| Abschied

Gregor Traber beendet seine Karriere

Der achtmalige Deutsche Meister über die Hürden Gregor Traber hat am Mittwoch sein Karriere-Ende verkündet. Sinnbildlich für seine Zeit im Leistungssport, in der Glück und Pech so oft nahe beieinander lagen, war sein bestes Jahr 2016: Nur um zwei Hundertstel schrammte er da als Neunter am Olympia-Finale vorbei.
Silke Bernhart

"Ich blicke voller Dankbarkeit auf eine unvergessliche Zeit zurück", schreibt Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) am Mittwoch in seinem Abschieds-Posting auf Instagram. Und: "Was war das für eine Achterbahnfahrt!" Diesen Satz kann wohl jeder unterschreiben, der seine Karriere in den zurückliegenden 16 Jahren mitverfolgt hat.

Schon sein erster Einsatz für die Nationalmannschaft im Jahr 2009 verlief ungewöhnlich: Mit einem Doppelstart über 110 Meter Hürden und im Dreisprung unterstrich Gregor Traber damals bei der U18-WM in Brixen (Italien) sowohl sein enormes Bewegungstalent als auch seine hohe Leistungsbereitschaft. In beiden Wettbewerben schaffte er es als Fünfter (13,74 sec) und Siebter (15,24 m) in die Top Acht der Welt. Wenig später spezialisierte er sich auf die Hürden, stellte 2011 in 13,31 Sekunden den weiterhin gültigen deutschen U20-Rekord auf. Seine erste und einzige internationale Einzel-Medaille folgte 2013 mit Bronze bei der U23-EM.

Auf nationaler Ebene klopfte Gregor Traber früh an das Tor zur deutschen Spitze, wollte sich schon als Jugendlicher mit den Besten messen – und stürmte 2011 bei der Hallen-DM als U20-Athlet den Männern davon. Es war die erste von insgesamt acht DM-Goldmedaillen über die Hürden, drei in der Halle und fünf im Freien, die letzte davon errang er 2022 in der Halle seiner Wahl-Heimat Leipzig. Mit seiner Bestzeit von 13,21 Sekunden, Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste, sowie elf weiteren Zeiten unter 13,40 Sekunden war Gregor Traber in Deutschland über ein Jahrzehnt der Mann, den es zu schlagen galt.

Verletzungen und Pech

Dass der Hürdensprinter sich in seiner Verabschiedung nicht nur bei Familie, Freunden und Trainern bedankt, sondern auch bei den "unzähligen Ärzten, Physiotherapeuten & Chiropraktoren, die mich oft wieder 'zusammengeflickt' haben", dokumentiert die andere Seite der Medaille in der Karriere von Gregor Traber. Denn nur allzu oft konnte sein Körper den hohen Belastungen nicht standhalten, immer wieder musste sich der impulsive Heißsporn in Geduld üben.

Und auch das Karma war häufig nicht auf seiner Seite: Gleich viermal schnappte sein Dauer-Konkurrent Matthias Bühler (LG Offenburg) dem zumeist favorisierten Gregor Traber bei Deutschen Meisterschaften die Goldmedaille vor der Nase weg. Darüber hinaus machte der eine oder andere Fehlstart in wichtigen Rennen den Traum von mehr zunichte, zuletzt 2022 im Finale der Deutschen Meisterschaften von Berlin.

2016: Saison auf Weltklasse-Niveau

Rückblickend konnte der Hürdensprinter wohl besonders in einem Jahr sein Leistungsvermögen über einen längeren Zeitraum abrufen: 2016, mit sage und schreibe 15 Rennen unter 13,50 Sekunden, darunter seine Bestzeit – und Platz neun der Olympischen Spiele in Rio (Brasilien), nur zwei Hundertstel vorbei am Finale. Seine beste internationale Platzierung in der Aktivenklasse feierte er im Jahr 2014 mit Platz fünf bei der Hallen-WM. Emotional war zudem auch ein Team-Erfolg zum Ende seiner Karriere: Gold mit der Mixed-Hürden-Staffel bei den World Relays 2021 in Chorzów (Polen).

"Jetzt ist es an Zeit, aus der 'Achterbahn Hochleistungssport' auszusteigen", stellt Gregor Traber nun also fest. Dass ihm dabei langweilig wird, darüber muss man sich wahrlich keine Sorgen machen. Der ebenso umtriebige wie rastlose 30-Jährige hat in den vergangenen Jahren auf seinen Stationen vom Bodensee über Tübingen – wo er lange bei Isabelle und Dieter Baumann unterkam – und Stuttgart bis hin nach Leipzig ein großes Netzwerk aufgebaut und längst neue Projekte angeschoben. Ob auch die zur Achterbahnfahrt werden? Gregor Traber wüsste ganz sicher damit umzugehen.

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