| Olympische Spiele 2016

Christopher Linke glänzt als Olympia-Fünfter

Eine Zeitlang war er mit den stärksten Gegnern sogar auf Medaillenjagd. Am Ende wurde Christopher Linke bei den Olympischen Spielen in Rio am Freitag im 20 Kilometer Gehen starker Fünfter. Hagen Pohle kämpfte sich beim Doppelsieg der Chinesen in die Top 20, Nils Brembach in die Top 40.
Pamela Ruprecht / Silke Morrissey

Für das wunderschöne Panorama direkt am Meer hatten die Geher in Pontal im Westen von Rio de Janeiro am Freitag bei strahlendem Sonnenschein keinen Blick. Auf einem einen Kilometer langen Rundkurs gesäumt von Zuschauern fiel die Olympia-Entscheidung über 20 Kilometer. Christopher Linke (SC Potsdam) ging den Wettbewerb hochkonzentriert an und fand sich zur Hälfte der Strecke inmitten in der großen Verfolgergruppe des Führungsduos Tom Bosworth (Großbritannien) und Daisuke Matsunga (Japan) wieder.

Sechs Kilometer vor dem Ziel waren die Ausreißer eingefangen und Christopher Linke, der bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren in London (Großbritannien) Platz 24 über 50 Kilometer belegt hatte, ging weiter vorne mit. Erst als ein chinesisches Duo die Spitze übernahm und das Tempo Runde um Runde erhöhte, zog sich das Feld schließlich in die Länge. Doch selbst zwei Kilometer vor dem Ziel hatte Christopher Linke als Fünfter noch Medaillenchancen, zwischenzeitlich mit nur zwei Sekunden Rückstand auf den Bronzerang.

Beste Platzierung seit 2000

Nach 1:20:00 Stunden war der EM-Fünfte von 2014 schließlich im Ziel und durfte sich über einen starken fünften Rang freuen – auch wenn kurz nach dem Zieleinlauf ob der knapp verpassten Medaille auch ein wenig Wehmut in seiner Renneinschätzung mitschwang. Vorne fuhren die Chinesen Zhen Wang (1:19:14 min), Olympia-Dritter 2012, und Zelin Cai (1:19:26 min) einen Doppelsieg ein, der Australier Dane Bird-Smith (1:19:37 min) holte Bronze. Auch der Brasilianer Caio Bonfim, der zu einem neuen Landesrekord (1:19:42 min) ging, hatte am Ende noch ein paar Körner mehr als der Potsdamer. 

Seit den Spielen 1988 in Seoul (Südkorea), wo Bundestrainer Ronald Weigel über 20 und 50 Kilometer die Silbermedaille gewonnen hatte und Hartwig Gauder hinter ihm über 50 Kilometer Bronze, hat es nur einmal ein ähnlich gutes Resultat eines deutschen Gehers bei Olympia gegeben: 2000 in Sydney (Australien) war Andreas Erm ebenfalls Fünfter geworden, damals mit einer Zeit von 1:20:25 Minuten.

Die Team-, Vereins- und Trainings-Kollegen von Christopher Linke, Hagen Pohle (1:21:44 min) und Nils Brembach (1:21:44 min), gingen bei ihrer Olympia-Premiere auf die Plätze 18 und 38 und konnten damit beide zufrieden sein. Hagen Pohle hat über 50 Kilometer noch eine weitere Startgelegenheit, Nils Brembach Motivation getankt für die Spiele 2020 in Tokio (Japan).

STIMMEN DER DLV-ATHLETEN:

Christopher Linke (SC Potsdam; 1:20:00)
Ja, der fünfte Platz ist sehr gut. Ein bisschen hadere ich aber damit. Man setzt sich immer ein Ziel, das waren für mich die Top Acht. Trotzdem: Ich habe von einer Medaille geträumt, auch wenn ich nie gesagt habe, dass es realistisch ist. Bis Kilometer 18 war dann heute sogar der Sieg drin! Ich habe so gut trainiert wie noch nie. Dass hier keine Bestleistung rausspringen würde wusste ich, dazu war es etwas zu warm, und der Kurs ging 500 Meter hin, 500 Meter zurück, mit engen Wenden. Dafür eine Zeit von 1:20 Stunden – da kann man sich vorstellen, was möglich wäre. Ich habe schon nach Podebrady gesagt: Hätte ich gewusst, dass es so schnell wird, hätte ich den deutschen Rekord [1:18:42 h] angegriffen. Den nehme ich mir jetzt zum Ziel – genauso wie eine internationale Medaille. Heute wurde das Tempo am Ende immer schneller, da konnte ich einfach nicht mehr mitgehen. Aber es ist mein bestes internationales Ergebnis, der fünfte Platz geht vollkommen in Ordnung! Dass allerdings das deutsche Fernsehen nicht berichtet hat, finde ich eine Frechheit! Wir waren ja schon im Team Vierte beim Weltcup, das wird gar nicht gewürdigt.

Hagen Pohle (SC Potsdam; 1:21:44 h)
Dass ich heute starten würde, war mir klar – und wenn’s mit Schmerzen ist! Ich hatte Schienbein-Probleme, wurde vor zwei Tagen noch gespritzt, ein bisschen habe ich es während des Wettbewerbs gemerkt, aber es ging. Ich bin recht gut reingekommen und habe mich dann durch gute Zwischenzeiten weiter gepusht. Bei den Olympischen Spielen sollte man über sich hinauswachsen – das habe ich nicht geschafft. Aber: Noch mal eine Zeit unter der Olympia-Norm und Platz 18, das ist gut. Vor vier Jahren war ich in London noch als Zuschauer dabei. Da war mehr los als hier. Aber hier war die Stimmung auch gut. Was die 50 Kilometer bringen? Das werde die nächsten Tage zeigen.

Nils Brembach (SC Potsdam; 1:23:46 h)
Die Stimmung ist unglaublich, auch im olympischen Dorf. Das waren jetzt fast sieben Tage am Stück Gänsehaut für mich. Vor dem Wettbewerb war ich aber nicht so nervös wie letztes Jahr bei der WM in Peking, so konnte ich das Rennen entspannter angehen. Ich brauchte eine Weile, um mich reinzufinden, es war doch eine große Gruppe, da ist man viel gestolpert. Nach drei bis vier Kilometern hatte ich meinen Rhythmus gefunden. Nach zwölf Kilometern hatte ich einen Hänger, nach 15 ging’s dann wieder. Leider war da der Abstand nach vorne schon zu groß, aber ich hatte hinten raus ein gutes Gefühl. Ich habe mein Bestes gegeben und das war das bestmögliche Ergebnis. Was ich mitnehme an Erfahrung? Ich habe die anderen bei ihrer Vorbereitung gesehen, jeder kocht nur mit Wasser, was sie können, kann ich auch erreichen. Ich sehe mich auf einem guten Weg, bei den nächsten Olympischen Spielen will ich meine Sache noch besser machen.

 

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