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DISKUSWURF FRAUEN | Zwei EM-Medaillen strahlen mit zwei Nachwuchstiteln

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Diskuswurf der Frauen.
Martin Neumann

Das ist 2022 passiert

Der 16. August war der „goldene Abend“ für die deutsche Leichtathletik in diesem Jahr. Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Niklaus Kaul (USC Mainz) gewannen in München an diesem Abend die EM-Titel über 100 Meter bzw. im Zehnkampf. „Eingerahmt“ wurden die beiden Europameister von zwei Diskuswerferinnen: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 67,87 m) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 65,20 m) gewannen im Olympiastadion Silber und Bronze. Der Olympia-Zweiten fehlten mit Bestleistung lediglich winzige acht Zentimeter auf Europameisterin Sandra Perkovic (Kroatien; 65,95 m). Als Siebte vervollständigte Shanice Craft (SV Halle; 62,78 m) das erfolgreiche deutsche Diskus-Trio.

Die drei Werferinnen waren auch wenige Wochen zuvor bei der WM in Eugene am Start. Dort überzeugte Claudine Vita als Fünfte mit 64,24 Metern, Shanice Craft belegte Platz neun (62,35 m), während Kristin Pudenz nicht den richtigen Dreh fand. Die Olympia-Zweite musste sich nach 64,39 Metern in der Qualifikation mit 59,97 Metern und Rang elf im Finale begnügen. Es war für die Potsdamerin einer von nur zwei Wettkämpfen unter 60 Metern in diesem Jahr.

Stark präsentierte sich in dieser Saison auch Julia Harting (SCC Berlin). Der 32-Jährigen gelang bei der DM in Berlin als Dritte mit 64,34 Metern die beste Weite seit der Geburt ihrer Zwillinge. Trotz dieser Weltklasseweite verpasste die Berlinerin den Start bei EM und WM knapp – die nationale Konkurrenz war 2022 einfach zu groß. Auch Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) reichten 64,55 Meter nicht, um in Eugene oder München dabei zu sein.

Während die Medaillen in München in Silber und Bronze glänzten, gab’s im Nachwuchs 2022 gleich zwei Goldmedaillen für die DLV-Talente. Und das jeweils in der U18-Klasse. Bei der U18-EM in Jerusalem setzte sich Curly Brown (Eintracht Frankfurt 50,64 m) mit dem ersten 50-Meter-Wurf ihrer Karriere durch. Frieda Echterhoff (TV Wattenscheid 01; 43,24 m) sicherte sich wenige Wochen später den EYOF-Titel.

Im weltweiten Vergleich führt Valarie Allman (USA) mit zwei 70-Meter-Wettkämpfen die Weltbestenliste an. Nur zwei Niederlagen musste die 28-Jährige 2022 einstecken. Allerdings eine davon beim wichtigsten Wettkampf des Jahres. Bei der WM in Eugene reichten ihr 68,30 Meter „nur“ zu Bronze hinter Weltmeisterin Feng Bin (China; 69,12 m) und Europameisterin Sandra Perkovic (Kroatien; 68,45 m).

Ihren internationalen Durchbruch hatte Nadine Müller (SV Halle) bei einer WM. 2009 in Berlin wurde sie überraschend Sechste. Nach der Saison hat die 37-Jährige nun ihre lange und erfolgreiche Karriere beendet, die unter anderem mit WM-Silber 2011 und WM-Bronze 2015 dekoriert wurde. Die erfolgreichen Nachfolgerinnen stehen hierzulande längst bereit. Das hat nicht zuletzt der „glänzende Abend“ am 16. August im Münchner Olympiastadion bewiesen.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
U20-WM 8. Platz: Katja Seng (LAZ Bruchköbel; 49,70 m)
U18-EM Gold: Curly Brown (Eintracht Frankfurt; 50,64 m)
EYOF Gold: Frieda Echterhoff (TV Wattenscheid 01; 43,24 m)  
WM 5. Platz: Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 64,24 m)
9. Platz: Shanice Craft (SV Halle; 62,35 m)
11. Platz: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 59,97 m)
EM Silber: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 67,87 m)
Bronze: Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 65,20 m)
7. Platz: Shanice Craft (SV Halle; 62,78 m)

Unser "Ass des Jahres"

Kristin Pudenz (SC Potsdam)
EM-Zweite 2022
Deutsche Meisterin 2022
Nummer vier der Weltbestenliste 2022, Nummer zwei der Eruopabestenliste 2022

Unser "Talent des Jahres"

Curly Brown (Eintracht Frankfurt)
U18-Europameisterin
Deutsche U18-Meisterin

Die deutschen Top Ten 2022

Weite Name Jahrgang Verein
67,87 m Kristin Pudenz 1993 SC Potsdam
65,20 m Claudine Vita 1996 SC Neubrandenburg
65,10 m Shanice Craft 1993 SV Halle
64,55 m Marike Steinacker 1992 TSV Bayer Leverkusen
64,34 m Julia Harting 1990 SCC Berlin
61,29 m Nadine Müller 1985 SV Halle
60,50 m Antonia Kinzel 2000 MTG Mannheim
59,30 m Julia Ritter 1998 TV Wattenscheid 01
58,29 m Annina Brandenburg 1998 TV Wattenscheid 01
56,60 m Jule Gipmann 2001 SV Viktoria Goch

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Diskuswurf Frauen

Jahr > 61,20* Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  1 62,65 61,52 58,67
2006  1 62,63 60,81 58,50
2007  3 64,43 62,06 58,90
2008  1 61,16 60,27 58,31
2009  2 62,06 61,04 58,36
2010  2 62,87 61,01 58,12
2011  1 62,54 61,41 59,36
2012  4 65,50 64,12 61,73
2013  3 65,69 63,55 60,96
2014  4 66,55 64,94 61,55
2015  6 65,95 65,05 61,66
2016  5 66,65 65,36 61,23
2017  6 64,70 64,18 60,95
2018  5 63,69 63,07 60,04
2019  6 65,18 64,40 60,81
2020  2 63,32 61,87 57,89
2021  6 65,05 64,31 60,84
2022  6 66,04 65,40 62,30

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 66,56 (F. Dietzsch) 66,81 (Cechlová/CZE) 0,25 66,81 (Cechlová/CZE) 0,25
2006 68,51 (F. Dietzsch) 68,51 (F. Dietzsch) 0,00 68,51 (F. Dietzsch) 0,00
2007 68,06 (F. Dietzsch) 68,06 (F. Dietzsch) 0,00 68,06 (F. Dietzsch) 0,00
2008 61,81 (S. Rumpf) 67,89 (Yatchenko/BLR) 6,08 67,89 (Yatchenko/BLR) 6,08
2009 63,43 (N. Müller) 65,40 (Sadova/RUS) 1,97 66,40 m (Li/CHN) 2,97
2010 67,78 (N. Müller) 67,78 (N. Müller) 0,00 67,78 (N. Müller) 0,00
2011 66,99 (N. Müller) 67,96 (Perković/CRO) 0,96 67,98 (Li/CHN) 0,98
2012 68,89 (N. Müller) 69,11 (Perković/CRO) 0,22 69,11 (Perković/CRO) 0,22
2013 66,69 (N. Müller) 68,96 (Perković/CRO) 2,30 68,96 (Perković/CRO) 2,30
2014 67,30 (N. Müller) 71,08 (Perković/CRO) 2,78 71,08 (Perković/CRO) 2,78
2015 66,14 (A. Rüh) 70,08 (Perković/CRO) 3,94 70,65 (Caballero/CUB) 4,51
2016 68,49 (J. Fischer) 70,88 (Perković/CRO) 2,39 70,88 (Perković/CRO) 2,39
2017 65,76 (N. Müller) 71,41 (Perković/CRO) 5,65 71,41 (Perković/CRO) 5,65
2018 65,15 (C. Vita) 71,38 (Perković/CRO) 6,23 71,38 (Perković/CRO) 6,23
2019 66,64 (C. Vita) 68,58 (Perković/CRO) 1,94 69,39 (Perez/CUB) 2,75
2020 65,58 (K. Pudenz) 65,93 (Perković/CRO) 0,36 70,15 (Allman/USA) 4,57
2021 66,86 (K. Pudenz) 70,22 (van Klinken/NED) 3,36 71,16 (Allman/USA) 4,30
2022 67,87 (K. Pudenz) 68,46 (Perković/CRO) 0,59 71,46 (Allman/USA) 3,59

Das fällt auf

  • Die Breite in der deutschen Spitze ist so gut wie seit dem Beginn unserer Statistik im Jahr 2005. Der Top-10-Durchschnitt ist mit 62,30 Metern so hoch wie noch nie. Auch der Top-5-Wert von 65,40 Metern wurde bisher noch nicht erreicht.
  • Anführerin der DLV-Werferinnen bleibt Kristin Pudenz. Die Olympia-Zweite steigerte ihre Bestleistung um einen Meter auf starke 67,87 Meter. Nur drei Diskuswerferinnen waren 2022 weltweit besser.
  • Auch der Nachwuchs zeigte eine starke Saison. In der U18-Klasse gab’s für Curly Brown und Frieda Echterhoff gleich zwei internationale Goldmedaillen.
  • Mit Nadine Müller hat eine Athletin ihre Karriere beendet, die seit anderthalb Jahrzehnten den deutschen Diskuswurf prägte.
  • International bleibt Valarie Allman das Maß aller Dinge. Die US-Amerikanerin führt zum dritten Mal in Folge zum Ende der Saison die Weltjahresbestenliste an. Allerdings musste sich die Olympiasiegerin ausgerechnet bei der Heim-WM in Eugene geschlagen geben.

leichtathletik.TV-Clips

Diskuswurf

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Mittelstrecke Männer
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer
Weitsprung Frauen
Weitsprung Männer
Dreisprung Frauen
Dreisprung Männer
Stabhochsprung Frauen
Stabhochsprung Männer
Kugelstoß Frauen
Kugelstoß Männer

* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017

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