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HOCHSPRUNG MÄNNER | Deutsches Trio um Vize-Europameister Tobias Potye überzeugt

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Hochsprung der Männer.
Nicolas Walter

Das ist 2022 passiert

Das große Potenzial von Tobias Potye (LG Stadtwerke München) ist gemeinhin bekannt, doch voll ausschöpfen konnte er es bisher nicht. Im vergangenen Jahr konnte er sich immerhin erstmals zum Deutschen Meister krönen, 2022 folgte nun der ganz große Durchbruch. Mit Gold von der Hallen-DM dekoriert stieg er in die Freiluft-Saison ein und ließ auch in Berlin den Titel mit einem geteilten ersten Platz folgen. Doch der eigentliche Höhepunkt folgte wenige Wochen später in München: Bei der EM trumpfte er hinter Olympiasieger Gianmarco Tamberi (Italien) auf, sprang mit 2,27 Metern zur Silbermedaille und zeigte dabei erstmals seine internationale Klasse bei den Aktiven. Mit seinen 2,30 Metern von der DM stellte er zudem eine neue Bestleistung auf.

Während Tobias Potye vor dem Münchener Heimpublikum rechtzeitig seine Form abrufen konnte, wollte dasTitelverteidiger Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) nicht gelingen. Bei den Deutschen Meisterschaften waren auch ihm noch 2,30 Meter gelungen, sodass er sich zusammen mit Tobias Potye über Gold freuen durfte. Bei der EM blieb er jedoch sieben Zentimeter hinter dieser Leistung zurück und musste sich somit mit dem sechsten Platz zufriedengeben. Bei der WM in Eugene (USA) konnte sich der Europameister von 2018 dagegen gegen seinen deutschen Konkurrenten durchsetzen. Mit 2,24 Metern belegte Przybylko im Finale Platz zwölf, Tobias Potye war bereits in der Qualifikation gescheitert.

Während Tobias Potye also in die europäische Spitze durchdringen konnte und Mateusz Przybylko bewies, dass auch er noch immer auf hohem Niveau unterwegs ist, zeigte Jonas Wagner (Dresdner SC), dass es in den kommenden Jahren einen weiteren deutschen Hochspringer von internationalem Format geben könnte. Nach seinem Überraschungs-Titel bei der Hallen-DM 2021 wurde er bei der DM in Berlin Dritter und zog schließlich bei den Europameisterschaften ebenfalls ins Finale ein. Dort blieb er zwar ohne gültigen Versuch, kann angesichts seines ersten internationalen Finals aber voller Zuversicht in die Zukunft schauen.

In der Jugend gab es in diesem Jahr dagegen international keine deutschen Starter. Friedrich Schulze (TV Gelnhausen) hatte zwar die Qual der Wahl, entschied sich aber für die U18-EM in Jerusalem (Israel) für den Zehnkampf. Sein Sprungtalent unterstrich er in dieser Saison mit seinem Hallen-Titel in der U20 sowie dem U18-Titel im Freien. 2,09 Meter konnte er genauso überwinden wie Maximilian Grün vom ASC Darmstadt sowie Louis Robertz (TV Wattenscheid 01). Deutscher U23-Meister wurde Chima Ihenetu (LG Nord Berlin).

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
Hallen-WM  –   – 
WM  –  12. Platz Mateusz Przybylko
EM Silber Tobias Potye  6. Platz Mateusz Przybylko
Jonas Wagner (ogV)
U20-WM  –   – 
U18-EM  –   – 
EYOF  –   – 

Unser "Ass des Jahres"

Tobias Potye (LG Stadtwerke München)
Vize-Europameister
Deutscher Meister
Deutscher Hallenmeister
Platz eins deutsche Jahresbestenliste

Unser "Talent des Jahres"

Friedrich Schulze (TV Gelnhausen)
Deutscher U20-Hallenmeister
Deutscher U18-Meister
 

Die deutschen Freiluft-Top Ten 2022 (+1)

Höhe Name Jahrgang Verein
2,30 Tobias Potye 1995 LG Stadtwerke München
2,30 Mateusz Przybylko 1992 TSV Bayer 04 Leverkusen
2,24 Jonas Wagner 1997 Dresdner SC
2,15 Chima Ihenetu 2000 LG Nord Berlin
2,12 Alexander Bai 2001 MTV Hanstedt
2,10 Philipp Heckmann 1999 Eintracht Frankfurt
2,10 Florian Hornig 2000 TSV Bayer 04 Leverkusen
2,09 Maximilian Grün 2004 ASV Darmstadt
2,09 Bastian Rudolf 1995 Dresdner SC
2,09 Louis Robertz 2004 TV Wattenscheid 01
2,09 Friedrich Schulze 2005 TV Gelnhausen

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr ≥ 2,28 m* Schnitt Top 3 Schnitt Top 5 Schnitt Top 10
2005 1 2,27 2,25 2,19
2006  – 2,25 2,23 2,19
2007 1 2,28 2,25 2,21
2008 2 2,29 2,26 2,22
2009 1 2,28 2,26 2,22
2010 1 2,27 2,25 2,21
2011 2 2,30 2,26 2,22
2012  – 2,25 2,24 2,21
2013  – 2,23 2,22 2,18
2014  – 2,24 2,23 2,19
2015 2 2,29 2,27 2,20
2016 1 2,27 2,24 2,20
2017 1 2,31 2,28 2,22
2018 1 2,30 2,27 2,23
2019 1 2,27 2,25 2,17
2020 1 2,26 2,24 2,19
2021  – 2,26 2,23 2,18
2022** 2 2,28 2,22 2,16

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 2,30 (Fricke) 2,38 (Sokolovskyy/UKR) 0,08 2,38 (Freitag/RSA; Sokolovskyy/UKR) 0,08
2006 2,28 (Onnen) 2,37 (Silnov/RUS) 0,09 2,37 (Silnov/RUS) 0,09
2007 2,34 (Onnen) 2,35 (Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) 0,01 2,35 (Thomas/BAH; Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) 0,01
2008 2,32 (Spank) 2,38 (Silnov/RUS) 0,06 2,38 (Silnov/RUS) 0,06
2009 2,33 (Spank) 2,35 (Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) 0,02 2,35 (Manson/USA; Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) 0,02
2010 2,30 (Spank) 2,36 (Ukhov/RUS) 0,06 2,36 (Ukhov/RUS) 0,06
2011 2,32 (Spank) 2,36 (Dmitrik/RUS; Shustov/RUS) 0,04 2,37 (Williams/USA) 0,05
2012 2,26 (Onnen) 2,39 (Ukhov/RUS) 0,13 2,39 (Ukhov/RUS; Barshim/QAT) 0,13
2013 2,24 (Günther; Przybylko) 2,41 (Bondarenko/UKR) 0,17 2,41 (Bondarenko/UKR) 0,17
2014 2,25 (Günther) 2,42 (Bondarenko/UKR) 0,17 2,43 (Barshim/KAT) 0,18
2015 2,32 (Onnen; Przybylko) 2,37 (Bondarenko/UKR) 0,05 2,41 (Barshim/KAT) 0,09
2016 2,32 (Onnen) 2,39 (Tamberi/ITA) 0,07 2,40 (Barshim/KAT) 0,08
2017 2,35 (Przybylko) 2,38 (Lysenko/ANA) 0,03 2,40 (Barshim/KAT) 0,05
2018 2,35 (Przybylko) 2,40 (Lysenko/ANA) 0,05 2,40 (Barshim/KAT; Lysenko; ANA) 0,05
2019 2,30 (Przybylko) 2,35 (Nedasekau/BLR; Akimenko &  Ivanyuk/ANA) 0,05 2,37 (Barshim/KAT) 0,07
2020 2,28 (Przybylko) 2,33 (Nedasekau/BLR) 0,05 2,33 (Nedasekau/BLR) 0,07
2021 2,27 (Wagner/Potye) 2,37 (Ivanyuk/ANA; Nedasekau/BLR; Tamberi/ITA) 0,10 2,37 (Barshim/QAT; Ivanyuk/ANA; Nedasekau/BLR; Tamberi/ITA) 0,10
2022 2,30 (Potye/Przybylko) 2,34 (Ivanyuk/ANA; Lysenko/ANA; Tamberi/ITA) 0,04 2,37 (Barshim/QAT) 0,07

Das fällt auf:

  • Das deutsche Spitzen-Niveau ist wieder gestiegen. Erstmals seit 2015 gab es wieder zwei deutsche Springer, die mindestens 2,28 Meter übersprangen. Der Durchschnittswert der Top Drei ist mit 2,28 Metern so gut wie seit 2018 nicht mehr.
  • Doch hinter Tobias Potye (LG Stadtwerke München), Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Jonas Wagner (Dresdner SC) klafft eine große Lücke. Das macht sich bereits deutlich im Top-Fünf-Wert bemerkbar. Mit 2,22 Metern ist er so schlecht wie seit 2013 nicht mehr. Noch extremer zeigt sich die fehlende Breite im Top-Zehn-Wert. Mit 2,16 Metern ist die Durchschnittshöhe so niedrig wie noch nie zuvor seit Einführung der Disziplin-Checks auf leichtathletik.de.
  • An der Spitze der deutschen Jahresbestenliste stehen in diesem Jahr Tobias Potye und Mateusz Przybylko mit 2,30 Metern. Tobias Potye führt die Rangliste damit nach 2021 zum zweiten Mal an, für Mateusz Przybylko ist es bereits das siebte Mal.
  • Durch die drei starken deutschen Springer ist auch der Abstand zur internationalen Spitze wieder kleiner geworden.
  • Mit 2,37 Metern war Mutaz Essa Barshim (Katar) wieder eine Klasse für sich. Er führt die Weltjahresbestenliste zum achten Mal am Ende eines Jahres an.
  • Auch bei der WM in Eugene (USA) wurde Mutaz Essa Barshim seiner Favoritenrolle gerecht, er verteidigte seinen Titel. Europameister wurde Gianmarco Tamberi (Italien).

leichtathletik.TV-Clips:

Hochsprung

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Mittelstrecke Männer
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Hochsprung Frauen

* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017
** herangezogen wurden nur die Freiluft-Leistungen 2022

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