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„Ich war halt ziemlich schnell“: Ehemaliger Hürdenstar Harald Schmid wird 65

Harald Schmid gilt als Legende des 400-Meter-Hürdenlaufs. In Europa dominiert er in den 80er-Jahren, in der Welt läuft ihm der US-Rivale Edwin Moses meist davon. Den deutschen Rekord hält der fünfmalige Europameister seit 40 Jahren. Nun feiert der Hesse seinen 65. Geburtstag.
dpa/nw

Auch Harald Schmid ist es ein Rätsel, warum sein deutscher Rekord über 400 Meter Hürden in 47,48 Sekunden nach 40 Jahren noch ihm gehört. „Was soll ich dazu sagen? Ich war damals halt ziemlich schnell“, sagte der fünfmalige Europameister, der am Donnerstag (29. September) seinen 65. Geburtstag feiert, der Deutschen Presse-Agentur. „Und vielleicht hat sich noch kein Talent dazu bereiterklärt, das zu ändern.“ Im vergangenen Jahr war der Sindelfinger Constantin Preis in 48,60 Sekunden dem Uralt-Rekord von Harald Schmid zuletzt wieder etwas nähergekommen.

Der in Gelnhausen lebende Hesse ist für den nationalen Verbandschef Jürgen Kessing eine der „großen Legenden der Leichtathletik in Deutschland“, ein „Aushängeschild par excellence“. Den Status des Außergewöhnlichen und des Titanen der Stadionrunde hat Schmid nicht nur wegen der Siege und Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften, sondern auch wegen der vielen Niederlagen gegen seinen US-Dauerbezwinger Edwin Moses.

Beim ISTAF in Berlin am 26. August 1977 gelang dem Deutschen sein einziger Erfolg gegen den Olympiasieger, der danach bis 1987 122 Rennen in Serie gewann. „Die Zeiten weiß man nicht mehr. Im Gedächtnis geblieben sind die Duelle und die Emotionen, die durch Zweikämpfe hervorgerufen werden“, meinte Harald Schmid. Außerdem habe Edwin Moses seine Erfolgsserie auch mit Cleverness so lange halten können. „Edwin hat seine Serie geschickt aufrechterhalten. Wenn es mal nicht lief, startete er einfach nicht“, erzählte er vor Jahren süffisant.

Sternstunde in Turin 1979

Dass der US-Rivale ihm den Weg zu Gold bei Olympia und den WM-Titelkämpfen versperrte, empfindet er nicht als großes Pech. „Ja, das wäre vielleicht das I-Tüpfelchen gewesen“, sagte er, „aber es hat nicht geschadet, es nicht geschafft zu haben.“ Immerhin holte er 1976 bei den Spielen in Montreal (Kanada) als 18-Jähriger mit der Staffel- und 1984 in Los Angeles (USA) als Solist Olympia-Bronze sowie zweimal Silber und einmal Bronze bei den Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki (Finnland) und 1987 in Rom (Italien).

Abgesehen vom Kräftemessen mit dem überlegenen Edwin Moses und den fünf EM-Titelgewinnen im Einzel und mit der Staffel von 1978, 1982 und 1986 brachte Schmid eine Sternstunde beim Europacup 1979 in Turin (Italien) große Popularität und die Wahl zum „Sportler des Jahres“ ein.

In 47,85 Sekunden rannte er erst Europarekord über 400 Meter Hürden, ehe er eine Stunde später auch auf der flachen Stadionrunde in 45,31 Sekunden triumphierte. „Ich wurde gebraucht und war einfach gut in Form“, sagte Harald Schmid, der nach dem phänomenalen Double als „Stoffwechselwunder“ galt.

EM-Rekord hatte bis in dieses Jahr Bestand

Dass der norwegische Weltrekordler Karsten Warholm erst bei den Europameisterschaften im August in München Schmids EM-Rekord von 1982 in Athen (Griechenland; 47,48 sec) in 47,12 Sekunden unterbieten konnte, zeigt, was für ein langwährendes Erbe er im Hürdenlauf hinterlassen hat.

Dabei war Harald Schmid ein Autodidakt, der sich in kein Trainingsschema pressen ließ. Ebenso wenig wollte er nach der Karriere als Ehrengast auf der Tribüne von Leichtathletik-Wettkämpfen sitzen. „Ich kann mir nicht vorstellen, am Laufbahnrand zu sitzen und nur zu gucken. Da gehe ich lieber joggen“, sagte der zwölfmalige Deutsche Meister. Über die 91,44 Zentimeter hohen Hürden springt Harald Schmid aber nicht mehr: „Die sind nun erschreckend hoch.“

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