Jahr zu entscheiden, wie es weitergeht.

Momentan schreibt die Leichtathletik Negativschlagzeilen aufgrund der IAAF-Korruptionsaffäre und vielen Dopingfällen. Wie stehen Sie dazu?

Usain Bolt:
Ich konzentriere mich auch mich und meine Leistung. Ich will mein Bestes geben. Aus den momentanen Diskussionen halte ich mich raus.

Sie haben sechs Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewonnen, dazu elf WM-Titel. Was treibt Sie noch an?

Usain Bolt:
Mein Ziel ist es, noch einmal bei den Olympischen Spielen drei Goldmedaillen zu gewinnen. Das ist mein Traum, darauf konzentriere ich mich. Wenn ich das „Triple-Triple“ in Rio schaffe, dann kann ich mich mit Leuten wie Muhammad Ali und Michael Jordon vergleichen.

Werden Sie nach Ihrer Karriere als Trainer arbeiten?

Usain Bolt:
Das kann ich mir nicht vorstellen, dazu fehlt mir die Geduld.

Sie sind Ihre Rekorde von 9,58 und 19,19 Sekunden 2009 bei der WM in Berlin gelaufen. Werden diese Bestmarken über Jahrzehnte Bestand haben?

Usain Bolt:
Das glaube ich nicht. Rekorde sind nicht für die Ewigkeit. Eine Zeit unter 19 Sekunden über die 200 Meter ist weiterhin mein Ziel.

Was unterscheidet Usain Bolt aus dem Jahr 2008, als Sie Ihre ersten drei Olympiasiege errangen, von dem aus dem Jahr 2016?

Usain Bolt:
Bei den Olympischen Spielen in Peking war ich 21 Jahre alt. Klar bin ich in dieser Zeit gereift. Aber auch im Training merkt man das Alter. Mittlerweile braucht es nicht mehr zwei Wochen, bis eine Verletzung auskuriert ist, sondern sechs Wochen.

Sie standen schon in vielen großen Finals und wirken dabei immer so cool. Gab es ein Rennen, vor dem Sie besonders nervös waren.

Usain Bolt:
Ja, 2002 bei der U20-WM hier in Kingston. Vor dem Finale hat das ganze Stadion meinen Namen gerufen. Dabei kannte ich unter den Zuschauern nur meine Eltern und ein paar Freunde.

Damals sind Sie mit 15 Jahren in 20,58 Sekunden zum U20-WM-Titel über 200 Meter gesprintet. Ihre „Zweitstrecke“ waren damals noch die 400 Meter. Gab es einen Wendepunkt in Ihrer Karriere, warum Sie sich später auf die 100 Meter konzentriert haben.

Usain Bolt:
Ja, den gab’s. Es war nach der WM 2007 in Osaka, als ich Silber über 200 Meter gewonnen habe. Ich wollte schon damals der Beste sein, hab’s aber nicht geschafft. Mein Coach Glen Mills meinte, dass ich fortan verstärkt über 400 Meter starten solle. Das wollte ich aber nicht. Ich habe ihn gebeten, es lieber auf den 100 Metern zu probieren. Er hat mir ein paar Rennen Probezeit gewährt, die habe ich genutzt.

Aber 400 Meter laufen Sie trotzdem ab und an in der Saisonvorbereitung. Sehen wir Sie dieses Jahr auch noch auf der Stadionrunde?

Usain Bolt:
Ich wollte diese Saison eigentlich mit einem 400-Meter-Rennen beginnen. Unter 45 Sekunden war das Ziel, aber das ist nach der Verletzung nun nicht mehr möglich.

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