| Analyse

Der große Disziplin-Check 2019 – Hürdensprint Männer

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Hürdensprint der Männer.
Svenja Sapper

Fazit des Bundestrainers:

Jan May, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus? 

Jan May:

Die Bilanz für das Jahr 2019 verdient kein "Schönreden", die Leistungen sind weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Die wenigen Leistungsträger konnten aufgrund individueller Probleme leider nicht wie gewünscht ihre Leistungen im Jahresverlauf darstellen. Wir konnten zum ersten Mal seit langer Zeit keinen Athleten zur WM entsenden, was besonders schmerzlich ist. In der Jugend dominierten dieses Jahr Tim Eikermann und Stefan Volzer, die auch die U23-DM unter sich ausmachten. Zudem konnte Tim bei der U20-EM in Boras ins Halbfinale einziehen und Stefan den 5. Platz erreichen. Mit Moritz Mainka gab es einen jungen Athleten, der sich beim EYOF in Baku mit dem vierten Platz erstmals international gut darstellen konnte.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Jan May:

Man muss klar festhalten, dass man in diesem Jahr zu wenig Lichtblicke hatte, um ein Highlight herauszufiltern. Gute individuelle Leistungen konnten in den Team-Wettbewerben gezeigt werden, was maßgeblich zu dem guten Abschneiden bei der Team-EM in Bydgoszcz und den European Games in Minsk beigetragen hat.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen 2020 in Tokio? 

Jan May:

Für das WM-Finale in Doha wurde eine Leistung von 13,36 Sekunden benötigt, was nicht abschreckt. Trotz allem: Die Leistungsdichte ist international in unserer Disziplin sehr hoch, so dass es notwendig ist, sich auf den Punkt fit der Konkurrenz zu stellen. Das Potenzial ist im Kader vorhanden, so dass es das Ziel sein sollte, das Finale bei den Olympischen Spielen anzustreben und auch bei der EM in Paris eine gute Rolle zu spielen. Die Jugend hat gute Anschlussleistungen über die Männerhürden nachgewiesen, was eine gute Ausgangslage ist, um in der U23 durchzustarten. Zudem hoffe ich auf einige interessante Athleten im Nachwuchs, wo durchaus gutes Potenzial für die nächsten Jahre erkennbar ist. 

Internationale Erfolge

  Medaillen (Weitere) Final-Platzierungen
WM
Hallen-EM
U23-EM
U20-EM Platz 5: Stefan Volzer
EYOF Platz 4: Moritz Mainka

Die deutschen Top Ten 2019

Zeit Name Jahrgang Verein
13,37 sec Gregor Traber 1992 LAV Stadtwerke Tübingen
13,61 sec Maximilian Bayer 1990 MTV 1881 Ingolstadt
13,75 sec Martin Vogel 1992 SC DHfK Leipzig
13,80 sec Erik Balnuweit 1988 TV Wattenscheid 01
14,06 sec Stefan Volzer 2000 VfL Sindelfingen
14,13 sec Yannick Spissinger 1995 MTG Mannheim
14,14 sec Rene Jonathan Mählmann 1993 TSV Bayer 04 Leverkusen
14,20 sec Tim Eikermann 2000 TSV Bayer 04 Leverkusen
14,29 sec Kai Kazmirek 1991 LG Rhein-Wied
14,32 sec Jan Schindzielorz 1978 LG Forchheim


Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 110 Meter Hürden

Jahr <13,48 sec
(WM-Norm 2017)
Schnitt Top 3 Schnitt Top 5 Schnitt Top 10
2005 1 13,51 13,56 13,66
2006 1 13,52 13,61 13,74
2007 1 13,51 13,59 13,71
2008 13,52 13,56 13,67
2009 3 13,37 13,42 13,52
2010 1 13,49 13,51 13,62
2011 2 13,47 13,51 13,66
2012 4 13,38 13,44 13,62
2013 2 13,46 13,53 13,69
2014 3 13,43 13,49 13,61
2015 3 13,37 13,48 13,67
2016 4 13,34 13,40 13,64
2017 2 13,47 13,53 13,68
2018 2 13,41 13,56 13,69
2019 1 13,58 13,72 13,97


Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 110 Meter Hürden

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 13,31 (Blaschek) 12,97 (Doucouré/FRA) 0,34 12,97 (Doucouré/FRA) 0,34
2006 13,33 (Blaschek) 13,15 (Olijars/LAT) 0,18 12,88 (Liu/CHN) 0,45
2007 13,33 (Blaschek) 13,22 (Demydyuk/UKR) 0,11 12,92 (Liu/CHN) 0,41
2008 13,49 (Blaschek) 13,22 (Doucouré/FRA) 0,27 12,87 (Robles/CUB) 0,44
2009 13,35 (John) 13,30 (Turner/GBR) 0,05 13,04 (Robles/CUB) 0,31
2010 13,47 (John) 13,27 (Svoboda/CZE) 0,20 12,89 (Oliver/USA) 0,58
2011 13,45 (John) 13,22 (Turner/GBR) 0,23 12,94 (Oliver/USA) 0,51
2012 13,34 (Bühler) 13,09 (Shubenkov/RUS) 0,25 12,80 (Merritt/USA) 0,54
2013 13,44 (Balnuweit) 13,12 (Martinot-Lagarde/FRA) 0,32 13,00 (Oliver/USA) 0,44
2014 13,39 (Bühler) 12,95 (Martinot-Lagarde/FRA) 0,44 12,94 (Parchment/JAM) 0,45
2015 13,31 (Traber) 12,98 (Shubenkov/RUS) 0,33 12,94 (Ortega/CUB) 0,37
2016 13,21 (Traber) 13,04 (Ortega/ESP) 0,17 12,98 (McLeod/JAM) 0,23
2017 13,41 (Traber) 13,01 (Shubenkov/ANA) 0,40 12,90 (McLeod/JAM) 0,51
2018 13,26 (Traber) 12,92 (Shubenkov/ANA) 0,34 12,92 (Shubenkov/ANA) 0,34
2019 13,37 (Traber) 13,05 (Ortega/ESP) 0,32 12,98 (Holloway/USA) 0,39


Das fällt auf:

  • Das Karriereende der langjährigen Leistungsträger Matthias Bühler und Alexander John macht sich bemerkbar. Die Durchschnittswerte der Top 3, Top 5 und Top 10 sind deutlich schwächer als in den Vorjahren. Auch Maximilian Bayer, der Dritte der Deutschen Meisterschaften, hat zum Ende der aktuellen Saison seine Karriere beendet.
  • Trotz seiner Verletzung, die ihn letztlich die Teilnahme an den Weltmeisterschaften kostete, führt Gregor Traber das fünfte Jahr in Folge die deutsche Jahresbestenliste an. Zudem sicherte er sich seinen dritten deutschen Meistertitel.
  • Hoffnung macht die Jugend: Mit Stefan Volzer und Tim Eikermann sind schon zwei U20-Athleten mit guten Zeiten über die hohen Hürden in diesem Jahr in den deutschen Top Ten vertreten. Wenn sich beide in den kommenden Jahren über die Erwachsenenhürden weiterentwickeln, können sich die Youngsters bald schon in der deutschen Spitze etablieren.
  • Trotz der in der Breite schwächeren Leistungen der deutschen Hürdensprinter ist der Abstand zur europäischen und globalen Spitze auf einem ähnlichen Niveau wie 2018. Dazu trägt die schnelle Saisonbestzeit von Gregor Traber bei.
  • Schnellster Europäer war in diesem Jahr Orlando Ortega aus Spanien. Der gebürtige Kubaner wurde im Finale der Weltmeisterschaften von einem stürzenden Konkurrenten behindert und lief daher nur als Fünfter ein. Nachträglich wurde ihm jedoch vom Weltverband IAAF noch eine Bronzemedaille zuerkannt.
  • Erstmals seit 2013 kommt der Weltjahresbeste wieder aus den USA. Grant Holloway blieb in dieser Saison als Einziger unter 13 Sekunden und konnte auch die Weltmeisterschaften in Doha für sich entscheiden.

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Männer
Sprint Frauen
Langsprint Männer
Langsprint Frauen
Mittelstrecke Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Langstrecke Frauen

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