| Porträt

"Wunderkind" Armand Duplantis vor Premiere in der Diamond League

Armand Duplantis ist eine der Überraschungen der Saison: Mit 5,90 Metern führt der Stabhochspringer die Weltjahresbestenliste an – als 17-Jähriger. Am Wochenende geht der Schwede in Eugene erstmals in der Diamond League an den Start.
SID/sb

Mit fünf Jahren übte er mit einem Besenstiel im heimischen Wohnzimmer, im Alter von sieben stellte er eine erste Weltbestleistung auf – und in dieser Saison misst sich das Wunderkind Armand Duplantis auf der ganz großen Bühne mit seinen Vorbildern. Mit seinem Sensationssprung über 5,90 Meter ist der schwedische Stabhochspringer die Entdeckung der bisherigen Saison und führt sogar die Weltjahresbestenliste an. Dabei ist Duplantis gerade einmal 17 Jahre alt.

Als "unglaubliches Talent" und "Zukunft im Stabhochsprung", bezeichnete Vize-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) den Konkurrenten. In den USA, wo Armand Duplantis lebt, wird schon vom "Tiger Woods des Stabhochsprungs" gesprochen. Der Golfstar hatte in jungen Jahren Altersrekorde in Serie gebrochen.

In Eugene "ein bisschen mehr Druck als sonst"

Am Wochenende betritt Armand Duplantis nun in Eugene, Oregon (USA) erstmals die Bühne Diamond League. "Ich bin bisher so gut gesprungen, deshalb wird es vielleicht ein bisschen mehr Druck sein als sonst", sagte er selbst.

Gut gesprungen ist dabei eine ziemliche Untertreibung: Dreimal verbesserte er in diesem Jahr den U20-Hallen-Weltrekord, zuletzt im März auf 5,82 Meter. Nicht einmal einen Monat später schraubte er seine Freiluft-Bestmarke auf sensationelle 5,90 Meter. Schwedischer Rekord, U20-Weltrekord, Weltjahresbestleistung – ganz nebenbei auch die Qualifikation für die WM im August in London (Großbritannien; 4. bis 13. August).

Vorbild: Renaud Lavillenie

Die Höhe hätte bei fast allen Weltmeisterschaften der Vergangenheit zu Edelmetall gereicht. "Eigentlich wollte ich mich in dieser Saison für die WM qualifizieren, aber jetzt muss ich das Ziel ändern: Den Endkampf erreichen und nach einer Medaille greifen", sagte Duplantis.

In seinem Bücherregal steht dabei immer noch eine signierte Biografie von Renaud Lavillenie, an der Wand seines Kinderzimmers hängt ein Poster seines großen Vorbilds – in Eugene trifft er nun im Wettkampf auf den französischen Weltrekordler. Lavillenie kam in dieser Saison bisher "nur" auf 5,83 Meter.

Vater überquerte 5,80 Meter

Sein großes Talent wurde Armand Duplantis bereits in die Wiege gelegt. Vater Greg war selbst ein 5,80-Meter-Springer, Mutter Helena, die von Schweden in die USA auswanderte, Siebenkämpferin. Im Garten des Familien-Grundstücks baute ihm sein Vater eine Stabhochsprunganlage. Beleuchtet von einem Scheinwerfer, der ursprünglich für eine Ölplattform gedacht war. Tausende Sprünge habe er dort absolviert und sein unglaubliches Körpergefühl entwickelt. Gar nicht so einfach, wie er selbst zugibt: "Schließlich wachse ich noch."

Experten bescheinigen ihm, derzeit der Springer zu sein, der weltweit die Energie des Anlaufs am besten in Höhe umwandeln kann. Inzwischen nutzt er seine persönliche Anlage aber nicht mehr. Bei den aktuellen Höhen sei dies "zu gefährlich", erklärte Vater Greg und plauderte eine nette Anekdote aus: Der kleine Armand sei schon in Windeln auf Bäume im Nachbargarten geklettert.

Wohnort: USA; Startrecht: Schweden

Ein Problem blieb lange nur die Frage, für welches Land Armand Duplantis an den Start gehen würde. Er besitzt beide Staatsbürgerschaften, letztendlich entschied er sich für Schweden. Es sei das beste für seine Karriere, sagte der Stabhochspringer – schließlich muss er nun nicht durch die harte Ausscheidung bei den US-Trials.

Trotz aller Erfolge wollen es weder Duplantis noch seine Familie zu schnell angehen. Genügend Beispiele, dass hochtalentierte Teenager aus unterschiedlichen Gründen nicht den vorhergesagten Erfolg hatten, gibt es in der Sportwelt viele. Eine komplette Profi-Saison in allen Ecken der Welt soll es in diesem Jahr noch nicht geben. "Als Stabhochspringer ist er vielleicht gut genug dafür. Aber er braucht noch ein bisschen Lebenserfahrung und Erziehung", sagte sein Vater.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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