| „Eine herausragende Persönlichkeit“

Leichtathletik-Familie trauert um Professor Dr. Eike Emrich

Am Donnerstag ist der frühere DLV-Vizepräsident Leistungssport Eike Emrich verstorben. Er wurde 65 Jahre alt.
Peter Schmitt

Die Leichtathletik-Welt trauert: Der frühere DLV-Vizepräsident Leistungssport (2005 – 2009), Professor Dr. Eike Emrich, ist am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren gestorben. Dies bestätigte am Freitag seine Familie.

„Mit Eike Emrich verlieren wir eine der herausragendsten Persönlichkeiten der deutschen Leichtathletik, der sich große Verdienste um unsere Sportart gemacht hat“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing, den die traurige Nachricht vom Tode Emrichs in Belgrad (Serbien) erreichte. In seiner Zeit als Vizepräsident glänzte Eike nicht nur als brillanter Wissenschaftler und Soziologe, sondern war als Vizepräsident  bei den Athlet:innen sehr beliebt, da er immer ein offenes Ohr hatte und exzellent begeistern konnte.  

In seiner Amtszeit als Vizepräsident Leistungssport hatte er die schwierige Phase nach den Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) 2004 bis hin zu den hervorragenden Weltmeisterschaften 2009 in Berlin begleitet. Nachdem es bei den Spielen 2008 in Peking (China) lediglich eine Bronzemedaille, die später versilbert wurde, durch Speerwerferin Christina Obergföll gegeben hatte, sagte Emrich ein Jahr später bei der WM 2009: „Der Rucksack von Peking wird mit jeder erfolgreichen Leistung leichter.“ Am Ende holten die DLV-Athlet:innen insgesamt neun Medaillen, davon mit Robert Harting (Diskus) und Steffi Nerius (Speerwurf) zwei goldene. 

Die arriviertesten Sportler:innen waren vom DLV-„Vize“ begeistert

Obwohl Eike Emrich ein hochintelligenter Mann gewesen ist, hat er mit seinem Wissen nie geprahlt, sondern zog selbst die arriviertesten Leichtathlet:innen immer wieder in seinen Bann. Wie bei seinen  Vorlesungen hatte er bei den Pressekonferenzen 2009 in Berlin auch die Medien mit seinen Erklärungen über die einzelnen Disziplinen in der Leichtathletik fasziniert. 

„Ein großer Soziologe und Denker der deutschen Leichtathletik, der mich persönlich sehr gefördert hat, ist leider viel zu früh gegangen. Ich wünsche auch im Namen unserer 20 Landesverbände seiner Familie viel Kraft und möchte mein aufrichtiges Beileid zum Ausdruck bringen“, sagte Idriss Gonschinska, Vorstandvorsitzender des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), am Rande einer Sitzung des Europäischen Leichtathletik-Verbandes in Belgrad. 

Lehrstuhl in Frankfurt/Main und an der Universität Saarbrücken

In seinem Leben stand bei Eike Emrich der Sport und seine Familie im Mittelpunkt. „Die Leichtathletik ist meine Lieblingssportart“, sagte der frühere Diskuswerfer und Kugelstoßer, der 1975 Jugendmeister bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften wurde. Von 1977 bis 1984 studierte Eike Emrich Sportwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Saarbrücken und promovierte 1988 in Soziologie.

Im selben Jahr übernahm er die Leitung des Olympiastützpunktes Saarland, der 1992 zum Olympiastützpunkt Rheinland Pfalz/Saarland wurde. Bis 2000 war er Hauptgeschäftsführer des Landessportverbandes Saarland. Seine Habilitation schrieb er über „die Effektivität von Sportförderung“. An der Goethe-Universität in Frankfurt/Main übernahm er den Lehrstuhl für Sportentwicklung, ehe er dem Ruf an die Uni Saarbrücken folgte. Über Deutschlands Grenzen hinaus war er ein gefragter Wissenschaftler, der auch die Bundesregierung beraten hat und sich ein Leben lang für einen humanen Leistungssport einsetzte. 

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024